HomeNachrichtForscher erstaunt – Glitzernde Masse in uraltem Schädel entdeckt

Forscher erstaunt – Glitzernde Masse in uraltem Schädel entdeckt

Rom. Beim Ausbruch des Vesuv wurden Tausende unter der Asche begraben. Einzigartig: Das Gehirn eines Opfers änderte sich dadurch drastisch.

Die Einwohner von Herculaneum im Süden von Italien wurden in der Nacht zum 25. August 79 n. Chr. allesamt getötet – von einer 400 Grad heißen Giftwolke bei einem Ausbruch des Vulkans Vesuv. Regen spülte anschließend Schlamm und Geröll von den Berghängen in die Stadt und begrub sie unter einer bis zu 25 Meter hohen Schicht.

Herculaneum blieb wie das benachbarte Pompeji Jahrhunderte lang unter einer Ascheschicht verschüttet. Spannend: Organische Materialien wurden in Herculaneum besser erhalten als in Pompeji. Bereits im Jahr 1709 begannen hier die Ausgrabungen, erst 39 Jahre später folgten die archäologischen Arbeiten in der berühmteren Stadt Pompeji. Die im Ascheregen konservierten Körper der Verschütteten werden von Archäologen mit innovativen Methoden erforscht. Jüngste Untersuchungen haben nun erneut für eine wissenschaftliche Überraschung gesorgt.

Archäologen erstaunt: Vesuv-Ausbruch verwandelte Gehirn in schwarzes Glas

Beim Ausbruch des Vesuv haben enorm hohe Temperaturen offenbar glasartige Strukturen im Gehirn eines Todesopfers gebildet. Dabei handelt es sich um winzige, dunkel schimmernde Fragmente in einem Schädel, stellte ein deutsch-italienisches Forschungsteam fest, das im Fachblatt „Scientific Reports“ eine neue Studie zu dem spektakulären Fall veröffentlichte.

Der Leichnam wurde bereits in den 1960er-Jahren an einer Kultstätte in Herculaneum entdeckt, jedoch praktisch unberührt gelassen – zum großen Glück heutiger Archäologinnen und Archäologen. Die Forscher können nun den Körper 60 Jahre später mit Hightechmethoden gründlicher untersuchen.

Studie: Wie der Vesuv-Ausbruch ein Gehirn zu Glas umwandelte

Die Überreste eines Verstorbenen in seinem Bett im Collegium Augustalium in Herculaneum.
© Pier Paolo Petrone/-/dpa | Pier Paolo Petrone

Die Wissenschaftler führten Analysen am Gehirnfragment durch. Die verwendeten Geräte sind zu sehr hohen Heizraten von 1000 Grad pro Sekunde in der Lage. Bereits vor fünf Jahren berichteten Fachleute über das Gehirn, das aussieht wie aus dunklem Glas. Nun habe man durch gründliche Analysen nachweisen können, dass es sich tatsächlich um Glasmaterial handle.

Hitze bis 520 Grad: Vesuv-Asche begrub Herculaneum und tötete Bewohner

„Dieser Fund ist etwas Besonderes“, schreibt Pier Paolo Petrone, der an der Studie beteiligt war. Der Anthropologe von der Universität Neapel Federico II. beschäftigt sich seit 25 Jahren mit den Toten der Vulkankatastrophe von 79 n. Christus. „Ich sah etwas glitzern im Inneren des Schädels und wusste sofort, dass ich da etwas beinahe Einmaliges vor mir habe“, berichtete er.

Da das Material nur im Schädel erhalten geblieben sei, habe die Theorie des verglasten Gehirns nahe gelegen. Bei speziellen Tests seien Proteine und Fettsäuren gefunden worden, die ebenfalls auf menschliche Hirnmasse und Haare am Kopf hindeuteten, schreiben die Forscher. Nach Angaben Petrones ist ein solcher Fund an archäologischen Stätten ungewöhnlich.

Abonnieren Sie den Meistgelesen-Newsletter der WAZ

Das Beste vom Tage in einer Mail: Melden Sie sich jetzt für den kostenlosen Meistgelesen-Newsletter der WAZ an.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.

Hitze, Gase und Asche haben in Herculaneum auch verkohltes Holz zurückgelassen, wie es in der Publikation heißt. Analysen davon deuteten auf Die Temperatur von bis zu 520 Grad Celsius hin. Kurz nach der Naturkatastrophe sei die Temperatur wieder rasant gesunken.

Studie: Wie der Vesuv-Ausbruch ein Gehirn zu Glas umwandelte

Archäologen fanden ein Fragment des organischen Glases, das im Inneren des Schädels eines Verstorbenen in Herculaneum gefunden wurde.
© Pier Paolo Petrone/-/dpa | Pier Paolo Petrone

„Um den Verglasungsprozess zu verstehen, haben wir experimentelle Analysen durchgeführt, indem wir die Hirnfragmente auf die Temperaturen zurückgebracht haben, bei denen sie sich in Glas verwandelt haben, mit Heiz- und Kühlzyklen bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten unter Verwendung von sehr hoch entwickelten Geräten“, berichtete Professor Petrone.

Gehirn verglast nach Vulkanausbruch: „Einziges bekanntes Beispiel weltweit“

„Dieses verglaste Gehirn- und Wirbelsäulenmaterial wurde nicht nur bei keinem anderen der Hunderte von Skeletten von Opfern des Vesuvausbruchs von 79 n. Chr. gefunden, sondern ist das einzige bekannte Beispiel seiner Art auf der Welt. Es ist wahrscheinlich, dass die besonderen Bedingungen, die zu Beginn des Ausbruchs am Fundort herrschten, die Voraussetzungen dafür schufen, dass das Gehirn und das Knochenmark dieses einzigartige organische Glas bilden konnte“, erklärte Petrone weiter.

Hier klicken und alle Folgen der Archäologie-Kolumne lesen

Die Experten vermuten auch, dass die enorm heiße Wolke in Herculaneum viele andere Menschen tötete. Erst später in der Nacht wurde die Stadt durch die Ablagerungen weiterer, weniger heißer Ströme verschüttet und für die Nachwelt konserviert. Pompeji hingegen dürfte von dieser frühen Asbeswolke verschont geblieben sein.

Source link

LEAVE A REPLY

Please enter your comment!
Please enter your name here

RELATED ARTICLES

Most Popular

Recommended News