HomeNachrichtArzt empfiehlt: So können Sie Schmerzen im Alter nachhaltig lindern

Arzt empfiehlt: So können Sie Schmerzen im Alter nachhaltig lindern

Welche Besonderheiten gibt es bei Schmerzerkrankungen im Alter und wie unterscheiden sie sich von Schmerzen in jüngeren Jahren?

Das Altern ist oft mit einer Zunahme von Schmerzerkrankungen verbunden. Mit steigendem Alter treten sowohl akute als auch chronische Schmerzen häufiger auf. Schmerz im Alter kann bereits bestehende Symptome wie Gangstörungen, Schlafstörungen und Gebrechlichkeit verstärken und somit die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verschlechtern. Daher sollte die Behandlung von Schmerzen im Alter multimodal und multiprofessionell gestaltet sein.

Dies bedeutet, dass verschiedene Fachleute an der Behandlung beteiligt sein sollten – darunter Ärzte, Pflegepersonal, Apotheker sowie Therapeuten aus den Bereichen Physio, Ergo- oder Psychotherapie. Darüber hinaus ist es wichtig, Angehörige in die Therapie einzubeziehen, um die Therapietreue (Compliance) der Patienten zu erhöhen. Durch diese umfassende Herangehensweise kann eine effektive Schmerztherapie im Alter gewährleistet werden, die dazu beiträgt, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Der Facharzt für Neurologie Dr. med. Mimoun Azizi, M.A., ist seit 2021 Chefarzt der Geriatrie/Neurogeriatrie am Allgemeinen Krankenhaus Celle. Darüber hinaus ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und besitzt u.a. Zusatzqualifikationen in der Notfallmedizin, Geriatrie und Palliativmedizin. Der Autor verschiedener Fachbücher und -artikel besitzt zudem einen Magister der Politikwissenschaften und Soziologie sowie einen Master der Philosophie.

Was muss bei der Behandlung mit Medikamenten beachtet werden?

Bei der Behandlung von Schmerzen im Alter ist eine sorgfältige Berücksichtigung verschiedener Faktoren unerlässlich. Ältere Menschen leiden oft unter mehreren Krankheiten gleichzeitig, was bedeutet, dass sie bereits eine Reihe von Medikamenten einnehmen. Dies erhöht das Risiko von Wechselwirkungen mit Schmerzmitteln. Zudem kann die Einnahme bestimmter Schmerzmittel das Sturzrisiko erhöhen und die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen.

Der langsamere Abbau dieser Medikamente durch Leber und Nieren im Alter ist ebenfalls zu beachten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einnahme der Medikation. Viele ältere Patienten haben aufgrund von Demenz oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen, Schlaganfällen oder lokalen Tumorerkrankungen, Schluckstörungen. In solchen Fällen sollte die orale Gabe der Schmerzmedikation unter logopädischer Anleitung erfolgen. Bei ausgeprägten Schluckstörungen kann eine intravenöse Verabreichung in Betracht gezogen werden.

Die Therapie sollte immer in Absprache mit dem Patienten erfolgen und dessen Bedürfnisse und Autonomie berücksichtigen. Eine gründliche Anamnese und Beurteilung können dabei helfen, die geeignete medikamentöse Einstellung zu finden. Es ist auch wichtig, den Patienten über die Wirkung, Nebenwirkungen und mögliche Interaktionen der Schmerzmedikamente aufzuklären.

Nicht-medikamentöse Therapien

Nichtmedikamentöse Therapien können eine wesentliche Rolle bei der Linderung von Schmerzen im Alter spielen. Insbesondere bei Gangstörungen, die Schmerzen verursachen, können physiotherapeutische Behandlungen hilfreich sein. Darüber hinaus kann die Psychotherapie dazu beitragen, Bewältigungsstrategien für Schmerzen zu entwickeln und depressive Erkrankungen zu behandeln, wenn diese vorhanden sind.

Eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Therapie kann bei Depressionen im Alter in Betracht gezogen werden, wobei das Alter und bestehende Vorerkrankungen berücksichtigt werden müssen. Die Psychotherapie bietet auch Unterstützung für die Betroffenen, sodass sie sich nicht alleine gelassen fühlen.

Ergotherapeutische und physiotherapeutische Behandlungen sowie physikalische Therapie können ebenfalls dazu beitragen, Schmerzen erheblich zu lindern. Diese sind besonders nützlich bei neuropathischen Schmerzen und Schmerzen, die den Bewegungsapparat betreffen, die im Alter häufig auftreten.

Für aktive ältere Menschen sind sportliche Aktivitäten wie Wassergymnastik, Nordic Walking und Rückenschulung sehr zu empfehlen. Diese Aktivitäten können nicht nur bestehende Schmerzen reduzieren, sondern auch einer Verschlimmerung vorbeugen und im besten Fall sogar präventiv wirken. Da bekannt ist, dass Schmerzen im Alter häufig auftreten, ist es ratsam, Patienten bereits im Vorfeld zur sportlichen Betätigung zu ermutigen. Dies kann als Form der Primärprävention dienen, um Schmerzen zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.

Studienlage zur Schmerztherapie im Alter

Wie bei vielen anderen Erkrankungen im Alter wie Multiple Sklerose- gibt es auch hinsichtlich der Schmerztherapie im Alter nur sehr wenige Studien, daher ist die Versorgung bzw. Behandlung von Schmerz im Alter mangelhaft. Die europäische Querschnittsstudie SHELTER zeigt, dass in den meisten Fällen keine adäquate Behandlung erfolgt. Die wenigsten Betroffenen werden medikamentös diesbezüglich behandelt. Vielmehr erhalten diese Patienten Bedarfsmedikation. Diese reicht nicht aus, um die Schmerzintensität und Dauer adäquat zu reduzieren.

Auch die nichtmedikamentöse Therapie wird im Alter nicht ausreichend eingesetzt. Die Ursachen für diese mangelhafte Versorgung bei Schmerzen im Alter manifestiert sich bereits im Hinblick auf die Rarität der Studien diesbezüglich. Die aktuellen Studien hinsichtlich Schmerzbehandlung im Alter sind nur eingeschränkt aussagefähig, daher sind weitere Studien erforderlich, um diesen Menschen im Alter gerecht zu werden!

Umgang mit dementen Personen

Im Alter und insbesondere bei Personen mit Demenz ist die Schmerzerfassung und -bewertung von großer Bedeutung, diese Aufgabe kann jedoch erschwert sein. Dennoch existieren spezielle Bewertungsmethoden, die auch bei diesen Patientengruppen angewendet werden können.

Neben der verbalen Kommunikation sind auch nonverbale Signale wie Gestik und Mimik sowie physiologische Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz wichtige Indikatoren für Schmerzen. Auch psychomotorische Unruhe kann ein Hinweis auf Schmerzen sein. Daher sollte eine Schmerzbewertung nicht nur bei offensichtlichen Schmerzen, sondern auch bei Verdacht auf solche durchgeführt werden. Die Einbeziehung von Angehörigen und Bekannten kann ebenfalls hilfreich sein, da viele ältere Patienten aufgrund von kognitiven Defiziten oder Sprach- und Sprechstörungen ihre Schmerzen nicht genau artikulieren können.

Die Reaktion auf Schmerzmedikation, beispielsweise eine Normalisierung der Vitalparameter oder eine Verbesserung des Schlafes, kann ein deutlicher Hinweis darauf sein, dass der Patient unter Schmerzen leidet. Anhand dieser Parameter und der klinischen Symptome kann die Schmerzmedikation angepasst werden, wobei das Alter des Patienten, Vorerkrankungen und andere eingenommene Medikamente berücksichtigt werden müssen.

Viele demente Patienten klagen über Ganzkörperschmerzen. Diese können tatsächlich im Rahmen einer Demenzerkrankung auftreten und müssen adäquat behandelt werden. Unbehandelte Schmerzen können nicht nur die Symptome der Demenz verstärken, sondern auch ein Delir auslösen.

Bei der Kommunikation mit älteren Menschen sollten die Fragen einfach und verständlich formuliert sein. Bildmaterial kann dabei unterstützend eingesetzt werden. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dies nicht bedeutet, dass man sich in „Babysprache“ mit älteren Menschen unterhalten sollte.

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