HomeNachrichtAbnehmen: Kevins schlankes Leben begann mit Tupperdosen

Abnehmen: Kevins schlankes Leben begann mit Tupperdosen

Hier das belegte Baguette oder die Pizza, da der Keks zum Kaffee – so lief das eine Zeit lang und Kevin Worner (31) nahm immer mehr zu. Das sollte für ihn ein Ende haben und entwickelt sich ohnehin zum Trend, auch bei Getränken.

FOCUS online: Heute New York, morgen Bali – wer so lebt und arbeitet, landet ernährungstechnisch wohl fast zwangsläufig bei Fast Food oder dem schnellen Brötchen vom Bäcker.

Kevin Worer: Das kann ich bestätigen. Ich bin recht früh, mit 22, ins Berufsleben eingestiegen. Gleich das erste Projekt als Consultant war ziemlich herausfordernd. Wir waren mehrere Monate lang für einen Beraterjob von Montag bis Freitag in Paris. Mittags gingen wir Kollegen gemeinsam essen, gleich gegenüber vom Office gab es zahlreiche Restaurants. Aber am Ende landeten wir fast immer beim Italiener und meist lief es irgendwie auf Spaghetti Carbonara hinaus. Man schwimmt mit in diesem Strom, der sich übers Essen wenig Gedanken macht. Greift sich wie die anderen den Keks zum Kaffee, das belegte Baguette, die Pizza. Schon die Bedingungen, unter denen wir arbeiteten – keine Kochgelegenheit, selten vor zehn oder elf Uhr abends aus dem Büro raus – haben mir scheinbar keine Alternative gelassen.

Mit welchem Ergebnis?

Ich habe während der ersten sechs Monate gleich mal um die acht Kilo hab zugenommen, was ich aber eher runtergespielt habe. Vom dick sein war ich ja weit entfernt. Ich war eben kein athletischer Student mehr, aber noch immer ein halbwegs muskulöser Berufstätiger.

Wie wurden Sie nachdenklich?

Durch die Äußerung meiner Freundin: „Hast Du zugelegt?“ Das hat mich dazu gebracht, mal genauer hinzuschauen. Nicht nur auf das bisschen Speck, das sich gebildet hatte, sondern vor allem darauf, wie es weitergeht. Wo würde ich in drei, in fünf Jahren stehen? Da ich mich für Ernährung und Fitness interessiere Da ich mich für Ernährung und Fitness interessiere , war theoretisch völlig klar, was anders zu laufen hatte: Wenig leere Kohlenhydrate, wenig Fett, viel Protein, Obst und Gemüse sowieso. Aber wie sollte das gehen, unterwegs so zu essen?

Ja genau: Wie?

Ganz einfach: Man kocht nach dem oben beschriebenen Prinzip vor und nimmt das Essen mit. In Tupperdosen. Ja, Sie lachen. Genau das hat mich im ersten Moment daran gehindert, meinen Plan umzusetzen. Ich hatte Angst, die Kollegen würden mich für verrückt erklären, mich auslachen.

Wie haben Sie diese Angst in die Schranken verwiesen?

Ich habe ich mich daran erinnert, wie ich als Jugendlicher beschlossen hatte, dass es mir egal ist, was andere von mir denken. Das war am Abend, bevor ich zum ersten Mal mit den Tupperdosen los bin.

Darf man fragen, was damals in Ihrer Jugend los war?

Das führt jetzt zwar ein wenig vom Thema gesunder Lifestyle weg, aber letztlich geht es um ein ähnliches Motivationsmuster. Als Schüler war ich lange Zeit der Klassenclown. Ich dachte, es sei schick, nicht zu lernen, mäßige bis schlechte Noten zu haben, ich wollte alles sein, nur kein Streber. Bis zu diesem Tag, das muss etwa zwei Jahre vor dem Abi gewesen sein.

Ein Freund von mir hat mich in der Bahn geschubst, meine Nase blutete. Und ich dachte, Kontra geben, das kommt nicht infrage – so etwas macht ein Klassenclown nicht. Plötzlich habe ich mich dabei ertappt, dass ich mir im Grunde nichts mehr wünschte, als respektiert zu werden. Als mir das bewusst wurde, fragte ich mich, wie ich dieses Ziel erreichen kann, Respekt. Wohl am besten, wenn ich mich auf den Hosenboden setzen, überlegte ich. Und genau das tat ich. Ich habe dann eines der besten Abis der Schule gemacht.

Mir doch egal, was andere von mir denken – war es wirklich dieses Mindset, das letztlich auch die Ernährungsumstellung möglich machte?

Ich glaube schon. Am ersten Tag meines – wenn man so will – neuen Lebens bin ich einigermaßen entspannt zum Flieger. Überraschenderweise war die Sorge, die anderen könnten mich für einen Spinner halten, völlig unbegründet gewesen. Keiner hat mich belächelt, eher das Gegenteil war der Fall: Ich wurde für meine Entscheidung bewundert.

Viel öfter als früher steuerte unser Pulk am Mittag nun wie selbstverständlich Salat- oder Sandwichbars an. Dass ich drei Jahre lang jede Woche mehrere Tage in Hotels verbracht habe, hat mich nicht daran hindern können, einen von mir selbst erstellten Menü-Plan durchzuziehen – und an den Wochenenden jeweils tüchtig vorzukochen.

Oft gab es braunen Reis mit Pute und Gemüse, das Ganze wohlgemerkt ohne fette Saucen dazu. Frischhalteboxen lassen sich problemlos in den Minibars der Hotels verstauen. Frühstücksbuffets guter Häuser bieten Rührei, Lachs und Müsli – so begann damals mein optimaler Start in den Tag. Beim Mittagessen habe ich oft ein Auge zugedrückt: Das war wie gesagt gern die Salatbar, aber es durfte auch ruhig mal Carbonara sein. Wenn man den Rest des Tages die Kontrolle behält, geht das.

Und das Tupper-Essen – wann gab es das?

Jeweils spät abends, nach der Arbeit. Und vor dem Sport. Bei jeder Hotel-Buchung achtete ich darauf, dass es einen Fitnessraum gibt, der lang geöffnet hat. Ich mache etwa fünf Mal pro Woche Sport – anders als im ersten halben Jahr im Job, als das Fitnessstudio nur noch am Wochenende stattfand.

Sie haben Ihr Leben aus dem Koffer gerade in der Vergangenheit beschrieben. Hat sich Ihr Ernährungskonzept zwischenzeitlich wieder geändert?

Nicht wirklich, aber mit 26 bin ich für drei Jahre nach China gegangen, wo ich im Startup-Investment-Umfeld gearbeitet habe. Auf die Tupper-Phase folgte also eine Zeit, in der ich Fulltime vor Ort war. In dieser Zeit habe ich viel bestellt. Gekochtes Hühnchen zum Beispiel und separat dazu Reis.

Sie haben? Wie ist die Situation heute?

Seit gut zwei Jahren bin ich aus China raus, mittlerweile baue ich YouTube-Kanäle für Kunden und das eigene Portfolio . Ich bin jetzt wieder mehr unterwegs, bin allerdings in aller Regel deutlich länger als früher an einem Ort. Zwei Monate Miami, zwei Monate Bali, zwei Monate Warschau – so etwa.

Ist das nicht anstrengend, wenn man sich je nach Land immer wieder auf neue Essgewohnheiten und angebotene Lebensmittel einstellen muss?

Klar läuft man Gefahr, dadurch aus dem Konzept zu kommen. Und sogenannte High-Performer sind hier natürlich besonders gefährdet. Wo jemand 80 Stunden pro Woche arbeitet, werden leicht Abstriche beim Essen und beim Sport gemacht. Ein hilfreiches Prinzip für mehr Ernährungsstabilität ist in meinen Augen die einfache Küche. Hühnchen und Reis zum Beispiel, das sollte man überall hinbekommen.

Was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, wie Sie es schaffen, so diszipliniert zu sein?

Dass das nicht immer so war und dass ich überzeugt bin, dass alles vom Kopf abhängt. Von einem starken Willen und einer Strategie, die auch Vielfliegern eine gesunde Lebensführung ermöglicht. Rindersteak und Süßkartoffeln, das ist neben Huhn einer meiner weiteren Favourites. Megalecker. Dazu easy aus der Box zu essen. Und last but noch least: Auch kalt ein Genuss.

Klingt, als würden Sie erneut fleißig vorkochen, seit Sie weg aus China und wieder mehr in der Welt unterwegs sind?

Insgesamt stehe ich heute nicht mehr so oft am Herd wie noch vor ein paar Jahren. Ganz einfach, weil es in den Metropolen einfacher geworden ist, gesund zu snacken. So etwas wie Pflanzenmilch oder Proteindrinks, Nusssnacks oder hochwertige Nahrungsergänzungsmittel bekommt man mittlerweile überall. Schauen Sie, Leute aus dem Investmentbanking wollen alles optimieren, zunehmend auch den Körper. Das hat die Food Industrie erkannt. Der Healthy-Trend spielt mir bei meinem eingeschlagenen Weg in die Hände. In Sachen Ernährung bin ich längst kein Exot mehr.

Sündigen Sie eigentlich auch mal?

Klar. Ein Schokoriegel oder auch mal ein Dessert zu besonderen Gelegenheiten wie beispielsweise Weihnachten sind durchaus drin, wenn ansonsten alles nach Plan läuft. Ich glaube, ich kann das auch viel mehr genießen als jemand, für den alles immer verfügbar ist.

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