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Diabetes Typ 1: Welche Ursachen sind bekannt?

Sie fragen sich, warum einige Menschen an Diabetes Typ 1 erkranken und andere nicht? Die Antwort könnte in den Genen und der Umgebung liegen. Ursachen im Überblick.

Überblick: mögliche Ursachen von Diabetes Typ 1

  • Autoimmunerkrankung: Die körpereigene Immunabwehr richtet sich gegen die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse.
  • Genetische Veranlagung: Bestimmte Gene können das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöhen.
  • Umwelteinflüsse: Faktoren wie Virusinfektionen oder Toxine können Typ-1-Diabetes auslösen.
  • Immunologische Faktoren: Körpereigene Abwehrstoffe richten sich fälschlicherweise gegen Zellen oder Bestandteile der Bauchspeicheldrüse.
  • Infektionskrankheiten: Krankheiten wie Mumps, Masern oder Röteln können fehlgeleitete Abwehrreaktionen fördern.
  • Insulinresistenz: In seltenen Fällen könnte eine Insulinresistenz in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse zur Entstehung von Typ-1-Diabetes beitragen.

Autoimmunerkrankung

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die körpereigene Immunabwehr die insulinproduzierenden Zellen, die sogenannten Betazellen, in der Bauchspeicheldrüse angreift. Diese Zellen sind für die Produktion von Insulin unerlässlich. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert, indem es die Aufnahme von Glukose in die Körperzellen ermöglicht. Beim Typ-1-Diabetes werden die Betazellen durch die Autoimmunreaktion geschädigt oder ganz zerstört, was schließlich zu einem absoluten Insulinmangel führt. Dieser Mangel führt dazu, dass Glukose nicht mehr richtig in die Zellen aufgenommen werden kann, was einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge hat und unbehandelt zu ernstzunehmenden Komplikationen führen kann.

Genetische Veranlagung

Die genetische Veranlagung spielt bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes eine wichtige Rolle. Auch wenn nicht alle Menschen, die bestimmte Gene in sich tragen, zwangsläufig an Diabetes erkranken, haben sie doch ein erhöhtes Risiko. Diese Veranlagung wird häufig vererbt und tritt in bestimmten Familien gehäuft auf. Der genetische Einfluss ist dabei so stark, dass die Wahrscheinlichkeit, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, steigt, wenn bereits nahe Verwandte erkrankt sind. Interessanterweise sind sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes mit bestimmten Genvarianten assoziiert, was darauf hindeutet, dass genetische Faktoren sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes eine Rolle spielen können.

Umwelteinflüsse

Umwelteinflüsse sind ein weiterer Faktor bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes. Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Virusinfektionen oder Umweltgifte das Immunsystem so beeinflussen können, dass es sich gegen körpereigene Zellen richtet. Die genaue Wirkungsweise solcher Umweltfaktoren ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden unter anderem auch Ernährungsfaktoren in der frühen Kindheit, wie etwa die Dauer des Stillens oder der Zeitpunkt der Einführung von gluten- oder kuhmilchhaltiger Nahrung im Säuglingsalter.

Immunologische Faktoren

Fehlgeleitete immunologische Prozesse stehen im Mittelpunkt der Pathogenese des Typ-1-Diabetes. Das körpereigene Immunsystem, das normalerweise Krankheitserreger abwehren und beseitigen soll, reagiert beim Typ-1-Diabetes fälschlicherweise gegen die eigenen Zellen der Bauchspeicheldrüse. Diese Autoimmunreaktion führt dazu, dass Immunzellen in die Insulin produzierenden Zellen eindringen, sie angreifen und zerstören. Dieser Vorgang kann durch das Vorhandensein von Autoantikörpern im Blut nachgewiesen werden, die als Marker für die Erkrankung dienen können.

Infektionskrankheiten

Bestimmte Infektionskrankheiten wie Mumps, Masern, Röteln oder Virusinfektionen mit Coxsackie-Viren werden mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes in Verbindung gebracht. Neuere Untersuchungen lassen sogar vermuten, dass auch nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus, dem Erreger von COVID-19, ein vermehrtes Auftreten von Typ-1-Diabetes beobachtet wurde. Solche Infektionen können das Immunsystem so stimulieren oder verändern, dass es zu einer Autoimmunreaktion gegen die Betazellen kommt.

Insulinresistenz

Obwohl Typ-1-Diabetes meist durch einen Insulinmangel gekennzeichnet ist, gibt es Hinweise darauf, dass in einigen Fällen auch eine Insulinresistenz der Betazellen der Bauchspeicheldrüse eine Rolle spielen könnte. Diese Resistenz könnte dazu beitragen, dass die Zellen trotz vorhandenem Insulin nicht adäquat auf das Insulin reagieren, was den Prozess der Zerstörung der Betazellen beschleunigen und so zur Entwicklung eines Typ-1-Diabetes beitragen könnte.

Über Johannes Neumann

Johannes Neumann ist Medizinpädagoge und Notfallsanitäter. Seit 2008 ist er in der Notfallversorgung in verschiedenen Fachbereichen – vom Rettungsdienst bis zur Kinderintensivstation – tätig. Seit 2019 arbeitet er zudem hauptberuflich in der medizinischen Lehre und Leitung der Berufsfachschule für Notfallsanitäter, an der er auch Notfallsanitäter der Bundeswehr ausbildet. Neben der Notfallmedizin lehrt Herr Neumann in verschiedenen anderen Gesundheitsfachberufen, unter anderem in den Fächern Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und Akutpflege sowie Biochemie, Pharmakologie und Ernährungslehre. Darüber hinaus ist er als Hochschullehrer in verschiedenen Studiengängen tätig und leitet als nichtärztlicher Kursleiter Refresherkurse für Notärzte.

Wichtiger Hinweis: Dies ist eine allgemeine Information. Dieser Artikel ist nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Wenn Sie den Verdacht haben, an Diabetes Typ 1 erkrankt zu sein, suchen Sie bitte unverzüglich einen Arzt auf. Diese Informationen können den Rat eines Arztes nicht ersetzen.

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