HomeNachricht„Erfolgschancen steigen“: Deutscher Forscher erklärt, wie wir Krebs künftig bekämpfen

„Erfolgschancen steigen“: Deutscher Forscher erklärt, wie wir Krebs künftig bekämpfen

  • Im Video: 8 Krebs-Risiken, die kaum einer kennt – und die Sie vermeiden können

„Jeder Mensch ist einzigartig – das gilt auch für seine Krebserkrankung“, sagt Rainer Claus. Er ist Oberarzt und Professor für Personalisierte Tumormedizin und Molekulare Onkologie am Universitätsklinikum Augsburg. Während beispielsweise Brustkrebs früher als eine einzige Krankheit betrachtet wurde, weiß man heute, dass es zahlreiche Arten von Brustkrebs gibt. Sie können sich stark voneinander unterscheiden.

„Manche Tumore haben sogar große Ähnlichkeiten mit Krebsarten, die von anderen Organen ausgehen, wie zum Beispiel in der Lunge oder Leber“, erklärt Claus in einer Pressemitteilung. Daher sollte nicht jeder Brustkrebspatient mit der gleichen Therapie behandelt werden.

Dank moderner Forschung und Diagnostik können Ärzte heute einen Tumor auf seine individuellen Merkmale hin untersuchen. Und eine „Therapie wählen, die genau zu dieser speziellen Krebsart passt”, sagt der Krebsforscher aus Augsburg. „Dadurch lassen sich unwirksame Behandlungen vermeiden, und die Erfolgschancen für den Patienten steigen.“

Individuelle Krebstherapie

Rainer Claus und seine Kollegen betreiben an der Uniklinik Augsburg die sogenannte molekulare Diagnostik. Die befasst sich mit Tumoren auf Ebene der Gene. Gene sind bildlich gesprochen die Bauanleitung für unsere Zellen. Schleichen sich in bestimmten Genen Fehler ein, sogenannte Mutationen, kann Krebs entstehen. Die Veränderungen in den Genen können bei jedem Patienten, jedem Tumor, manchmal sogar jeder Metastase ganz unterschiedlich sein.

Um einen Tumor daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, muss seine Ursache gefunden werden, also der genaue Fehler in den Genen. Hier setzt die molekulare Diagnostik an.

„Durch die molekulare Diagnostik können wir diese Veränderungen genau bestimmen. In einer einzigen Untersuchung können wir gleichzeitig mehrere hundert Gene analysieren, um herauszufinden, welche Mutationen eine Rolle bei der Entstehung oder dem Wachstum des Tumors spielen“, so Claus. Diese Erkenntnisse helfen Ärzten, eine individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie zu finden.

Keine zwei Patienten sind vergleichbar

„Wir haben heute ein zunehmend anderes Verständnis von Tumorerkrankungen“, erklärte auch Dirk Jäger bereits 2019 im Gespräch mit FOCUS online. Er ist Leiter der Abteilung Medizinische Onkologie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankung in Heidelberg. Die reine Klassifizierung in Brustkrebs, Dickdarmkrebs oder Lungenkrebs sei für die Behandlung nicht mehr so relevant wie sie früher einmal war. Mittlerweile wisse man, dass „keine zwei Patienten molekular komplett vergleichbar sind.“

Demnach sollte im Idealfall jeder Krebspatient eine eigene Therapie erhalten. Möglich machen könnte das eine Krebsimpfung. Dabei handelt es sich nicht um eine Schutzimpfung, die pauschal vor Krebs schützt, sondern um eine sogenannte therapeutische Impfung, die erst dann zum Einsatz kommt, wenn ein Mensch bereits erkrankt ist. Die Krebsspritze soll das  Immunsystem des Patienten  dazu anregen, körpereigene Krebszellen anzugreifen.

Experten rechnen damit, dass die Krebsimpfung in naher Zukunft im Klinikalltag ankommt. In klinischen Studien wird sie bereits an Menschen getestet. Das Biotech-Unternehmen Moderna will nach eigenen Angaben 2025 einen solchen Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt bringen.

So funktioniert die Krebsimpfung

Die Krebsimpfung basiert auf der mRNA-Technologie, die vielen aus der Pandemie bekannt sein dürfte. In der Krebsmedizin wird sie nicht erst seit Corona erforscht. Die mRNA-Technologie hat den Vorteil, dass man statt ein Eiweiß einzusetzen, das als Impfung verwendet wird und in der Herstellung sehr aufwendig ist, nur die codierende Information in den Muskel spritzt – die Information zur Herstellung dieses Eiweißes. Der Körper kann dann damit selbst das entsprechende Eiweiß aufbauen. Das Immunsystem bemerkt das und wird aktiv.

Dieses Prinzip lässt sich nicht nur gegen Covid-19 anwenden, sondern auch bei Krebs. Ziel ist es in dem Fall, das Immunsystem gezielt zu aktivieren, damit es gegen bestimmte Tumor-Eiweiße vorgeht, die idealerweise nur in der Krebszelle vorhanden sind und in keiner gesunden Körperzelle.

„Durch Corona sehen wir nun auch, dass diese Art der Impfung verträglich ist und hocheffektiv. Das wird das Verfahren auch in der Krebsmedizin massiv beschleunigen“, sagt Krebsexperte Dirk Jäger. „Die Anwendung in der Krebsmedizin ist aber wesentlich komplexer als bei Covid-19, weil wir nicht eine Zielstruktur für alle Patienten haben. Jeder Tumor ist anders.“

In klinischen Studien an Krebspatienten werde für jeden Probanden evaluiert, welche Strukturen in seinem Tumor geeignete Zielstrukturen sind. „Dann wird ein individueller Impfstoff konzipiert, der nur für diesen Patienten gebaut und hergestellt wird.“

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