E-Fuels binden CO2 aus der Luft
Als E-Fuels werden Kraftstoffe bezeichnet, die aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden. Sie sind im Prinzip so etwas wie synthetisches Benzin. Dazu ist Strom erforderlich, weswegen die Stoffe den Zusatz E tragen. E-Fuels sind dabei sehr heterogen: In der Regel werden sie aus Biomasse hergestellt, also zum Beispiel Raps oder Weizen. Die Herstellung aus Palmöl ist in Deutschland mittlerweile verboten. Theoretisch ließen sich E-Fuels auch aus Wasserstoff oder CO2 aus der Luft gewinnen. Diese Techniken sind aber noch nicht so verbreitet.
Klimaneutraler Kraftstoff, den jeder Verbrenner verträgt
Gegenüber Benzin, Diesel und anderen Erdöl-Produkten haben E-Fuels den Vorteil, nur die Menge an CO2 an die Umwelt abzugeben, die vorher in den Stoffen gebunden war, aus denen sie hergestellt wurden. Würden also alle E-Fuels aus dem CO2 in der Luft hergestellt, wäre die Verbrennung von E-Fuels komplett klimaneutral.
Ein weiterer Vorteil: Heutige Verbrenner-Autos könnten die synthetischen Kraftstoffe größtenteils einfach als Ersatz für Benzin und Diesel verbrennen. Wichtiger wäre ihr Einsatz aber wohl in Klassen, in denen sich fossile Kraftstoffe nicht so einfach durch Strom ersetzen lassen. Das sind in erster Linie Schiffe und Flugzeuge.
4,50 Liter pro Liter E-Fuel, erst 2050 gleiche Kosten wie bei Benzin
Die theoretisch schöne Klimabilanz hat einen Haken: Für die Herstellung von E-Fuels müssen Stoffe mehrmals umgewandelt werden: Aus Wasser muss per Elektrolyse Wasserstoff gewonnen werden, aus Pflanzen oder der Luft das notwendige CO2. Dabei geht jedes Mal viel Energie verloren. Verbrennerautos nutzen am Ende nur zehn Prozent der ursprünglich in den Komponenten steckenden Energie. Zum Vergleich: Damit verbraucht ein E-Fuel-Auto auf gleicher Strecke fünfmal so viel Energie wie ein Elektroauto. Sinnvoller wäre es deswegen, direkt mit dem Strom oder zumindest mit Wasserstoff zu fahren und sich die Umwandlung in E-Fuels zu sparen.
Zudem sind E-Fuels sehr teuer, weil eben viel Strom für ihre Herstellung benötigt wird. Der ADAC schätzt die Kosten pro Liter auf etwa 4,50 Euro aktuell. Dazu kämen noch alle Steuern und Abgaben. Gerade die CO2-Steuern allerdings dürften auf den Klima-Sprit eigentlich gar nicht erhoben werden.
E-Fuels erfordern keine neue Infrastuktur
Theoretisch soll die Herstellung in einigen Jahren weniger als zwei Euro pro Liter kosten. Erst 2050 könnte laut Wissenschaftlichem Dienst des Bundestages der Preis auf einen Euro pro Liter sinken. Dann könnten die E-Fuels ähnlich viel kosten wie Benzin. Dessen Herstellung dürfte sich durch die Inflation bis dahin verteuern. Ein Vorteil von E-fuels – im Gegensatz zum E-Auto – ist die Tatsache, dass keine neue Tank-Infrastruktur benötigt wird. Ein „Vorläufer“ von E-Fuels, der aus Reststoffen hergestellte Öko-Diesel HVO100, ist bereits an Tankstellen zu haben .
E-Fuels in der Luftfahrt: Airlines wollen kein Geld für Klimaschutz ausgeben
Definitiv eine Zukunft haben E-Fuels für Schiffe und Flugzeuge, eventuell auch für Warentransporte über LKW oder andere Nutzfahrzeuge wie Krankenwagen oder die Feuerwehr. Wie es für den PKW-Bereich aussieht, bleibt derzeit offen. Ralf Diemer von der E-Fuel Alliance weist allerdings daraufhin, dass gerade in der Luftfahrt die Hindernisse groß sind: „Tatsächlich ist die Zahlungsbereitschaft in diesen Branchen wesentlich geringer, weil man die Kosten nicht ohne weiteres auf die Ticket-Preise aufschlagen kann. 35 bis 40 Prozent der Kosten einer Airline entfallen auf den Treibstoff. Natürlich wissen die Fluggesellschaften, dass sie Alternativen brauchen, weil sie mit herkömmlichem Kerosin nicht klimaneutral fliegen können. Der Bedarf an erneuerbaren Kraftstoffen ist hoch“, so Diemer im Interview mit FOCUS online .
Autobauer setzen auf Elektroantriebe, Ampel will E-Fuels fördern
Finanzminister Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) argumentieren mit Technologieoffenheit. Die Politik solle alle Fahrzeugarten, die keine Emissionen verursachen, gleich behandeln. Deswegen sieht auch schon die Wachstumsinitiative der Bundesregierung zumindest bis 2028 eine steuerliche Gleichbehandlung von E-Fuel-fähigen Verbrennern und Elektroautos vor.
Die Hersteller setzen derzeit eher aufs E-auto, zumindest offiziell. Zwar besitzt Volkswagen eine Fabrik für E-Fuels in Südamerika und BMW könnte sich solche Autos grundsätzlich vorstellen, Priorität haben aber für alle deutschen Hersteller Elektroautos. Auch international wollen einige Länder dem ab 2035 geltenden Verbrenner-Verbot für Neuwagen in der EU sogar zuvorkommen, etwa Großbritannien. Für sie bedeutet das Verbot Planungssicherheit, sie können sich jetzt voll auf Elektroautos konzentrieren.
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