Verkehrswende: 10 Gründe, warum den E-Autos gerade der Stecker gezogen wird
Früh wurden sie von der Politik zum Kern der „Verkehrswende“ erklärt. Doch die Zahl batteriebetriebener Fahrzeuge wuchs schon deutlich langsamer, als es Merkel wollte, und unter Scholz geht ihr Zuwachs noch langsamer voran.
Den Elektroautos geht die Energie aus. Im Juli 2024 wurden in Deutschland 30.762 reine E-Fahrzeuge neu zugelassen, was laut Kraftfahrt-Bundesamt ein Minus von 36,8 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahrs darstellt. Der Anteil neuer E-Autos an allen Kfz-Neuzulassungen im Juli lag bei 12,9 Prozent. Nur jedes achte Auto, das zusätzlich auf Deutschlands Straßen kommt, ist also batteriebetrieben.
Der Absatz von E-Autos stockt schon seit Monaten. Zwischen Januar und Ende Juli wurden in Deutschland knapp 215.000 Elektroautos zugelassen, das waren 12,6 Prozent aller Neuzulassungen – gegenüber immerhin 268.926 Elektroautos oder 16,4 Prozent im Vorjahr.
Nur 12 Prozent aller neuen Autos elektrisch
Die Krise der Elektroautos bestätigt eine alte Regel: Der Staat versteht nichts vom Unternehmertum. Mit aller Macht hatte sich die Bundesregierung zu Zeiten von Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Ziel verschrieben, den Anteil der batteriegetriebenen Fahrzeuge auf deutschen Straßen massiv auszuweiten, um Forderungen insbesondere grüner Pressure Groups zu entsprechen. Kaufprämien von bis zu 4000 Euro pro Fahrzeug, zusätzlich Steuererleichterungen und Privilegien im Straßenverkehr sollten bis 2020 mindestens eine Million Stück der als klimafreundlich gepriesenen Fahrzeuge in den Markt zwingen. Dieses Ziel gab bereits 2010 der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) aus, und er wollte gar, dass diese Fahrzeuge „aus deutscher Produktion“ kämen – darüber konnte Tesla-Chef Elon Musk mutmaßlich schon damals nur grinsen.
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Der Staat versteht nichts von Unternehmertum
Tatsächlich wurde erst Ende 2022 die Millionenmarke überschritten – weil 2023 die Subventionen gestoppt wurden und etliche Kaufentschlossene noch rasch vorher den Weg zum Händler ihres Vertrauens fanden. Bis zum 1. April 2024 stieg die Zahl weiter auf insgesamt rund 1,46 Millionen E-Autos. Erneute Subventionen sind nicht in Sicht angesichts der tiefen Einschnitte in den Bundeshaushalt, den die zerstrittene Ampel für 2025 aktuell erneut schrumpfen muss.
Doch an der „Verkehrswende“ wird trotz der ernüchternden Zahlen festgehalten. Unbeeindruckt von dem verpassten ersten Ziel wurde bereits im Januar 2023 die nächste hochambitionierte Zielmarke seitens der Politik definiert: Auf dem sogenannten Mobilitätsgipfel im Kanzleramt, an dem neben Vertretern von Mercedes, VW oder BMW und der Zuliefererindustrie auch der Wirtschaftsminister, der Verkehrsminister, der Arbeitsminister, der Finanzminister und die Umweltministerin teilnahmen, wurde verkündet, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrischen Autos auf Deutschlands Straßen fahren sollen – also gut eine Verzehnfachung der aktuellen Zahl binnen der nächsten sechs Jahre.
Elektroauto-Bestellungen brechen massiv ein – vor allem ein Grund entscheidend
Dabei gibt es Gründe dafür, dass aktuell der Absatz der E-Autos massiv in die Knie geht. Zwar galten sie lange Zeit als die Zukunft der Mobilität und als Schlüssel zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Doch trotz ihrer Vorteile stehen sie vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere auf dem deutschen Markt. Die sinkenden Verkaufszahlen, die gestrichenen Subventionen und weitere strukturelle Probleme werfen die Frage auf, ob Elektroautos tatsächlich bereit sind, den Massenmarkt zu erobern.
Hier die wichtigsten Ursachen für den deutlichen Absatzrückgang:
1. Gestrichene Subventionen
In Deutschland haben staatliche Subventionen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Verkaufs von Elektroautos gespielt. Diese Subventionen wurden jedoch kürzlich gekürzt oder ganz gestrichen, was zu einem merklichen Rückgang der Verkaufszahlen geführt hat. Ohne diese finanzielle Unterstützung sind viele potenzielle Käufer nicht bereit, den hohen Kaufpreis für ein Elektroauto zu zahlen. Dies hat dazu geführt, dass die Marktakzeptanz deutlich gesunken ist.
2. Hohe, nicht wettbewerbsfähige Preise
Ohne Subventionen sind die Preise für Elektroautos im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen immer noch sehr hoch. Die Herstellungskosten für Batterien und andere spezielle Komponenten eines Elektroautos sind nach wie vor deutlich höher als bei traditionellen Verbrennungsmotoren. Dies macht Elektroautos weniger wettbewerbsfähig, besonders in einem Markt, der stark preisorientiert ist. Die hohen Anschaffungskosten schrecken viele Käufer ab, die stattdessen auf bewährte und günstigere Verbrennerautos setzen.
3. Teure Reparaturen
Ein weiterer Nachteil von Elektroautos sind die hohen Reparaturkosten. Obwohl Elektroautos weniger bewegliche Teile haben und daher weniger anfällig für bestimmte Arten von Verschleiß sind, sind die Reparaturen oft komplexer und teurer. Spezialwerkstätten und ausgebildete Fachkräfte sind erforderlich, um die hochkomplexen elektrischen Systeme zu warten und zu reparieren. Dies führt dazu, dass die Reparaturkosten deutlich über denen von Verbrennerautos liegen, was viele potenzielle Käufer zusätzlich abschreckt.
4. Batterie sorgt für Probleme bei Unfällen
Zum Knackpunkt bei Unfällen, an denen E-Autos beteiligt sind, wird der Zustand der Batterie, deren Zustand sich oft nicht richtig überprüfen lässt. Bei stärker zerstörten E-Autos besteht das Risiko, dass aufgrund von Beschädigungen der elektrischen Systemkomponenten Teile des Fahrzeugs, insbesondere die Karosserie, unter Strom stehen. Zudem muss bei havarierten Elektrofahrzeugen stets damit gerechnet werden, dass die Hochvoltbatterie in Brand gerät – unmittelbar nach dem Unfall oder aber auch erst Tage später. Auf diesen Verdacht hin werden E-Autos lange in Quarantäne gelagert oder sogar in Löschcontainern im Wasser versenkt. Dafür gibt es bei Feuerwehren inzwischen spezielle „Safety Trailer“, nämlich Lkw-Anhänger, auf denen ein Swimmingpool mitgezogen wird – groß genug, um darin ein Elektroauto zu versenken. Und dieses Bad führt dann zum Totalschaden.
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5. Geringe Reichweiten
Trotz Fortschritten in der Batterietechnologie sind die Reichweiten von Elektroautos immer noch begrenzt im Vergleich zu ihren Verbrenner-Pendants. Viele Modelle bieten eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometern, was für längere Fahrten unpraktisch ist. Dies ist besonders problematisch in ländlichen Gebieten oder für Personen, die regelmäßig lange Strecken fahren müssen. Die Angst vor dem sogenannten „Range Anxiety“ – der Sorge, mit leerem Akku liegenzubleiben – bleibt ein erhebliches Hindernis für die breite Akzeptanz von Elektroautos.
6. Mangelhafte Infrastruktur an Ladestationen
Die Ladeinfrastruktur in Deutschland ist nach wie vor unzureichend ausgebaut. Es gibt zwar Fortschritte, aber das Netz der Ladestationen ist immer noch nicht dicht genug, um den Bedarf der steigenden Anzahl von Elektroautos zu decken. Insbesondere Schnellladestationen sind rar, was längere Ladezeiten zur Folge hat. Das unzureichende Netz an Ladestationen macht das Aufladen zu einer logistischen Herausforderung und trägt zur Unsicherheit der potenziellen Käufer bei.
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7. Zu lange Ladezeiten
Selbst bei Schnellladestationen dauert das Aufladen eines Elektroautos deutlich länger als das Tanken eines Verbrennerfahrzeugs. Dies kann besonders auf längeren Reisen unpraktisch sein.
8. Rohstoffknappheit
Die Produktion von Batterien für Elektroautos erfordert seltene Erden und andere Rohstoffe, deren Abbau oft umweltschädlich ist und politische Abhängigkeiten schafft.
9. Entsorgung und Recycling
Die Frage, wie alte Batterien umweltfreundlich entsorgt oder recycelt werden können, ist noch nicht vollständig gelöst. Die ökologische Bilanz von Elektroautos wird durch die Problematik der Batterienutzung und -entsorgung belastet.
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10. Rasanter Wertverlust
Gebrauchte Autos verlieren allgemein rasch an Wert. Aber bei Elektroautos ist dies noch stärker der Fall . Lassen sich für Verbrenner auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach drei Jahren noch rund 63 Prozent des Neupreises erzielen, sind es bei Elektroautos nur noch gut 50 Prozent. Der Grund: Diese Autoklasse steckt noch in den Kinderschuhen, darum schreiten die Innovationen bei den Modellen von morgen rasch voran – aber die Vergreisung der E-Autos, die bereits auf den Straßen fahren, geht ebenfalls mit höherer Geschwindigkeit voran als bei den konventionellen Fahrzeugen.
Was sind die Schlussfolgerungen?
Es gibt viele Gründe, die für E-Autos sprechen. Aber ihre Marktdurchdringung steht in Deutschland, wie gesehen, auch künftig vor erheblichen Herausforderungen. Die gestrichenen Subventionen und die daraus resultierenden hohen Preise, die teuren Reparaturen, die begrenzten Reichweiten und die mangelhafte Ladeinfrastruktur machen es schwer, eine breite Marktakzeptanz zu erreichen. Man kann sagen: Sie sollten unbedingt verkauft werden, bevor ihre Qualität gesichert war.
Hinzu kommen weitere technische und ökologische Probleme, die gelöst werden müssen, um Elektroautos zu einer echten Alternative zu Verbrennerfahrzeugen zu machen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie diese Herausforderungen gemeistert werden können, um die Elektromobilität langfristig erfolgreich zu machen. In jedem Fall wäre es empfehlenswert, wenn die Politik in Berlin wie in Brüssel wieder stärker auf Unternehmer und den Markt, also letztlich den Konsumenten vertrauten, anstatt die Wirtschaft planen zu wollen.
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