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Spiel gegen Dynamo Dresden: Nach Krawallen in Rostock – Aufarbeitung hat begonnen

Stand: 25.02.2025 09:39 Uhr

Nach den Ausschreitungen während der Drittliga-Partie zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden (1:0) am vergangenen Sonnabend hat der FCH erste Konsequenzen gezogen. Die Mecklenburger hoffen, ein Geisterspiel zu vermeiden. Es habe bereits eine Festnahme gegeben.

“Momentan liegt der Fokus auf der Aufklärung, der Auswertung von umfangreichen Videomaterialien und im Kern auch der Identifikation von Tätern – anders möchte ich sie auch nicht nennen. Es gab schon eine Festnahme in dem Zusammenhang”, erklärte Hansa Rostocks Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend am Montagabend im Interview auf dem vereinseigenen Youtube-Kanal.

Am Vormittag hatte er sich mit der Landespolizei getroffen. Es sei ein vertrauliches Gespräch gewesen, bei dem es nicht nur um die Ereignisse vom Sonnabend, sondern auch um zukünftige Risikospiele und die weitere Zusammenarbeit gegangen sei, so die Polizei.

“120 pyrotechnische Gegenstände zum Einsatz gekommen”

Sowohl Hansa als auch Dynamo haben vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) laut Wehlend inzwischen “einen Katalog von Vorkommnissen” zugestellt bekommen. Darin wird unter anderem aufgeführt, dass bei den Krawallen “120 pyrotechnische Gegenstände zum Einsatz gekommen sind – ganz klar mit dem Ziel, wechselseitig Menschen auch vorsätzlich zu verletzen”, wie der 59-Jährige erklärte.

“Es ist nicht zu unterschätzen, dass wir auf Bewährung sind, auch durch die Vorkommnisse in der letzten Saison mit 600.000 Euro Strafe.”
— Jürgen Wehlend, Vorstandschef des FC Hansa

Der Vorstandsboss kündigte eine umfängliche Aufarbeitung der Vorkomnisse auf allen Vereinsebenen an. Er hofft, dass Hansa um ein “Geisterspiel” herumkommen wird. Allerdings gibt sich der 59-Jährige diesbezüglich keinen Illusionen hin: “Ich schließe nach wie vor nicht aus, dass es zu Teil- als auch Komplettausschlüssen kommen kann. Wir werden alles dafür tun, dass es nicht eintritt, weil wir überzeugt sind, dass derartige Kollektivstrafen nicht zum Erfolg führen.”

Gleichwohl sei es “nicht zu unterschätzen, dass wir auf Bewährung sind, auch durch die Vorkommnisse in der letzten Saison mit 600.000 Euro Strafe”, erklärte Wehlend. “Zu diesem Zeitpunkt ist es uns noch gelungen, den Teilausschluss von Zuschauern abzuwenden.”

Der Club müsse nun versuchen, “in den Gesprächen, die nun anstehen, aus dem Stadion heraus Initiativen zu entwickeln, die so etwas zukünftig verhindern. Denn wenn wir es nicht regeln, regeln es andere für uns. Und so weit darf es nicht kommen.”

Hansa pausiert bei Initiative “Verbandsstrafen abschaffen!”

Als erste Konsequenz aus den Vorfällen vom Sonnabend hat Hansa seine aktive Beteiligung an der Initiative “Verbandsstrafen abschaffen!” eingestellt. Dort fordern organisierte Fanszenen und Vereine von Bundes- bis zur Regionalliga aus dem Bereich des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) die konsequente Abschaffung der verbandsrechtlichen Bestrafung des Einsatzes von nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik und deren sofortige Aussetzung.

“Wir werden uns nicht mehr aktiv an dieser Initiative beteiligen, weil wir komplett, mit dem, was geschehen ist am Spieltag, unsere Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt haben. Wir kehren erst einmal vor unserer eigenen Tür, sorgen dafür, dass wir zu Hause klare Spielregeln haben, an die wie uns alle halten”, sagte Wehlend.

Steuerzahlerbund: Club soll Polizeikosten übernehmen

Sowohl Hansa als auch Dynamo werden aller Voraussicht nach mindestens zu einer sehr hohen Geldstrafe verurteil werden. Darüber hinaus haben die Krawalle die Debatte befeuert, ob die Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen künftig auf die Vereine umgelegt werden sollen. Der Bund der Steuerzahler in Mecklenburg-Vorpommern fordert genau das.

“In Anbetracht der Gewalt-Exzesse, die sich am heutigen Tag die so genannten ‘Fans’ der beiden Drittliga-Fußballmannschaften Hansa Rostock und Dynamo Dresden erneut leisteten und mit Blick auf die enormen Kosten des damit verbundenen Polizeieinsatzes, fordert der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern das Land auf, unverzüglich die Rechtsgrundlage zu schaffen, um diesen Vereinen solche Polizeieinsätze und ihre Folgekosten in Rechnung zu stellen”, sagte MV-Landesgeschäftsführer Sascha Mummenhoff vom BdSt.

NDR Reporter Didjurgeit: Diskussionen erreichen neue Ebene

Insgesamt sei durch den Sonnabend wieder Bewegung in die Thematik rund um den Umgang mit und der Prävention von Ausschreitungen gekommen, meint NDR Vereinsreporter Jan Didjurgeit: “Während in der Vergangenheit zumeist Krawallmacher untereinander und dann auch außerhalb des Stadions aneinandergeraten sind, hatten wir nun eine Situation, in der auch vollkommen Unschuldige und zum Teil auch Kinder in Gefahr geraten sind. Wenn der Stadionbesuch nicht mehr sicher ist und deshalb die friedlichen Fans lieber zu Hause bleiben, dann ist das der Anfang vom Ende des Fußballs, wie wir ihn kennen. Und dann erreichen die Diskussionen eine ganz andere Ebene.”

Dynamo Dresden kritisiert Sicherheitsorgane

Die Dresdener hatten unmittelbar nach der Partie in einer Mitteilung von “einem Versagen aller Sicherheitsorgane” gesprochen. Der Club verwies auch darauf, dass bereits beim Aufwärmen Leuchtfackeln auf dem Platz niedergegangen seien. Dazu meinte Wehlend: “Diese Szene war völlig inakzeptabel und ist auch Gegenstand der Aufklärungsarbeit. Aber sie war nicht maßgeblich für das Geschehen, das in der Halbzeit losging.” Die Begegnung konnte wegen der Krawalle durch Chaoten beider Fanlager erst mit 28-minütiger Verspätung wieder angepfiffen werden, es gab zahlreiche Verletzte.

Dieses Thema im Programm:
Nordmagazin | 24.02.2025 | 19:30 Uhr

Norddeutscher Rundfunk

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