Deutsche Autobauer in den USA: Was BMW, Mercedes und VW tun müssen, damit Trump ihnen nicht das Licht ausbläst
Montag, 20.01.2025, 12:50
Donald Trump wird zum zweiten Mal Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei war die erneute Wahl keine Überraschung. Die Auswirkungen für die europäische Autoindustrie sind jedoch deutlich intensiver als 2016, gerade für die deutschen Hersteller.
Nein, einfach wäre es für die europäischen und speziell deutschen Autohersteller auch nicht geworden, wenn Kamala Harris die Präsidentschaftswahlen gewonnen hätte. Sie hatte sich ebenso wie Ex-Präsident Joe Biden für eine Stärkung der eigenen Firmen eingesetzt. Auch wenn sich Elektropionier Elon Musk im erweiterten Trump-Beraterteam immer wieder in Szene setzte, proklamiert Donald Trump in seiner zweiten Amtsperiode eine Abkehr von „grünen“ Technologien. Der reale Wettbewerb soll es richten, mit welchem Antrieb Fahrzeuge unterwegs sind. Ein Verbot von neuen Verbrennern wie in der EU Mitte des kommenden Jahrzehnts – undenkbar in den USA.
Verbrenner-Verbot wird es in den USA nicht geben
Die US-Wirtschaft solle getreu dem Motto „America First“ gestärkt werden und das hat nicht allein Auswirkungen auf die Strafzölle, die Trump angedroht hat und die Wirtschaftsbeziehungen zu China, sondern auch auf das immer weniger einflussreiche Europa mit seinem Wirtschafts-Antreiber Deutschland. China haben die USA bereits ganz gut im Griff. Anders als in Süd- und Mittelamerika spielen chinesische Fahrzeuge in Nordamerika bisher keinerlei Rolle. Erst im Herbst erhöhte die Biden-Regierung die 25 Prozent Strafzölle für Elektroautos aus China auf 100 Prozent. Daran dürfte sich erst einmal nichts ändern.
USA verbieten China-Autos mit Schnüffel-Software
Dazu kommt: Während die EU ebenfalls Strafzölle gegen chinesische E-Autos verhängt hat, unterschätzt sie einen anderen Aspekt. Nämlich den, dass alle in der Diktatur China gefertigten Autos umfangreiche Überwachungssoftware an Bord haben. Das ist zwar für das autonome Fahren unabdingbar , stellt jedoch auch ein Sicherheitsrisiko dar – sei es Industriespionage oder sogar das Szenario, dass China im Konfliktfall einfach Autos per Fernzugriff abschalten könnte. In den USA reagiert man nun knallhart: Wie die „Auto Motor & Sport“ berichtet , werden vernetzte Autos aus China in den USA ganz einfach verboten. „Das Verbot von chinesischer Automotive-Software soll ab dem Modelljahr 2027 in Kraft treten; chinesische Hardware für vernetzte Fahrzeuge soll ab dem Modelljahr 2030 nicht neu auf amerikanische Straßen kommen“, berichtet die Fachzeitschrift. Darüber dürfte sich Elon Musk freuen, dessen Projekt des autonomen Fahrens bei Tesla in der Praxis bislang zumindest noch nicht das gehalten hat, was Musk immer wieder versprochen hatte.
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US-Produktion ist Pflicht für deutsche Autobauer
Deutsche Autobauer haben da schon wesentlich bessere Chancen in den USA. Hersteller wie BMW, Volkswagen oder Mercedes betreiben längst große Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten. Wer baut wo und ist gut aufgestellt für die Zukunft? Ein Überblick.
- BMW hat seit rund drei Jahrzehnten eine gigantische Fertigung in Spartanburg / South Carolina. Im Laufe der Jahre wurde das Südstaatenwerk, in dem insbesondere die größeren X-SUV-Modelle vom Band laufen, mit rund 450.000 Fahrzeugen zur größten Fertigung von BMW überhaupt – deutlich größer als München, Dingolfing oder Regensburg und das zu deutlich geringeren Kosten. Doch BMW verkauft in den USA auch seine Limousinen der 3er, 5er oder 7er Reihe sehr erfolgreich zwischen Pazifik und Atlantik. Diese Modelle müssen zumeist aus Europa importiert werden und BMW entschied sich vor Jahren, eine weitere Fertigung für kleinere Fahrzeuge in Mexiko (San Luis Potosi) zu installieren. Ab 2027 sollen hier auch die Modelle der neuen Klasse für ganz Amerika gefertigt werden und vor einem Jahr gab es die Grundsteinlegung für eine Batteriefertigung. Das könnte ebenso zum Problem werden die noch junge Audi-Fertigung im mexikanischen San José Chiapa, denn Donald Trump will die Zollgrenzen gegenüber Mexiko deutlich erhöhen .
- Während sich nahezu alle Premiumhersteller mindestens eine Produktion in den USA gesichert haben, sieht es bei Audi und auch Porsche schlecht aus. Setzt Donald Trump die angekündigten Strafzölle zwischen 10 und 25 Prozent um, wird das auch für deutsche Marken zum teuren Ärgernis.
- Nicht anders sieht es für Mercedes aus. Die Schwaben fertigen am Standort Tuscaloosa / Alabama in erster Linie die großen SUV vom Typ GLE, GLE Coupé sowie GLS und GLS Maybach. Seit 2022 werden dort ebenfalls die vollelektrischen Modelle EQS SUV und EQE SUV gefertigt und seit 2023 auch der neue Mercedes-Maybach EQS SUV. Die Akkus für die EQ-Modelle kommen aus einer Batteriefabrik im benachbarten Bibb County. Doch Coupés oder Limousinen wie C-Klasse, E-Klasse, S-Klasse oder auch der neue CLA (wahlweise als Elektromodell oder Hybrid) werden ebenfalls aus Deutschland in die USA importiert. Das könnte nicht nur durch die Strafzölle teuer werden, sondern auch durch die damit häufig verbundenen Anforderungen an den Einsatz regional produzierter Komponenten „(Local Content“).
Wer in Mexiko produziert, hat ein Problem
Volkswagen gerät ebenfalls unter Zugzwang, denn die Fertigung in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee ist mit VW Atlas und ID4 deutlich kleiner als ehemals geplant. Viele der US-Modelle – egal ob elektrisch oder Verbrenner – kommen aktuell aus Mexiko, Brasilien oder gar Argentinien nach Nordamerika. Setzt Trump hier seine geplanten Strafzölle durch, kann kaum einer der Hersteller kurzfristig handeln und seine Modelle auf andere Linien in den USA umschwenken lassen. Die Produktionsplanungen nehmen zumeist mehrere Jahre Vorlauf in Anspruch.
Doch auf ein Muskelspiel mit dem neuen US-Präsidenten dürfte sich kaum einer der CEOs der europäischen Konzerne einlassen . In wirtschaftlich schweren Zeiten steht zu viel auf dem Spiel und so waren gerade in den Wochen seit der Trump-Wahl eher seichte Stimmen zu hören, dass man die amerikanischen Werke ebenso stärken wollte wie Kooperationen. Volkswagen beispielsweise ist erst vor kurzem eine milliardenschwere Zusammenarbeit mit dem Elektro-Start-Up Rivian eingegangen. Die komplett neue VW-Marke Scout, die Geländewagen und Pickups mit Elektro- und Hybridantrieben baut, startet mit einer nagelneuen Fabrik in den USA und hat damit gute Aussichten.
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Volvo hat für die USA klug vorausgeplant
Reagiert hat vor Jahren bereits Volvo, die zum chinesischen Geely-Konzern gehören. Das neue Oberklasse-SUV EX90 läuft in Charleston / South Carolina vom Band. Ganz ähnliche Fertigungen gibt es seit Jahren bei Marken wie Mazda, Toyota / Lexus, Hyundai / Kia, Nissan oder der Stellantis Konzern mit seinen US-Labeln Jeep, Dodge oder Ram. Wer in den USA auf lange Sicht erfolgreich sein will, wird seine hier angebotenen Fahrzeuge auch in den Vereinigten Staaten produzieren müssen; auch um Vertrauen und Rückendeckung der nationalen Händlerschaft zu haben, die in den USA weitaus mächtiger als in Europa sind.
Deutsche Autobauer können Trump auch nützlich sein
Problematisch wird die Situation nicht allein für die Autohersteller selbst, sondern auch für europäische Zulieferer wie ZF, Bosch, Magna, Schaeffler oder Gestamp, die derzeit ohnehin in einer angespannten Lage gegen schwindende Erträge und Marktnachfrage kämpfen müssen. Doch auch Donald Trump wird sich der Wichtigkeit der europäischen Autohersteller für seine Nation bewusst sein, denn hier geht es nicht nur um bis zu 150.000 lokale Arbeitsplätzen und Wählerstimmen, sondern auch den Standort USA. BMW beispielsweise ist seit Jahren der größte Autoexporteur aus den Vereinigten Staaten heraus – genau das dürfte nach dem Geschmack von Donald Trump und der neuen republikanischen Regierung sein.
Grüne Lobbyisten könnten Einfluss in Washington verlieren
Bemerkenswert ist der Widerspruch zwischen Donald Trump mit seiner engen Verbindung zur Öl- und Gasindustrie einerseits und dem Elektroauto-König Elon Musk auf der anderen Seite, der eine wichtige Rolle in der neuen US-Regierung spielt. In einem Interview mit FOCUS online stellte der Trump-Vertraute Gavin Wax in Aussicht, dass nun keineswegs das Ende des E-Autos in den USA anbricht . „Es wird weiterhin Elektroautos geben und ihr Marktanteil könnte durchaus steigen, aber die Entscheidung werden jetzt die amerikanischen Verbraucher und der freie Markt treffen, nicht mehr die Bürokraten aus D.C. mit ihren Zwangsquoten. Ich erwarte, dass es eine große Vielfalt an Autos zu den unterschiedlichsten Preisen geben wird”, so Wax. Auch Tesla dürfte sich keine großen Sorgen machen, zumal Elon Musk am „Hebel der Macht“ in Washington dem US-Präsidenten klarmachen dürfte, welche Rohstoff-Abkommen und Entbürokratisierungs-Maßnahmen nötig sind, um die US-Autoindustrie zu fördern.
Was ziemlich sicher endet, ist der starke Einfluss grüner Verbände und NGOs, die als Einflüsterer in der Biden-Regierung Gesetze beeinflussen konnten – genauso wie sie das auch in der EU tun, etwa über die mächtige Lobbyisten-Organisation „Transport & Environment“ (T&E). T&E war einer der Treiber hinter dem Verbrenner-Verbot aus Brüssel.
Abgasnormen werden nicht weiter verschärft
Solche Lobby-Beeinflussung wolle man künftig unterbinden, macht Gavin Wax klar: „Wir Republikaner sind Partei des Naturschutzes, von Theodore Roosevelt bis Richard Nixon. Aber wir verlieren das Spiel seit Jahrzehnten an die Extremisten und haben es zugelassen, dass in der Umweltbehörde EPA Ideologie und politische Interessen gegenüber vernünftigem Engineering und den Realitäten unserer Infrastruktur die Oberhand gewonnen haben.” Eine erste Konsequenz wurde bereits angekündigt: Die durchaus strengen Abgasnormen in den USA sollen zwar bleiben, aber nicht noch weiter verschärft werden, so wie es Ex-Präsident Biden für eine zweite Amtszeit geplant hatte.