Berlin. Uli Hoeneß lobt die Pläne von Union und SPD für ein Sondervermögen. Der grüne Ex-Minister Joschka Fischer fordert Atomwaffen für Europa.
„Ich weiß nicht, ob das die Wirtschaftswende war, die sich Carsten Linnemann oder Friedrich Merz erträumt haben“, eröffnet Melanie Amann vom „Spiegel“ das Gespräch bei „Maischberger“ – und trifft damit den Ton der Sendung. Am Mittwochabend ringen Politik, Journalismus und ein streitbarer Fußballfunktionär um Antworten auf die großen Fragen: Sondervermögen, die Zukunft der Ukraine und das komplizierte Verhältnis zu den USA.
„Bisher ist Merz noch nicht darin angekommen, Mehrheiten zu organisieren“, stellt Amann die Fähigkeiten von CDU-Chef Friedrich Merz als Kanzler offen infrage. „Er hat 0,0 Erfahrungich halte das für ein Problem.“ Das mache sich unter anderem daran bemerkbar, dass er taktische Fehler macht, „die mich in Sorge versetzen“, so Amann.
Uli Hoeneß findet Sondervermögen „genau richtig“
Gleichzeitig warnt die ARD-Korrespondentin Iris Sayram vor überzogenen Erwartungen an das Sondervermögen: „Bei vielen Sanierungsmaßnahmen war es nicht das Problem, dass zu wenig Geld da war, sondern dass zu viel Bürokratie im Weg stand.“
Ebenfalls eingeladen und für einige Minuten zugeschaltet ist der Ehrenpräsident des FC Bayern Ulrich Honeß: „Sie zerreden die neue Regierung, bevor sie angefangen hat zu arbeiten“, kritisiert er. „Wir zerreden das hier aber nicht, sondern zeigen, was möglicherweise sonst hinter verschlossenen Türen besprochen wird“, erklärt Maischberger den Sinn ihrer Sendung.
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Viel Geld zum Ausgeben scheint ihm hingegen zu schmecken – von dem Sondervermögen ist Hoeneß überzeugt: „Ich finde das genau richtig. Ich habe mit einem Top-Bänker gesprochen, der sagt, das sei für Deutschland stemmbar. Alles, was jetzt hier investiert wird, soll dem Bürger helfen.“
Hoeneß lästert über Borussia Dortmund
Er ist überzeugt: „Die neue Regierung handelt genau richtig.“ Ein Statement, das weniger überzeugt, wenn man bedenkt, dass Union und SPD noch gar nicht regieren. Und auch sonst bleibt Hoeneß sich treu: Mal klingt er wie ein Stammtisch-Philosoph – „Was ich gar nicht akzeptiere im Leben, ist, Schlusslicht zu sein“ –, mal wie ein unerwarteter Optimist – „Alles, was jetzt investiert wird, soll dem Bürger helfen“.
Ob es ein Problem sei, dass Merz Dortmund-Fan sei, will Maischberger wissen. „Nein, er muss ein guter Kanzler sein“, sagt Hoeneß. „Da ich die Dortmunder zurzeit nicht als große Konkurrenz betrachte, ist mir das egal.“
Ukraine, USA, Russland: Erfolg oder Erpressung?
Als es um die Ukraine geht, bekommt man allmählich ein Gefühl des „Ausdiskutiertseins“. Ob er zufrieden sei mit dem gemeinsamen Vorschlag für eine Waffenruhe der USA und Ukraine, fragt Maischberger. „Wenn Erpressung Grund zur Freude liefert …“, erwidert der Journalist Theo Koll. Die gute Nachricht sei, dass die Ukraine nun wieder von den USA beliefert wird. „Das amerikanische Team ist ja nun auf dem Weg nach Moskau und wir werden sehen, was daraus wird.“ Er sehe kein Interesse aufseiten Putins für einen Waffenstillstand.
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„Die Frage ist: Was ist der kleinste Schaden, den man akzeptieren kann?“, fragt Melanie Amann. „Brauchte es wirklich Donald Trump, um überhaupt diesen Versuch zu unternehmen?“ Moderator Theo Coll sieht den Westen in der Pflicht: „Im Grunde genommen hat der Westen nie wirklich genug getan, damit die Ukraine eine Chance gehabt hätte zu gewinnen.“
Joschka Fischer fordert nukleare Aufrüstung
Deutliche Worte findet Joschka Fischer an diesem Abend, der als letzter Gast im Studio ist. Die Einschätzung des ehemaligen grünen Außenministers zur Rolle Europas ist eindeutig: „Wir müssen in der Lage sein, uns selbst zu verteidigen.“ Er plädiert für eine europäische nukleare Abschreckung und warnt: „Wir sind auf dem Weg in eine hochgefährliche innen- und außenpolitische Entwicklung.“
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Als Maischberger ihn fragt, was ihn am meisten sorge, antwortet Fischer ohne Zögern: „Die größte Sorge, die ich habe, ist: Schaffen wir Europäer das?“