Paracetamol ist für viele Menschen das Schmerzmittel der Wahl. Es hilft gegen leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber. Zwar wirkt es nicht wie Ibuprofen entzündungshemmend, , allerdings ist es magenfreundlicher.
Obwohl Paracetamol seit 1959 in Deutschland gegen Schmerzen angewendet wird, ist seine Wirkweise laut „ AOK Gesundheitsmagazin “ nicht vollständig geklärt. Auch die möglichen, aber seltenen Nebenwirkungen des Medikaments sind in ihrer Gänze noch nicht erfasst. Gerade erst hatten Experten nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) eine neue Begleiterscheinung des Präparats aufgedeckt .
Beschwerden einer metabolische Azidose
Sie entsteht durch eine Vergiftung des Körpers mit dem Schmerzmittel: die metabolische Azidose mit hoher Anionenbrücke – eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes. Das bedeutet, dass sich im Körper vermehrt Säure bildet und er übersauert – der pH-Wert sinkt also schlagartig. In der Folge kommt es zu Beschwerden wie:
- beschleunigte, sehr tiefe und laute Atmung (auch „Kußmaul-Atmung “ genannt), durch die der Körper versucht, mehr Kohlenstoffdioxid auszuatmen, um der Übersäuerung entgegenzuwirken
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- und Lethargie sowie Antriebslosigkeit.
Außerdem beeinträchtigt jede akute Azidose auch die Herzleistung und die Blutgefäße. Das kann folgende Symptome hervorrufen:
- niedriger Blutdruck
- Herzrhythmusstörungen
- und schwere Bewusstlosigkeit
Bei welchen Personen es nach Paracetamol-Einnahme zu stoffwechselbedingter Übersäuerung kommen kann
Insbesondere bei Menschen, die auch das Medikament Flucloxacillin – ein Penicillin, das bei Hautinfektionen gegeben wird – nehmen, kann es aufgrund von Wechselwirkungen mit Paracetamol zu einer stoffwechselbedingten Übersäuerung kommen. Das Risiko ist in dem Fall vor allem unter bestimmten Risikopatienten, also Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz, Sepsis oder Unterernährung erhöht.
Personen, bei denen die oben genannten Symptome auftreten, sollten daher die Einnahme von Paracetamol stoppen und umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine Azidose lässt sich leicht diagnostizieren, heißt es bei „ Gesund.Bund “, dem Online-Gesundheitsportal des Bundesgesundheitsministeriums.
Die Mediziner führen dafür eine Blutgasanalyse durch, bei der der pH-Wert sowie die Mengen von Bikarbonat und Kohlenstoffdioxid im Blut gemessen werden. Bikarbonat sorgt normalerweise dafür, Schwankungen des pH-Wertes chemisch auszugleichen. Bei einer metabolischen Azidose ist sein Gehalt im Blut zu gering. Betroffene werden daher mit Medikamenten mit Bikarbonat behandelt, die den Säure-Basen-Haushalt stabilisieren sollen.
Wer vor der Einnahme von Paracetamol einen Arzt aufsuchen sollte
Ganz abgesehen von der nun neu gemeldeten Nebenwirkung: Vor der Einnahme von Paracetamol, dessen Höchstdosis pro Einnahme 1000 Milligramm und tägliche Höchstdosis 4000 Milligramm beträgt, sollten außerdem Menschen mit folgenden Merkmalen oder Erkrankungen einen Arzt konsultieren:
- chronisch Alkoholkranke
- bei Beeinträchtigung der Leberfunktion (Leberentzündung, Gilbert-Syndrom)
- mit vorgeschädigter Niere
- bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, die die Leberfunktion beeinträchtigen
- nach Dehydration (zum Beispiel durch geringe Trinkmenge, Durchfall oder Erbrechen)
- bei chronischer Mangelernährung
- mit Körpergewicht unter 50 Kilogramm
- bei höherem Lebensalter
- mit hämolytischer Anämie (Blutarmut aufgrund eines Zerfalls der roten Blutkörperchen)
- bei Mangel des am Leberstoffwechsel beteiligten Eiweißes Glutathion (zum Beispiel bei Mangelernährung oder Alkoholmissbrauch)
Während der Schwangerschaft sollten Frauen Paracetamol nicht über längere Zeit, in hohen Dosen oder in Kombination mit anderen Medikamenten einnehmen. Eine kurze Einnahme und eine geringe Dosierung sind zur Linderung von Fieber und Schmerzen angeraten.
Weitere Nebenwirkungen von Paracetamol
Neben der metabolischen Azidose sind weitere Nebenwirkungen, die in seltenen und bei einem von 10.000 Behandelten auftreten können:
- allergische Reaktionen wie Haut- oder Nesselausschlag bis hin zu einer Schockreation, die sofortiger ärztlicher Hilfe bedarf
- Verengung der Atemwege
- schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom
- Veränderung des Blutbildes wie verringerte Anzahl von Blutplättchen oder starke Verminderung bestimmter weißer Blutkörperchen
Darüber hinaus heißt es im Beipackzettel: „Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind. Sie können Nebenwirkungen auch direkt dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte , Abt. Pharmakovigilanz (…) anzeigen. “