Betonschutt aus dem abgeschalteten Atomkraftwerk Philippsburg soll auf der Deponie Sansenhecken bei Buchen entsorgt werden. Das hat die Kreisverwaltung am Montag bekannt gegeben.
Seit 2017 läuft der Rückbau am inzwischen abgeschalteten Atomkraftwerk Philippsburg im Landkreis Karlsruhe – und seit Jahren steht die Frage im Raum: Wohin mit dem Bauschutt? Der nämlich darf nicht einfach auf eine herkömmliche Deponie, selbst wenn er “freigemessen” ist. Also selbst wenn er einen Grenzwert von zehn Mikrosievert nicht überschreitet und damit als nicht-strahlender, konventioneller Abfall eingeordnet wird. Wegen der ungeklärten Entsorgung kommt es bereits zu Verzögerungen beim Rückbau des Atomkraftwerks.
SWR-Reporterin Friederike Kroitzsch berichtet von der Deponie Sansenhecken bei Buchen:
Tonnenweise Betonschutt wird künftig in Buchen entsorgt
Jetzt springt der Neckar-Odenwald-Kreis in die Bresche und übernimmt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Philippsburger Betonschutt auf der kreiseigenen Deponie Sansenhecken bei Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis). Die zuständigen Neckar-Odenwälder Gremien haben dafür jetzt grünes Licht gegeben, hieß es in einer Pressekonferenz am Montag.
Insgesamt ist die Rede von rund 16.000 Tonnen Abbruch-Material aus dem abgeschalteten Kernkraftwerk, die über die kommenden Jahre entsorgt werden müssen. Hinzu kommen 13.000 Tonnen Bauschutt aus der Wiederaufbereitungsanlage KTE (Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe) in Karlsruhe, die ebenfalls rückgebaut werden soll.
Eigentlich müsste der entsprechende Bauschutt dort entsorgt werden, wo er anfällt, im Fall Philippsburg, also im Landkreis Karlsruhe. Hier allerdings gibt es keine geeignete Deponie, weswegen der Landkreis Karlsruhe seit 2004 eine Vereinbarung mit dem Enzkreis hat, der Karlsruher Bauschutt auf einer eigenen Deponie entsorgt.
Enzkreis lehnte Teile des Schutts ab
Der Enzkreis hatte sich nach langem Streit bereit erklärt, Bauschutt wie Ziegel, Fliesen und Erde anzunehmen. Mit Blick auf den abgeschalteten Atommeiler allerdings weigerte sich der Enzkreis, insbesondere den Philippsburger Schutt aus Beton anzunehmen. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Enzkreis, den Betreibern von Kraftwerk und KTE und dem Land. Gleichzeitig türmte sich auf dem Gelände des Atomkraftwerks Philippsburg der Betonschutt, die Lagerflächen waren voll. Das führte laut der EnBW als Betreiberin zu ersten Verzögerungen beim Rückbau.
Maulbronn (Enzkreis)
Kreistag stimmt Einigung mit Land und EnBW zu
Enzkreis beendet Streit um Bauschutt aus Philippsburg
Der Enzkreis hat sich mit den Beteiligten im Streit um die Entsorgung von Bauschutt aus dem Kreis Karlsruhe geeinigt. Erste Lkw sollen bald rollen.
Landrat Brötel: Neckar-Odenwald-Kreis habe “jahrelange Erfahrung”
Nun soll dieser Rechtsstreit begraben werden. Der Neckar-Odenwald-Kreis nämlich hat sich nach langen Verhandlungen bereit erklärt, Philippsburger Betonschutt auf seiner Deponie Sansenhecken zu entsorgen. Schon jetzt werden in Sansenhecken Betonteile aus dem abgeschalteten Kernkraftwerk Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) angenommen. Man habe hier also bereits eine jahrelange Erfahrung, sagte der Neckar-Odenwälder Landrat Achim Brötel (CDU).
Brötel rechnet nicht damit, dass es in der Bevölkerung massive Widerstände gegen die Zusage zur Entsorgung geben wird, auch die Entsorgung des Materials aus Obrigheim laufe bisher “völlig geräuschlos”. Diese Anlieferungen haben demnach weiterhin “absoluten Vorrang”, heißt es. Beim Rückbau des Atomkraftwerks Obrigheim fallen insgesamt rund 3.000 Tonnen freigemessener Bauschutt an, von denen knapp über die Hälfte (rund 1.600 Tonnen) bereits auf der Buchener Deponie angenommen worden sind.
Deponie Sansenhecken bei Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis). Hier wird der Bauschutt aus dem AKW Philippsburg entsorgt. SWR
Wir bekommen von den Anlieferern aus Philippsburg und Karlsruhe selbstverständlich eine finanzielle Gegenleistung.
Kreis bekommt für AKW-Bauschutt einen “Annahmepreis”
Der Kreis lässt sich also sein Entgegenkommen gut bezahlen: “Der Annahmepreis entspricht nicht dem üblichen Listenpreis für das Material”. Wie viel Geld der Landkreis für seine Bereitschaft zur Entsorgung bekommt, darüber hätten die Beteiligten auf Verlangen der Betreiber von Kernkraftwerk und Wiederaufbereitungsanlage allerdings Stillschweigen vereinbart.
Das Geld soll zur Stabilisierung der Kreisfinanzen und der Kreisumlage verwendet werden. Auch die Stadt Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) soll finanziell profitieren, auf ihrem Gebiet liegt die Deponie Sansenhecken. Der Rückbau des Kernkraftwerks Philippsburg mit seinen Blöcken 1 und 2 soll rund 15 bis 20 Jahre dauern. Wann die ersten Lkw mit Betonschutt aus Philippsburg in den Neckar-Odenwald-Kreis fahren werden, sei derzeit noch offen, heißt es von der Kreisverwaltung. Zunächst soll Bauschutt weiterhin auch auf die Deponie im Enzkreis gebracht werden, bis die Kapazitäten dort erschöpft sind.
Landkreis Karlsruhe will geeignete Deponie errichten
Zu der jetzt gefundenen Lösung gehört auch, dass der Landkreis Karlsruhe seine Pläne weiterverfolgt, eine eigene geeignete Deponie zu errichten. Eine entsprechende Suche nach einem Standort läuft bereits, kann aber nach Einschätzung des baden-württembergischen Umweltministeriums Jahre dauern.