Absatzflaute vorbei: Elektroautos legen deutlich zu – zwei Marken können davon nicht profitieren
Aktualisiert am Sonntag, 02.03.2025, 09:05
Die Absatzflaute bei E-Autos ist vorerst vorbei. In Deutschland und anderen EU-Ländern legen die Stromer wieder zu, auch wegen diverser neuer Modelle. Tesla und Smart können davon jedoch nicht profitieren – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Im Januar 2025 sind die Neuzulassungen von Pkw in der Europäischen Union insgesamt um 2,6 Prozent gesunken. Besonders betroffen waren die großen Märkte der Union. Frankreich verzeichnete einen Rückgang von 6,2 Prozent, Italien von 5,8 Prozent und Deutschland von 2,8 Prozent. Spanien dagegen konnte ein Neuzulassungs-Plus um 5,3 Prozent verbuchen. Dies teilt der europäische Herstellerverband ACEA mit.
E-Auto-Neuzulassungen 2025: Stromer im Aufwind
Dem Trend entgegen entwickelten sich hingegen die Verkäufe neuer batterieelektrischer Fahrzeuge, wie CHIP.de berichtet : Sie stiegen im Januar 2025 um satte 34 Prozent auf 124.341 Einheiten, was einem Marktanteil von 15 Prozent entspricht. Drei der vier größten Märkte, die zusammen 64 Prozent aller Zulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen ausmachen, verzeichneten deutliche zweistellige Zuwächse: Deutschland legte um 53,5 Prozent zu, Belgien um 37,2 Prozent und die Niederlande um 28,2 Prozent. Lediglich Frankreich registrierte mit einem Minus von 0,5 Prozent einen leichten Rückgang. Gründe für das Plus sind neben Fördermaßnahmen auch der hohe Verkaufsdruck der Hersteller wegen drohender Klima-Strafzahlungen nach Brüssel sowie eine Vielzahl neuer E-Modelle, auf die Kunden gewartet haben .
Teslas Verkaufszahlen in Europa: US-Autobauer stürzt komplett ab
Der US-amerikanische Autobauer Tesla konnte von dem Aufschwung bei Elektroautos allerdings nicht profitieren: Die Verkäufe des Unternehmens sind im vergangenen Monat in der EU um satte 45,2 Prozent eingebrochen. Der Hersteller verkaufte nur knapp 10.000 Autos, gut 8.000 weniger als im Januar 2024, und sein Marktanteil fiel in diesem Jahr von 1,8 Prozent auf einen Prozentpunkt. In Deutschland, dem größten Markt der EU, wurden lediglich 1.277 Fahrzeuge verkauft. Das ist das schwächste Ergebnis des Herstellers in Deutschland seit Juli 2021. Auch in Frankreich brach der Absatz mit einem Minus von 63 Prozent ein.
„Elektro-Gate“: Wenn das E-Auto bei der Reichweite schummelt
BMW überholt Tesla
Der Grund dafür dürfte zum einen in der Einmischung von Firmenchef Elon Musk in die inneren Angelegenheiten mehrerer europäischer Länder sowie seine Unterstützung von US-Präsident Donald Trump sein, was bei vielen Tesla-Stammkunden nicht gut ankommt . Das Unternehmen befindet sich derzeit zudem in einer allgemeinen Verkaufsflaute, die zum Teil auf seine relativ alten Produkte zurückzuführen ist. Die Einführung des Model-Y-Updates dürfte den Verkauf nicht unbedingt hochtreiben – eher könnte der riesige Bestand an rabattierten alten Model Y die Zahlen wieder pushen.
Während Tesla zurückfiel, verzeichneten andere EV-Hersteller im Januar positive Zahlen. So hatte BMW einen guten Januar und überholte Tesla deutlich mit 13.715 reinen Elektroauto-Zulassungen – ein Anstieg von 36 Prozent. Dies ist laut InsideEVs auf die steigende Beliebtheit des iX1 zurückzuführen, der im vergangenen Monat einen Anstieg von beachtlichen 64 Prozent verzeichnete. Auch MG, das dem chinesischen Unternehmen SAIC gehört, darf einen Anstieg der europäischen Zulassungen um 36,8 Prozent für sich verbuchen. Allerdings hat die Marke eine extrem hohe Eigenzulassungsquote .
Smart hat zu hohe Preise
Schlechte Zahlen muss auch die Marke Smart hinnehmen. Mit einem Minus von fast 50 Prozent sanken die Zulassungszahlen deutlich. Die ACEA registrierte im Januar europaweit 1147 Neuzulassungen für die Elektromarke, etwa die Hälfte des Vorjahres-Zeitraums. Der Grund dürfte das hohe Preisniveau der in China produzierten Smarts sein, das durch die Zölle der EU auf Import-Stromer zuletzt noch einmal gestiegen ist. Der Smart #1 kostet in der Basis aktuell fast 37.000 Euro und kann damit nicht ansatzweise mit anderen E-Kleinwagen oder Kompakten von Fiat, Hyundai, Renault oder MG mithalten.
EU-Automarkt 2025: Reine Benzin- und Dieselfahrzeuge auf Schrumpfkurs
Die Nachfrage nach Benzinfahrzeugen sank im Januar 2025 um 18,9 Prozent. Alle wichtigen Märkte verzeichneten hier Rückgänge: Frankreich mit einem Minus von 28,2 Prozent, Deutschland mit 23,7 Prozent, Italien mit 17 Prozent und Spanien mit 11,1 Prozent. Mit insgesamt 244.763 Neuzulassungen sank der Marktanteil von Benzinfahrzeugen auf 29,4 Prozent, verglichen mit 35,4 Prozent im Januar des Vorjahres. Auch der Markt für Dieselfahrzeuge entwickelte sich stark rückläufig. Die Neuzulassungen gingen um 27 Prozent zurück, was einem Marktanteil von 10 Prozent entspricht. Auf den meisten EU-Märkten waren zweistellige Rückgänge zu beobachten. Allerdings ist der Verbrenner in einer anderen Form weiter klar dominant, wie die „Auto Motor & Sport“ schreibt: „Weiter stark wachsen konnten die Hybridantriebe. Hier sorgen 290.014 Neuzulassungen für ein Plus von 18,4 Prozent. Mit einem Marktanteil von 34,9 Prozent dominieren die Hybridmodelle das Angebot klar.“
Transparenz-Hinweis: Die ursprünglichen Zahlen zur Marke Smart im ACEA-Bericht enthielten einen Fehler. Die ACEA hat die Zahlen mittlerweile korrigiert und FOCUS online hat die neuen Zahlen übernommen.
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sv/chip.de