Reportage
Im Stade Tour Eiffel tobt die Beachvolleyball-Party, darüber wacht in würdevoller Ruhe der Eiffelturm: Ein Besuch in einer Pariser Olympia-Sportstätte, die einem den Atem verschlägt und Laura Ludwig und Louisa Lippmann bei ihrem ersten Auftritt das Leben schwer machte.
Von Matthias Heidrich, Paris
Laura Ludwig hechtet ein letztes Mal vergeblich dem Ball hinterher. Vom ihrem rechten Arm sprang er ins Aus und um die Olympiasiegerin von Rio bricht die Hölle los. Knapp 12.000 Zuschauer rasten aus, bejubeln den 2:0-Sieg des französischen Duos Alexia Richard/Lezana Placette frenetisch. Die Beachvolleyball-Party im Schatten des Eiffelturms erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt, mit Tausenden Franzosen, die ihr Team und sich selbst feiern.
Ludwig: “Eine geile Kulisse, atemberaubend”
“So einen schönen Centre Court zu haben und da spielen zu dürfen, mit solch einer geilen Stimmung, ist auf jeden Fall etwas Besonderes”, sagte Lippmann im Sportschau-Interview trotz der Niederlage und auch Ludwig war beeindruckt. “Eine geile Kulisse, atemberaubend.”
Horse Guards Parade, Copacabana und jetzt Paris
Die 38-Jährige hat schon einiges erlebt in ihrer Karriere. Paris sind die fünften Spiele für die Hamburgerin. Mit olympischen Beachvolleyball-Arenen kennt sich Ludwig aus. Beeindruckend britisch auf der Horse Guards Parade 2012 in London, oder an der Copacabana im Beachvolleyball-Mekka Brasilien 2016, als sie mit Kira Walkenhorst Gold gewann: Ludwig hat viele Party-Zentralen im Zeichen der Ringe erlebt.
Die am Eiffelturm ist dann aber doch eine ganz besondere. An diesem Tag liegt das aber auch an der französischen Karte, die hier gespielt wird. Schon in der ersten Auszeit von Ludwig/Lippmann im ersten Satz, in dem wenig zusammenläuft, schmettern Tausende französische Kehlen die Marseillaise. Ein einzelnes “Deutschland, Deutschland” von oben rechts sorgt da nur für Gelächter.
Die brennende Sonne des Tages und der DJ haben die Menge aufgeheizt. Zu Beginn der Abend-Session senkt sich die Sonne nun aber und taucht den Eiffelturm und das Stadion in wunderschönes, aber nicht mehr ganz so warmes Licht. Das 1889 errichtete Stahlkonstrukt strahlt golden und dabei erhabene Ruhe aus, lässt sich durch nichts erschüttern.
“Allez les Bleus!” – Schwarz-Rot-Gold chancenlos
Auch nicht von den wild gewordenen Franzosen, die die “La-Ola-Welle” durchs Stadion rollen lassen und den Schlachtruf dieser Spiele in den Pariser Abendhimmel schreien: “Allez les Bleus, Alles les Bleus!” Die Tribüne vibriert, der DJ spielt einen Klassiker nach dem anderen an. Die Menge greift alles dankbar auf, lässt sich kaum bändigen, so dass die Athleten teilweise noch einen Moment warten müssen, bis sie weiterspielen können.
Schwarz-Rot-Gold hat hier heute keine Chance, auf den Rängen und auch auf dem Court nicht. Als die Tausenden Lichter am Eiffelturm an diesem Abend zum ersten Mal blinken, drehen Ludwig/Lippmann noch mal auf, kommen heran. Es hilft trotzdem nichts. Richard/Placette holen auch den zweiten Satz und das Match.
Ikonische Bilder am UNESCO-Weltkulturerbe
Das US-Duo Kristen Nuss/Taryn Kloth liefern mit ihrem anschließenden 2:0-Sieg gegen Mariafe Artacho/Taliqua Clancy (Australien) noch eine Stars-and-Stripes-Zugabe für die Beachvolleyball-Party, die hier am Fuße des UNESCO-Weltkulturerbes schon früh begonnen hatte und noch bis zum 10. August, dem vorletzten Tag der Spiele, großen Sport, mega Stimmung und ikonische Bilder liefern wird. Bewacht vom Eiffelturm, der noch viel mehr erlebt hat als Laura Ludwig.