Fahrbericht VW Golf GTI: Sag doch einfach, wir fahren Golf GTI – der Kult-Sportler geht in Runde 8
Freitag, 24.01.2025, 07:10
Den Golf gibt es seit über 50 Jahren. Die achte Auflage musste vor allem bei der Bedienung viel Kritik einstecken. FOCUS online testet das Facelift in der GTI-Version mit 265 PS, 20 mehr als der Vorgänger.
Für mich immer noch einer der besten Marketingclips, die ich je gesehen habe: Sag doch einfach, wir fahren Golf. Und hier kommt sogar noch verbal der Zusatz GTI.
Womit wir beim Thema wären. Denn gerade der GTi mit dem Wabenmuster in den Sitzen hat Kultstatus erreicht. Mal sehen, was der Golf, den es seit 51 Jahren gibt, nach dem Facelift zu bieten hat.
Denn vor der Überarbeitung gab es doch einige Kritikpunkte, vor allem an der Bedienbarkeit und der trägen Software.
Kurz zu den Fakten:
- 2,0-Liter-Turbobenziner mit 265 PS
- 0-100 km/h in 5,9 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- 7-Gang-DSG-Getriebe (Handschaltung für GTI nicht verfügbar)
- Verbrauch nach WLTP: 7,1-7,3 l/100 km
- 4,28 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,42 Meter hoch, Radstand: 2,62 Meter. Der Variant ist 35 Zentimeter länger, wird aber nicht als GTI angeboten.
- Kofferraum zwischen 300 und 1280 Liter plus doppelter Ladeboden
- Preis ab 45.655 Euro
Und nun schauen wir uns den GTI etwas genauer an.
Karosserie und Innenraum
Der VW Golf GTI der 8. Generation basiert auf der Plattform MQB evo, die er sich mit Konzernbrüdern und -schwestern wie Skoda Octavia, Seat Leon oder Audi A3 teilt. Die Karosserie des kompakten Sportlers behält die klassischen Golf-Proportionen bei, wird aber durch GTI-spezifische Elemente aufgewertet.
Im Innenraum fallen sofort die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und dem charakteristischen Karomuster „Scalepaper“ auf. Rote Ziernähte an Sitzen, Mittelarmlehne und Multifunktions-Ledersportlenkrad unterstreichen das Ambiente.
Die Platzverhältnisse sind für einen Kompaktwagen mehr als ordentlich. Auf den Vordersitzen passen bis zu zwei Meter lange Personen, im Fond bis zu 1,95 Meter – vorausgesetzt, der Fahrer ist nicht größer als 1,85 Meter.
Auch der Kofferraum geht in Ordnung und fasst zwischen 300 und 1280 Liter plus doppeltem Ladeboden.
Weniger schön sind die Kunststoffteile in den Türen. Sie wirken nicht besonders hochwertig. Dazu kommt der Carbon-Look, den man mögen kann, aber nicht muss. Aber er steht dem Auto.
Bedienung und Infotainment
Das Infotainmentsystem wurde komplett überarbeitet und basiert nun auf dem Modularen Baukasten der vierten Generation (MIB4), da die bisherige Rechenleistung nicht optimal ausgelegt war. Es steht in zwei Versionen zur Verfügung: „Ready 2 Discover“ mit optionaler Navigation und „Discover“ mit serienmäßiger Navigation, beide mit 12,9-Zoll-Touchscreen. Die Bedienung wurde durch eine neue Grafik und Menüstruktur deutlich verbessert und vereinfacht. Beleuchtete Touchbars für die Temperatur- und Lautstärkeregelung erhöhen den Bedienkomfort und helfen natürlich auch bei Dunkelheit.
Die Einstiegsversionen des Golf verfügen über ein 10,4-Zoll-Display. Positiv zu vermerken ist, dass das Multifunktionslenkrad keine berührungsempfindlichen Flächen mehr aufweist. Das verbessert die Bedienung.
Motor, Antrieb und Verbrauch
Der Golf GTI wird von einem 2,0-Liter-Turbobenziner mit 265 PS angetrieben, 20 PS mehr als der Vorgänger.
Die Kraft wird über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) auf die Vorderräder übertragen. Allradantrieb hat der Testwagen nicht, den gibt es beim GTI ohnehin nur in Einzelfällen – wie zuvor beim GTI Edition 35. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in 5,9 statt bisher 6,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Der WLTP-Verbrauch wird mit 7,1 bis 7,3 l/100 km angegeben, tatsächlich wurden Werte zwischen 7,7 und 9,7 l/100 km gemessen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Test im Winter stattfand.
Fahrwerk und Fahrverhalten
Das Fahrwerk des Golf GTI wurde deutlich verbessert. Ein neuer Fahrdynamik-Manager kann jeden Stoßdämpfer und jeden Bremssattel einzeln ansteuern, was zu einem neutraleren und zugleich strafferen Fahrverhalten führt. Der GTI liegt ruhig auf der Straße und macht vor allem auf der Autobahn auch jenseits der 200 km/h viel Spaß. Auf kurvigen Landstraßen macht er dank direkter Lenkung und guter Kurvenlage eine gute Figur. Auch das DSG arbeitet ruckfrei, was früher ein Problem war, heute aber tadellos funktioniert.
Kosten und Ausstattung
Der Einstiegspreis für den VW Golf GTI liegt bei 45.655 Euro (zum Vergleich: der Basis-Golf startet bei 28.330 Euro). Zur Serienausstattung des GTI gehören unter anderem Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, Einparkhilfe vorne und hinten sowie Alufelgen.
Sonderausstattungen wie Lederausstattung (1.725 Euro), Navigation (565 Euro) und Metalliclackierung (565 Euro) erhöhen den Preis. Die Farbe Kings Red kostet beispielsweise 960 Euro extra. Auch das schwarze Dach des Testwagens ist optional und kostet 1300 Euro.
Fazit
Der VW Golf GTI eignet sich für Fans, die einen sportlichen Kompaktwagen mit alltagstauglichen Eigenschaften suchen.
Er bietet eine gelungene Mischung aus Leistung, Komfort und moderner Technik. Der GTI ist daher ideal für Enthusiasten, die Wert auf Fahrspaß legen, ohne auf Praktikabilität verzichten zu wollen. Allerdings sollten Interessenten den höheren Anschaffungspreis und den möglicherweise höheren Realverbrauch in ihre Überlegungen einbeziehen. Für Puristen, die eine Handschaltung bevorzugen, könnte der Wegfall dieser Option ein Minuspunkt sein. Aber dann gibt es auch kein Wabenmuster in den Sitzen, die sind einfach Kult.
vt/