HomeNachrichtAbnehmen klappt nicht? Schuld daran könnte Ihre Blutgruppe sein

Abnehmen klappt nicht? Schuld daran könnte Ihre Blutgruppe sein

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, an der in Deutschland etwa jeder fünfte Erwachsene leidet. Wer stark übergewichtig ist mit einem Body-Mass-Index von über 30, gilt als adipös. Nach heutigem Kenntnisstand liegt die Ursache für Adipositas in den meisten Fällen in den Genen und geht deutlich seltener auf andere Ursachen wie eine ungesunde Ernährung oder mangelnde Bewegung zurück.

„Ob jemand eine Adipositas entwickelt, ist bis zu 70 Prozent durch genetische Vorbelastung bestimmt, die restlichen 30 Prozent beruhen auf Umwelteinflüssen“, betont etwa Mediziner Arya M. Sharma in einem FOCUS-online-Interview.

Genau herauszufinden, welche Gene dafür verantwortlich sind, ist wichtig, um mit einer geeigneten Behandlung entgegensteuern zu können. Denn egal ob genetisch bedingt oder durch andere Einflüsse: Übergewicht kann schwere Folgekrankheiten verursachen und sollte unbedingt behandelt werden.

Fehlt bestimmtes Gen, verbraucht der Körper weniger Energie

Ein Forscherteam aus Großbritannien, Schweden und Dänemark hat ein Gen identifiziert, das an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist: SMIM1. Menschen ohne dieses Gen haben laut Studie mehr Gewicht, weil ihr Körper im Ruhezustand weniger Energie verbraucht.

SMIM1 wurde vor rund zehn Jahren entdeckt. Damals hatten Wissenschaftler die Besonderheiten einer bestimmten, sehr seltenen Blutgruppe namens „Vel-negativ“ erforscht, und waren dabei auf SMIM1 gestoßen. Den wenigsten Menschen ist Blutgruppe „Vel-negativ“ ein Begriff. Sie zählt nicht zu den bekannten Gruppen A, B oder 0. Doch neben diesen Hauptgruppen gibt es weitere Blutgruppensysteme, die deutlich seltener und daher unbekannter sind.

Wie die Universität von Vermont berichtet, hat einer von 2500 die Blutgruppe „Vel-negativ“. In Deutschland wären das rund 33.500 Menschen.

Menschen mit seltener Blutgruppe fehlt das Gen

„Vel-negativ“ ist erblich. Menschen mit der Blutgruppe besitzen keine Kopie des Gens SMIM1. Dass damit auch ein erhöhtes Adipositas-Risiko einhergeht, haben Forschende erst in diesem Jahr herausgefunden. „SMIM1 wurde erst vor einem Jahrzehnt als lange gesuchtes Blutgruppenprotein auf roten Blutkörperchen entdeckt, aber seine andere Funktion war bis jetzt unbekannt. Es ist sehr aufregend herauszufinden, dass es eine allgemeinere Rolle im menschlichen Stoffwechsel spielt“, sagt Jill Storry, Co-Autorin der Studie und Lehrbeauftragte an der schwedischen Universität Lund.

Storry und ihre Kollegen hatten Daten von rund 500.000 Menschen aus der britischen Biodatenbank analysiert und darunter 104 Menschen mit fehlendem SMIM1-Gen identifiziert. Das Team untersuchte zudem frische Blutproben von vel-negativen und vel-positiven Menschen. Das Ergebnis: Frauen ohne das Gen wogen durchschnittlich 4,6 Kilogramm mehr als Frauen mit dem Gen, bei Männern waren es 2,4 Kilogramm mehr.

Cambridge-Forscher entdeckten ebenfalls Gen-Varianten mit Adipositas-Effekt

SMIM1 ist längst nicht das einzige Gen, das eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht spielt. Ein weiteres Forscherteam aus Cambridge, Großbritannien, hatte im April 2024 eine Studie zu zwei Gen-Varianten veröffentlicht, die ebenfalls einen Effekt auf das Körpergewicht haben könnten. Ihr Wirkmechanismus ist jedoch ein anderer.

Es handelt sich um Varianten in den Genen BSN und APBA1, die das Risiko für Fettleibigkeit laut Studie um das bis zu Sechsfache erhöhen können. Die BSN-Variante werde zudem mit einem erhöhten Risiko für nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht, schreiben die Forschenden.

Ihren Angaben zufolge ist einer von 6500 Erwachsenen von den BSN-Genvarianten betroffen. Das entspricht 12.000 Menschen in Deutschland.

BSN und APBA1 entschlüsseln Proteine, die im Gehirn vorkommen. Bislang war nicht bekannt, dass sie auf den sogenannten Leptin-Melanocortin-Signalweg einwirken. Dieser sendet dem Körper vereinfacht gesagt das Signal: „Ich bin satt!“ Die Forscher gehen davon aus, dass sie einen neuen biologischen Mechanismus für Adipositas aufgedeckt haben. Dieser könnte wiederum bei der Entwicklung neuer Medikamente helfen.

Neue Medikamente gegen Fettleibigkeit

Das erhoffen sich auch die Forscher aus Großbritannien, Schweden und Dänemark. „Das gesamte Team freut sich sehr darauf zu sehen, wie dieses neue Wissen in praktische Lösungen für Menschen mit dieser genetischen Ausstattung umgesetzt werden kann“, sagt Co-Autor Ole Pedersen, Professor an der Universität Kopenhagen, Dänemark.

Sollte eine klassische Therapie mit Ernährungsumstellung, Sport und Bewegung bei Übergewichtigen keinen Erfolg bringen, könnten diejenigen mit einem bestimmten Gen-Defizit in Zukunft von neuen Medikamenten profitieren, die den Energiehaushalt regulieren und ein nachhaltiges Abnehmen ermöglichen.

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