Bereits im Tennis-Viertelfinale von Paris war Schluss für Alexander Zverev. Mit 5:7 und 5:7 musste sich der Olympiasieger von Tokio dem Italiener Lorenzo Musetti geschlagen geben.
Er hatte gekämpft, gehadert und gerackert – und doch konnte Alexander Zverev in der schwülen Hitze von Paris das Aus im Viertelfinale nicht verhindern. Mit der 5:7 und 5:7-Niederlage gegen den Weltranglisten-16. Lorenzo Musetti wird sich Zverevs Traum von einer zweiten olympischen Goldmedaille nun nicht mehr erfüllen. Zverev winkte mit bitterer Miene noch einmal halbherzig ins Publikum und verschwand blitzschnell in den Katakomben des Court Suzanne Lenglen.
Mit Zverev schied der letzte deutsche Tennis-Profi aus dem olympischen Turnier aus, für den 27-jährigen Hamburger eine tiefe Enttäuschung. Gegen Musetti tat er sich nur rund 18 Stunden nach dem Ende seines Achtelfinal-Duells mit dem Australier Alexei Popyrin aber von Beginn an schwer.
Zverev sauer über frühe Ansetzung
Der Weltranglistenvierte, der mit einiger Wut im Bauch angetreten war, erwischte nicht seinen besten Tag. Er fand aber auch gegen die schier unbändige Spielfreude Musettis zu selten ein Mittel – wie auch gegen seine eigenen Emotionen. Wegen der frühen Ansetzung seines Viertelfinals war Zverev einigermaßen angefressen.
“Ich bin so stinksauer, das kann ich dir gar nicht sagen. Die Ansetzung ist eine Frechheit”, sagte Zverev der “Bild”-Zeitung. Immerhin hatte sein Sponsor bis Donnerstag die von Zverev gewünschten hellen Spielhemden geliefert, er konnte in weißem Shirt zur schwarzen Hose antreten In der komplett schwarzen Kluft hatte er am Dienstag beim Hitzeduell gegen den Tschechen Tomas Machac mächtig gelitten und sein Outfit verwünscht.
Zverev kam kassierte direkt das Rebreak
Halb in weiß und noch einigermaßen missgelaunt fand Zverev erneut nicht gut ins Spiel. Wie am Vorabend gegen Popyrin gab er früh in Satz eins seinen Aufschlag ab, haderte, auch mit der Schiedsrichterin, und fand erst spät seinen Rhythmus. Aber wie gegen den Australier gelang Zverev das Rebreak zum 5:5. Nur: Diesmal verdaddelte die deutsche Nummer eins gleich wieder sein Service. Und weil Musetti zauberte, war Durchgang eins nach 62 Minuten weg – es war Zverevs erster Satzverlust im vierten Match.
Musetti spielte zeitweise faszinierend, streute grandiose Stopps und sagenhafte Rückhandschüsse ein. Zverev spielte wie Zverev: gradlinig, mit viel Druck, aber weniger variabel. Das reicht gegen die meisten Gegner, an besten Tagen gegen (fast) alle – war aber diesmal eben zu wenig. Auch wenn er körperlich auf der Höhe zu sein schien.
Zverevs Laune war im zweiten Durchgang zwar wieder besser, in einer Spielpause wedelte er sich mit dem Fächer einer Zuschauerin Luft zu. “Halt durch, Junge!”, brüllte ein Zuschauer in Richtung Zverev. Der zeigte den Daumen nach oben – doch nach 2:04 Stunden war für ihn Olympia 2024 endgültig beendet.
Alcaraz weiter auf Gold-Kurs
Topstar Carlos Alcaraz greift dagegem entschlossen nach Edelmetall bei den Olympischen Spielen. Der Wimbledon- und French-Open-Sieger aus Spanien erreichte mit einem 6:3, 7:6 (9:7)-Erfolg gegen den US-Amerikaner Tommy Paul das Halbfinale von Paris. Die Hoffnungen auf einen Coup im Doppel an der Seite von Rafael Nadal hatte Alcaraz tags zuvor aufgeben müssen.
Nun schickt sich Alcaraz an, als jüngster Spieler im Herreneinzel die Olympische Goldmedaille abzuräumen. Vincent Richards aus den USA gewann vor 100 Jahren in Paris im Alter von 21 Jahren und 123 Tagen – Alcaraz, der schon vier Grand-Slam-Titel vorweisen kann, würde den Wert bei einem Triumph am Sonntag unterbieten. Seinen Halbfinalgegner ermitteln der Norweger Casper Ruud und der Kanadier Felix Auger-Aliassime.