Die Preise für Kaffee und Kakao sind in den letzten Jahren massiv gestiegen und haben neue Höchststände erreicht. Lebensmittel-Experte Achim Spiller und Sarah Iweala erläutern die Ursachen der Preisspitzen und wer die Auswirkungen besonders spürt.
In den vergangenen Jahren haben sich die globalen Rohstoffpreise für Kaffee und Kakao deutlich erhöht und kurzfristig nicht bekannte Preisspitzen erreicht – auch wenn sich in jüngerer Zeit erste Preisrückgänge andeuten. Beide Produkte sind für die Lebensmittelindustrie und den Einzelhandel, aber auch für die Verbraucher von erheblicher Bedeutung.
Ursachen der Preisspitzen
Die Ursachen der Preisanstiege sind größtenteils auf eine Kombination aus Unterbrechungen der Versorgungskette, ungünstigen Witterungsbedingungen in wichtigen Anbauregionen, Pflanzenkrankheiten und eine gestiegene weltweite Nachfrage zurückzuführen. Die Kakaopreise stiegen z. B. sprunghaft an, als Dürren sowie Starkregen und Pflanzenkrankheiten die Erträge in wichtigen Erzeugerländern wie der Elfenbeinküste und Ghana erheblich schmälerten. Gleichzeitig blieb die Nachfrage nach Schokolade und kakaohaltigen Produkten stabil, da sich die Weltwirtschaft nach der Pandemie erholte und der Verbrauch in einigen Weltregionen, wie in Süd- und Ostasien, stieg.
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Über den Experten Achim Spiller
Prof. Dr. Achim Spiller ist Professor für „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ an der Universität Göttingen. Er ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des BMEL für „Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbrauchschutz“. Er war Mitglied und Co-Vorsitzender der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und Mitglied im BMEL Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“). Er wurde im FAZ-Ökonomenranking mehrfach als einer der 100 führenden deutschen Ökonomen ausgezeichnet. Agrifood.Table, die größte deutschsprachige Agrifood-Redaktion, führt Spiller 2024 als einen der 10 einflussreichsten Wissenschaftler in den Agrar- und Ernährungswissenschaften.
Auf der Nachfrageseite ist der Markt flexibel und kann relativ schnell auf Preisänderungen reagieren. Die Verbraucher können ihren Verbrauch an kakaointensiven Produkten reduzieren, sich für billigere Ersatzprodukte entscheiden oder ihre Präferenzen auf Alternativen mit geringerem Kakaogehalt verlagern.
Die Hersteller von Schokolade und verwandten Produkten können ihre Produkte so umgestalten, dass weniger Kakao verwendet wird oder ihre Preisstrategien an die höheren Rohstoffkosten anpassen. Größere Unternehmen, die mehr Kontrolle über ihre Lieferketten haben, könnten auch in Technologien oder Partnerschaften in der Produktion investieren, um die Effizienz zu verbessern und die Kosten zu senken. In einigen Fällen können Luxus- oder Premium-Schokoladenmarken aus den hohen Preisen Kapital schlagen, indem sie Exklusivität und Qualität betonen und einen Nischenmarkt ansprechen, der bereit ist, die Kosten zu tragen.
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Auf der Angebotsseite in der Landwirtschaft gibt es dagegen inhärente Beschränkungen, die vor allem auf den langen Produktionszyklus der Pflanzen und damit den so genannten „Schweinepreiszyklus“, ein bekanntes Phänomen aus der Agrarmarktökonomie, zurückzuführen sind. Im Gegensatz zur Nachfrage, die sich relativ schnell anpassen kann, ist das Kakaoangebot zum Beispiel starr, da es Jahre dauert, bis neue Kakaobäume reifen und Bohnen produzieren. Wenn die Preise steigen, beeilen sich die Landwirte vielleicht, mehr Kakao anzubauen, aber diese Bemühungen wirken sich erst Jahre später auf das Angebot aus.
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Zunächst einmal kommt es zu Knappheiten, denn Märkte reagieren bereits auf kleine Angebots- oder Nachfrageüberschüsse. Und zwar unter Umständen mit heftigen Preisausschlägen nach unten oder oben, um die Produzenten zum Handeln zu bewegen.
Wenn Jahre später das Anpflanzen neuer Pflanzen und parallel gute Wetterbedingungen oder eine neue Bekämpfungsmethode von Krankheiten dazu führen, dass das Angebot hoch ist, kann es zu einem Überangebot kommen – um so mehr, wenn die Nachfrage bis dahin durch die steigenden Preise schon wieder nachgelassen hat. Diese Verzögerungen führt zu einer zyklischen Dynamik (dem „Schweinepreiszyklus“), bei der auf Zeiten hoher Preise schließlich Marktkorrekturen folgen, was das komplexe Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage bei Agrarrohstoffen wie Kakao und Kaffee unterstreicht. Diese Dynamik tritt auf vielen Agrarmärkten auf und wurde zunächst für den Schweinemarkt wissenschaftlich untersucht. Daher stammt der Name Schweinepreiszyklus für solche Phänomene.
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Märkte bleiben unberechenbar
Jetzt könnte man denken, so argumentierte auch der Göttinger Forscher Arthur Hanau 1927 in seinem Pionierbeitrag zum Schweinezyklus, dass man den zyklischen Effekt, wenn man ihn kennt, doch leicht ausrechnen und vermeiden könne. Allerdings sind viele der möglichen Ursachen für die Marktakteure kaum berechenbar: Pflanzenkrankheiten verbreiten sich manchmal kurzfristig, angetrieben durch Wetterkapriolen, die angesichts des Klimawandels zunehmen. Regierungen intervenieren überraschend in Märkte (siehe Trump). Wechselkursschwanken spielen eine Rolle.
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Neue Regulierungen wie die EU-Verordnung zur Entwaldungsfreiheit verunsichern und führen zu Bevorratung bei Herstellern und Agrarhändlern. Einige Länder wollen auf globalen Märkten Marktanteile gewinnen und subventionieren ihre Bauern. Andere Länder wollen Preise stützen und lagern Mengen ein, die dann am Markt fehlen. In ihrer Gesamtheit lassen sich daher Angebots- wie Nachfrageentwicklungen nicht berechnen. Daher lassen sich solche temporären, überschießenden Preiseffekte auf den meisten Agrarmärkten auch nicht vermeiden. Die dafür häufig kritisierten Börsen spielen dabei allenfalls eine Nebenrolle und sind nicht die Schuldigen.
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Auswirkungen auf Deutschland
Für den deutschen Markt bedeuten diese Entwicklungen derzeit spürbare Preissteigerungen auf der Verbraucherebene. Handelsunternehmen berichten über eine zunehmende Preissensibilität, insbesondere im Bereich der Markenprodukte. Konsumenten reagieren mit einer stärkeren Nachfrage nach Handelsmarken oder kleineren Packungseinheiten.
Nicht selten versuchen auch die Hersteller, die Verpackungseinheiten möglichst unbeobachtet zu reduzieren (Shrinkflation) oder die Qualität (z. B. Kakaoanteil, Arabica-Anteil) zu verringern (Skimpflation). Für die verarbeitende Unternehmen sind schwankende Preise eine klassische Herausforderung für das Risikomanagement, sei es über Preisabsicherungsstrategien, teilweise auch über Anbauverträge. Grundsätzlich zeigen aber diese Beispiele, dass Hersteller unterschiedliche Möglichkeit haben, um auf die steigenden Rohstoffpreise kurzfristig zu reagieren. Möglichkeiten, die Akteure zu Beginn der Lieferkette für Kakao und Kaffee nicht haben.
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Auswirkungen auf Kleinbauern
Für die Landwirte in den Erzeugerländern für Kakao und Kaffee sind die Auswirkungen unterschiedlich. Vor der Preissteigerung war das Preisniveau vollkommen unzureichend insbesondere für Kleinbauern. Für viele kleinbäuerliche Betriebe reich