Vor der Wahl hängen sie an fast jeder Laterne, danach sind sie überflüssig und ein Umweltproblem. In Heilbronn-Franken müssen tausende Wahlplakate entsorgt werden. Doch wohin damit?
Noch vor wenigen Tagen prägten sie das Stadtbild: Wahlplakate an jeder Straßenecke, an Laternen und Bäumen. Nun hängen ehrenamtliche Helfer sie ab – bis zu 700 pro Partei in Heilbronn, im Landkreis oft mehr. Der Müllberg wächst.
Wahlplakate meist schwer zu entsorgen – Kunststoff erschwert Recycling
Die meisten dieser Plakate bestehen aus sogenannten Hohlkammerplatten aus Kunststoff (Polypropylen). Sie sind leicht, stabil und wetterfest – aber kaum recycelbar. “Es gibt kaum Möglichkeiten, sie sinnvoll wiederzuverwerten”, sagt Matthias Mettendorf, Kreisvorsitzender der FDP Heilbronn. Er und seine Parteikollegen hatten sich für eine Reduzierung der Plakatanzahl eingesetzt, doch im Wettbewerb mit anderen Parteien sei das nicht durchsetzbar gewesen.
Wir würden gerne reduzieren und auf größere Formate umsteigen, aber die anderen Parteien sind da nicht mitgegangen, also machen wir es auch.
Die FDP in Heilbronn hätte gerne weniger Plakate aufgehängt – der Umwelt zuliebe. SWR
Heilbronn prüft umweltfreundlichere Materialien für Wahlplakate
Die Stadt Neckarsulm (Kreis Heilbronn) geht anders vor: Sie erlaubt nur Großflächenplakate, um den Müll zu begrenzen. Die Stadt Heilbronn prüft derzeit, ob sie Regeln für umweltfreundlichere Materialien einführen kann. Bislang gibt es jedoch keine verbindlichen Vorgaben.
Wahlplakate müssen innerhalb einer Woche entsorgt werden
Die Grünen setzen teilweise auf wiederverwendbare Plakate, während die AfD laut eigenen Angaben alte Themenplakate mehrfach nutzt. Die Parteien müssen ihre Plakate spätestens eine Woche nach der Wahl selbst entfernen, sonst drohen Bußgelder. Einige Parteien entsorgen ihre Plakate über Recyclingfirmen, andere bringen sie auf Wertstoffhöfe – wenn diese sie überhaupt annehmen.
Alternativen aus Pappe oder recyceltem Material gibt es, aber sie sind teurer und nicht so langlebig. Solange sich daran nichts ändert, bleibt das Dilemma bestehen: Viel Plastik für wenig Wirkung – und nach der Wahl ein Umweltproblem.