Ein Kurs für muslimische Mädchen “zur Vorbereitung auf die Ehe” hat in Mannheim für Aufregung gesorgt. Inzwischen hat die Moschee eingeräumt, der Titel sei missverständlich gewesen.
Eine Veranstaltungsreihe für muslimische Mädchen in einer Mannheimer Moschee “zur Vorbereitung auf die Ehe” hatte für Diskussionen in der Stadt gesorgt. Beworben wurde der Kurs mit einem Flyer, der inzwischen aus dem Internet genommen wurde. In einer schriftlichen Stellungnahme hat sich der islamische Arbeiterverein, der die Veranstaltungsreihe in einem Flyer angekündigt hatte, nun selbstkritisch dazu geäußert. Auf der Internetseite des Mannheimer “Omar Al-Faruq Centers” schreibt der Verein, der Titel der Veranstaltung sei “missverständlich” gewesen. Es sei nie darum gegangen, minderjährigen Mädchen eine Trauung nahezulegen.
Veranstaltungsreihe in Mannheim zur Verheiratung Minderjähriger?
Dabei klang der Titel der Veranstaltung in der “Omar Al-Faruq Moschee” durchaus eindeutig: “Mädelsabend in der Moschee für Mädchen und Frauen ab 13 Jahren zur Vorbereitung auf die Ehe”. Auf dem Flyer stand zudem ein Zitat eines Islam-Gelehrten: “Wer heiratet, hat die Hälfte seines Glaubens vervollständigt”. Die Formulierung und das Zitat lassen den Schluss zu, dass es sich bei der Veranstaltungsreihe um einen Kurs zur Verheiratung minderjähriger Frauen handeln könnte.
Stadt Mannheim reagierte im Oktober auf umstrittenen Flyer
Als die Stadt Mannheim Ende Oktober auf den irritierenden Flyer zu der Veranstaltungsreihe “Mädelsabend” aufmerksam wurde, führte sie nach eigenen Worten “umgehend” ein Gespräch mit der Moscheegemeinde. In diesem Gespräch stellte eine Vertreterin der für die Veranstaltung verantwortlichen Frauengruppe der Gemeinde die Inhalte der geplanten Veranstaltungsreihe vor und ordnete diese ein. So steht es in der schriftlichen Stellungnahme der Stadt. In der Gemeinde würde offensichtlich eine große Unsicherheit bei Mädchen und jungen Frauen in Bezug auf Heirat und Beziehung wahrgenommen.
Ehe-Kurs: Verein räumt missverständliche Formulierung ein
Die Verantwortlichen hätten bei dem Treffen die Irritationen bedauert, die durch die Formulierung “zur Vorbereitung auf die Ehe” entstanden seien, so die Stadt Mannheim. Trauungen von Frauen unter 18 Jahren seien nie das Ziel gewesen, heißt es in der Stellungnahme des Vereins. Die Idee der Veranstaltungsreihe sei von jungen Frauen der Gemeinde gekommen, als Reaktion auf verstörende Inhalte in sozialen Medien, die ein einseitiges und problematisches Frauenbild propagierten. Deshalb habe man aufklären und das Selbstbewusstsein der jungen Frauen mit diesem Kurs stärken wollen, wie es in der Stellungnahme weiter heißt.
Andere Muslime in Mannheim halten diese Begründung für glaubwürdig. Talat Kamran, der Mitglied im Mannheimer Forum der Religionen ist und das Mannheimer Institut für Integration und interreligiöse Arbeit leitet, war von dem Flyer zunächst auch irritiert, wie er sagt. Doch man arbeite schon länger vertrauensvoll mit dem Trägerverein der Moschee zusammen. Im Gespräch mit dem SWR lobt er vor allem die aktive Jugendarbeit des Vereins. Ein Interesse an oder das Betreiben zur Verheiratung Minderjähriger könne er nicht feststellen, so Talat Kamran.
“Omar Al-Faruq Moschee” wurde schon vom Verfassungsschutz beobachtet
In der “Omar Al-Faruq Moschee” praktizieren vorwiegend arabischstämmige Muslime ihren Glauben. Sie kommen vor allem aus dem Maghreb, aus Ägypten, Syrien und Afghanistan. Vor Jahren war das “Omar Al-Faruq Center” ins Visier des Verfassungsschutzes geraten. Der Verdacht: Salafisten und Hassprediger würden die Gemeinde unterwandern. Inzwischen wird die Mannheimer Moschee aber nicht mehr beobachtet. Das geht aus einer Recherche der Deutschen Presseagentur hervor. Der Verfassungsschutz schreibt zum “Omar al-Faruq Center”, dass derzeit keine verfassungsschutzrelevanten Erkenntnisse zum Trägerverein des Zentrums und dem Zentrum selbst vorliegen würden. Auch, dass Salafisten sich im Center engagieren, konnte der Verfassungsschutz nicht feststellen. Der aktuelle Vorstand habe sich glaubhaft von extremistischen Inhalten distanziert. Trotzdem sei es möglich, dass “vereinzelt auch Anhänger der (extremistischen) salafistischen Szene die Moscheeräumlichkeiten besuchen und dort andere Gläubige ansprechen, um ihre Ideologie zu verbreiten”.
Bald neben “Mädelsabenden” auch Kurse für junge Männer?
Die “Mädelsabende” finden jetzt erstmal nicht statt. Sie sollen aber nachgeholt werden. Der Trägerverein der Moschee hat dafür die städtische Beauftragte für die Koordination der Mädchenarbeit im Jugendamt zu der Veranstaltungsreihe eingeladen und Interesse an weiterem Austausch und Dialog signalisiert. Die Beauftragte hat die Einladung angenommen. Außerdem will der Verein auf Bitten der Stadt demnächst auch ein ähnliches Angebot für junge Männer auflegen – zu Themen wie Gleichberechtigung, Frauenbild, Beziehung und Partnerschaft.