Ein Mann hat bei einem Fest in Solingen wahllos auf Passanten eingestochen. Seine Identität ist noch unbekannt. Ein DJ berichtet von den schrecklichen Minuten des Angriffs.
Ein Angreifer hat am Freitagabend kurz nach 21:30 Uhr auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen plötzlich angefangen, mit einem Messer auf Umstehende einzustechen. Drei Menschen – eine Frau und zwei Männer – sind tot. Acht weitere sind verletzt, fünf davon schwer. Die Polizei mahnt die Bevölkerung in Solingen weiter zur Vorsicht, denn der Täter ist noch nicht gefasst und könnte auch noch vor Ort sein.
Sie hat die Tat, die an den Messerangriff von Mannheim erinnert, als Anschlag eingestuft – wegen des zielgerichteten Vorgehens. Sie geht von einem Einzeltäter aus. Zu Berichten, der Angreifer habe Arabisch gesprochen, wollte die Sprecherin sich nicht äußern. Die Gewerkschaft der Polizei sowie der ARD-Terrorexperte Michael Götschenberg warnten vor Spekulationen in sozialen Medien. Gegen 15:00 Uhr soll es eine Pressekonferenz geben.
Solinger DJ Topic: Polizei bat mich, weiterzuspielen
Am Morgen äußerte sich der DJ, der zum Zeitpunkt der Tat auf dem Stadtfest aufgelegt hatte. Das Sicherheitspersonal sei zu ihm gekommen und habe ihn gebeten, weiterzuspielen, um unmittelbar nach dem Vorfall eine Massenpanik zu vermeiden, schilderte DJ Topic in englischer Sprache auf Instagram. Dies sei ihm unheimlich schwergefallen, zu dem Zeitpunkt seien bereits Menschen gestorben, schrieb der gebürtige Solinger.
Nach einigen Minuten sei dann die Musik gestoppt und das Publikum informiert worden, berichtete der DJ in dem Posting und einer Reihe von Storys. Zusammen mit anderen Menschen habe er sich in einem nahegelegenen Geschäft versteckt. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, so der Musiker, der mit gebürtigem Namen Tobias Topic heißt. Enge Freunde von ihm seien auf dem Stadtfest gewesen, „zusammen mit ihren kleinen Kindern“. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.
Niemand weiß, wie der Messerangreifer aussieht – Polizei sucht nach wie vor auch in Solingen
Der Täter war auch am Samstagmorgen noch auf der Flucht. „Wir haben derzeit keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort“, sagte ein Polizeisprecher. Überall in der Stadt sind noch Polizeistreifen unterwegs. Es würden sowohl Opfer, als auch Zeugen befragt.
Zum Aussehen des flüchtigen Verdächtigen gebe es keine gesicherten Informationen. WDR-Reporter Joschka Heinemann berichtet, was er vom Vorgehen der Polizei mitbekommen hat:
Polizei am Morgen: Vorsicht im Innenstadtbereich von Solingen!
Hier hat die Polizei ein Hinweisportal eingerichtet – wer irgendetwas gesehen, oder fotografiert hat, kann es über diesen Link hochladen! Wer Verdächtiges beobachte, solle nicht auf eigene Initiative handeln und den Mann nicht ansprechen, sondern den Notruf 110 wählen, forderte ein Polizeisprecher.
Festnahme am Vormittag – aber falscher Mann
Stunden nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen nahmen Einsatzkräfte laut Medienberichten einen Jugendlichen fest. Nach ersten Ermittlungsergebnissen handelt es sich aber nicht um den gesuchten Täter. Laut Deutscher Presseagentur soll die Beschreibung des Täters durch Zeugen vor Ort nicht mit dem Festgenommenen übereinstimmen.
Einige Zeugenaussagen widersprächen sich derzeit noch, berichtet WDR-Reporter Rupert Wiederwald:
Polizei: „Riesenproblem“ mit fehlenden Angaben zu Messerangreifer von Solingen
„Ich glaube, das ist unser Riesenproblem. Wir haben noch nicht so viele Angaben zum Täter“, erklärte Alexander Kresta, Sprecher der Polizei Wuppertal. Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock. „Die werden von uns im Augenblick professionell betreut und wir vernehmen diese natürlich, um da jetzt genauere Angaben zu bekommen.“
Allerdings könnten die Ermittler derzeit davon ausgehen, dass es sich um einen einzelnen Täter handelt, sagte Kresta weiter. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bislang aufnehmen konnte, wiesen darauf hin. „Von weiteren Personen ist uns nichts bekannt.“
Anschlag in Solingen
++ DJ spielte weiter, um Panik zu vermeiden ++
Nach dem Anschlag hat sich der DJ geäußert, der zum Zeitpunkt der Tat auf dem Stadtfest aufgelegt hatte. Laut ARD-Korrespondent Wiederwald ist die Polizei noch “sehr weit davon en…
Täter entkam im Tumult nach dem Solingen-Angriff
Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Der Angreifer habe sehr gezielt auf den Hals seiner Opfer eingestochen.
Bei ihnen handele es sich um Besucher des Festes. Tatort ist der Fronhof – ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen. Die Tat sei direkt vor der Bühne geschehen, heißt es.
Solingen sagt Stadtfest ab
In der Nacht traf NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Tatort ein. Er war sichtlich betroffen. „Aus dem Nichts sticht jemand wahllos auf Menschen ein“, sagte Reul.
Die Stadt hat das ursprünglich für drei Tage geplante Fest komplett beendet. Auch die für diesen Samstag und Sonntag geplanten Programmpunkte werden abgesagt, wie es in einer Mitteilung hieß.
Bürgermeister Kurzbach: „Es zerreißt mir das Herz“
Solingens Oberbürgermeister, Tim Kurzbach, schreibt auf Facebook, er stehe unter „Schock“. Er drückt den Betroffenen sein Mitgefühl aus und bedankt sich bei den Rettungs- und Sicherheitskräften für ihren Einsatz.
Scholz fordert harte Strafe
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) meldete sich am Morgen nach der Tat auf X. Der Täter müsse schnell gefasst und hart bestraft werden.
Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte, hoffentlich gelinge es der Polizei, „den feigen und erbärmlichen Täter auf der Flucht zu fassen.“
Habeck nennt Anschlag von Solingen „verdammenswert“
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat den Anschlag auf einem Stadtfest in Solingen mit drei Todesopfern als „verdammenswert“ bezeichnet. Aus der nordrhein-westfälischen Stadt seien „schlimme, schlimmste Nachrichten“ gekommen, erklärte Habeck am Samstag.
Lindner: „Brauchen kühle Konsequenz“
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) äußert sich auf dem Kurznachrichtendienst X zu dem Anschlag und forderte eine Reaktion mit kühlem Kopf: