HomeNachrichtSie wollen fasten? Neurologe nennt 12 Gründe, die dafür sprechen

Sie wollen fasten? Neurologe nennt 12 Gründe, die dafür sprechen

Fasten hat eine lange Geschichte, die bis ins alte Ägypten zurückreicht. Seine Anwender praktizieren das Fasten sowohl aus religiösen wie auch gesundheitlichen Gründen. Welche Vorteile das Fasten hat, erklärt der Neurologe Mimoun Azizi.

Fasten hat viele positive Auswirkungen auf den Körper. Richtig praktiziert und unter ärztlicher Aufsicht kann es unter anderem

  1. die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern
  2. den Blutdruck und Blutzuckerspiegel senken
  3. die Herzfunktion bzw. -gesundheit stärken
  4. Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren
  5. Lipidwerte im Verlauf senken
  6. eine Gewichtsreduktion durch Fettabbau ermöglichen
  7. eine neuroprotektive Wirkung im Sinne der Verbesserung der Neurogenese haben
  8. die Entzündungsparameter reduzieren und Entzündungen verhindern
  9. das Immunsystem stärken
  10. den Körper entgiften – insbesondere die Entgiftung der Leber fördern
  11. die Wundheilung fördern und
  12. die Zunahme der Muskelmasse durch eine Erhöhung von Wachstumshormonen fördern.

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Über Mimoun Azizi

Der Facharzt für Neurologie Dr. med. Mimoun Azizi, M.A., ist seit 2021 Chefarzt der Geriatrie/Neurogeriatrie am Allgemeinen Krankenhaus Celle. Darüber hinaus ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und besitzt u.a. Zusatzqualifikationen in der Notfallmedizin, Geriatrie und Palliativmedizin. Der Autor verschiedener Fachbücher und -artikel besitzt zudem einen Magister der Politikwissenschaften und Soziologie sowie einen Master der Philosophie.

Was im Körper beim Fasten passiert

Studien und Experimente an Mäusen zeigten, dass periodisches Fasten das Leben dieser Mäuse um drei Monate verlängerte. Zudem war der Insulinspiegel um 90 Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe. Auch das Risiko an Krebs zu erkranken sank. Zudem zeigte sich eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit.

Nahrungskarenz im Sinne des Fastens zwingt den Körper alternative Energiequellen zu finden. Daher beginnt der Körper während des Fastens mit der Glukoneogenese, der selbstständigen Produktion von Zucker. Die Leber wandelt Laktat, Aminosäuren und Fette in Glukoseenergie und Ketone um. Auf diese Weise konserviert unser Körper während des Fastens Energie und senkt die Herzfrequenz und den Blutdruck.

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Das Gehirn ist dann in der Lage, Ketone wie β-Hydroxybutyrat (βHB) und Acetoacetat (AcAc) während des Fastens oder längeren Hungerns zu verwerten. Ketone fördern die geistige Leistungsfähigkeit – womöglich verbessern sich dadurch die neuronalen Verbindungen. Menschen, die fasten, berichten nicht selten, dass anfangs zwar die Konzentration leidet, aber diese sich im Verlauf erheblich verbessert und sogar stärker empfunden wird als vor der Fastenzeit. Beim Fasten geht es nicht darum, abzunehmen. Vielmehr führt das Fasten dazu, dass der Körper von sich aus Fett zur Energiegewinnung verwendet anstatt Glukose. Als positiver Nebeneffekt kommt es zur Gewichtsreduktion.

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Verschiedene Formen des Fastens

1. 5: 2-DiT

Die 5:2-Diät begrenzt die Kalorienzufuhr an zwei Tagen auf jeweils 500 Kalorien. Mit dieser Kalorienreduzierung wird die Ketose angekurbelt. Beim Fenster-Fasten nimmt man nur in einem bestimmten Zeitfenster seine Mahlzeiten zu sich. Dieses kann acht Stunden betragen oder sechs bis zwölf Stunden. Diese Vorgehensweise erlaubt es dem Körper, seine Glykogenvorräte zu erschöpfen und mit der Ketonproduktion zu beginnen.

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Die sogenannte “Ha Hachi Bu”-Methode wurde bereits vor Jahrhunderten praktiziert. Dabei stellt die fastende Person das Essen ein, wenn sie ungefähr zu 80 Prozent satt ist. Das periodische Fasten basiert auf einer eingeschränkten Kalorienzufuhr an bestimmten Tagen im Monat. Des Weiteren wäre das Intervallfasten zu erwähnen. Hierbei wird intermittierend an einem Tag gefastet und am anderen Tag gegessen.

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Das Trockenfasten ist das sogenannte absolute Fasten. Hier wird auf das Essen und Trinken komplett verzichtet. Bei den Muslimen wird das Trockenfasten als Ramadan bezeichnet. Es zeigt sich, dass das Trockenfasten – entgegen anderen Behauptungen – eine Reinigung der Zellen (Autophagie) bewirkt und zum Absinken des Blutzuckers und -drucks führt. Diese Form des Fastens ist für gesunde Menschen vorbehalten. Herzerkrankte Menschen oder Menschen mit anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Nieren- oder Lebererkrankungen, sollten das Trockenfasten nicht praktizieren. Ohnehin sollte das Fasten an sich vorab immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

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Auswirkungen des Trockenfastens auf die Nierenfunktion

Beim Trockenfasten wird auch auf das Trinken verzichtet. Dabei kommt es zu einer volumenmangelbedingten Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), die mit der Konzentration des Urins und einer vermehrten Kaliumausscheidung einhergeht. Die Volumenabnahme und die damit einhergehende geringere Erregung der Dehnungsrezeptoren führt zur erhöhten Sympathikusaktivität, dadurch kommt es zu einer vermehrten Reninsekretion.

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Renin spaltet Angiotensin I (AT I) vom Angiotensinogen ab, das mittels Angiotensin-I-Konversionsenzym in Angiotensin II (AT II) umgewandelt werden kann. Angiotensin II stimuliert die Natriumresorption, das Durstgefühl, den Salzappetit und die ADH-Sekretion, den Sympathikotonus und die Aldosteronproduktion. Dieser führt zu einer Zunahme des Extrazellularvolumens einhergehend mit einer Wasser- und Natriumresorption, während Kalium vermehrt über die Nieren ausgeschieden wird.

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Eine Abnahme von Kalium im Blut sowie ein Anstieg im Urin konnte auch bei Studien während des Ramadan-Fastens detektiert werden. Jedoch kommt es zu keiner Hypokaliämie, hierbei handelt es sich um eine normale physiologische Reaktion. Auch zeigen die Untersuchungen, dass es beim Trockenfasten zu keiner Hypohydratation kommt (einer anhaltenden Abnahme des Körperwassers).

Offensichtlich konnten die fastenden Probanden die zeitlich begrenzte Karenz gut kompensieren, weshalb der Mangelzustand als kaum relevant auftritt. Eine der Ursachen könnte darin liegen, dass abends bzw. nachts vor dem Sonnenaufgang noch getrunken und somit der Tagesbedarf abgedeckt wird. Studien konnten zeigen, dass das Trockenfasten keine negative Auswirkung auf die Nierenfunktion aufweist*.

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Das intermittierende Trockenfasten ist hinsichtlich der Nierenfunktion folglich nicht schädlich. Beim Trockenfasten kommt es zu einer Abnahme der Körperfettmasse. Zudem zeigen die Studien ein Absinken der Glukosewerte. Hierfür ist am ehesten eine gestiegene Insulinsensitivität verantwortlich.

Für wen ist das Fasten nicht geeignet?

Menschen mit schweren Erkrankungen, wie Herz- und Krebserkrankungen, sollten auf das Fasten verzichten. Das gilt auch für schwangere und stillende Frauen, Menschen im hohen Alter sowie auch Menschen mit psychischen Erkrankungen und Essstörungen. Menschen mit Stoffwechselerkrankungen, chronischen Krankheiten, niedrigem Blutdruck oder Untergewicht sollten sich vor dem Fasten unbedingt ärztlich beraten lassen. Grundsätzlich ist eine ärztliche Abklärung vor dem Beginn des Fastens, insbesondere beim Trockenfasten, zu empfehlen.

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* Vgl. Cheah et al. 1990: 336; Hejaili et al. 2014: 4; My und Hassan 2015: 12

Fastenrituale auf der ganzen Welt

Lange haben sich viele Menschen mit dem Thema Fasten schwergetan, denn es kursieren einige Mythen. Das Fasten wurde häufig als ungesund abgetan. Wenn dann auch auf Flüssigkeiten verzichtet werden soll, wurde das Fasten als eine Gefahr für die Gesundheit angesehen.

Die Geschichte des Fastens ist einige tausend Jahre alt. In der heutigen Zeit – insbesondere in der westlichen Welt – spielt das aufgezwungene Fasten aufgrund von Nahrungsmangel beziehungsweise -knappheit keine Rolle mehr. Durch eigenes Einkommen oder die Unterstützung des Sozialstaats haben die Menschen viele Möglichkeiten, um an Nahrung zu kommen.

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In vielen anderen Ländern herrscht jedoch noch teils extreme Armut. Hier können sich die Menschen manchmal nur eine Mahlzeit am Tag leisten, manchmal aber auch nicht. Dort ist das Fasten, wenn auch aus wirtschaftlichen Gründen, allgegenwärtig. Dabei kann es sich um Intervallfasten handeln oder aber auch um das Fasten wie im islamischen Fastenmonat Ramadan, das sogenannte Trockenfasten.

Schon im alten Ägypten war das Fasten bekannt. Bei den Altvorderen hatte das Fasten einen spirituellen Hintergrund. Neben der Reinigung des Körpers und der Seele, wurde in der Fastenzeit auch an Arme gespendet (Almosen). In den arabischen Krankenhäusern des 8. Jahrhunderts, wie z. B. in Bagdad und Kairo, war das Fasten oft Teil psychosomatischer Therapien.

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Auch in Andalusien zur Zeit der Mauren wurde das Fasten medizinisch angewendet. In vielen Kulturkreisen und religionsübergreifend wird es auch heute praktiziert. Das Fasten an sich ist aber auch ein physiologischer Prozess, der es dem Menschen erlaubte, auch in harten Zeiten zu überleben. In Phasen der Nahrungsknappheit war eine zwangsläufige Pause von der Nahrungszufuhr ohnehin alternativlos. So konnte sich der Mensch an das Fasten über Generationen gewöhnen.

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Zwischen Religion und Medizin

Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts ließ das von den Kirchen ausgerufene Fasten in der westlichen Welt nach. Während andere Religionen, wie der Islam, das Fasten weiterhin als eine Pflicht ansehen. Wenn der Mensch gesund ist, nicht hart arbeitet, nicht auf einer langen Reise oder nicht schwanger ist, dann ist er oder sie verpflichtet, ab dem 14. Lebensjahr jährlich 30 Tage lang zu fasten (Ramadan). Diese Pflicht besteht seit 1400 Jahren und wird in den betreffenden Ländern mehrheitlich umgesetzt.

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Parallel fand sich eine Bewegung von Medizinern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die das Fasten als ein medizinisches Heilverfahren etablierten. Zu diesen Pionieren gehörte Henri Tanner, der am Medical College der Vereinigten Staaten in New York ein 42-tägiges Fasten unter medizinischer Aufsicht durchführte. Er konnte damals bereits aufzeigen, dass das strenge Fasten keine gesundheitlichen Nachteile mit sich bringt.

Edward Hooker Dewey, zwischen 1878 und 1905 praktischer Arzt in Meadville, Pennsylvania, hatte die therapeutische Wirkung des Fastens erkannt und sich und seinen Patienten zahlreiche Fastenkuren verordnet. In „The True Science of Living“ unterschied Dewey zwischen Hungern und Fasten. Er war der Meinung, dass Kranke nicht zu viel Nahrung erhalten sollten, da der Verdauungsprozess dem Heilungsprozess Energie entziehen würde. Deweys Vorgehensweise wurde damals von der Schulmedizin als unwissenschaftlich abgetan. Dennoch konnte er zahlreiche Kollegen wie Dr. von Segesser nachhaltig beeinflussen und ist als Vordenker der Philosophie „Fit for Life“ anzusehen.

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