Bottrop. Die Töpfe in der Innenstadt sind weiterhin Thema. Nach Diskussionen über Bepflanzung, Vandalismus und Patenschaften scheint die Lösung gefunden.
Die meisten Bottroper waren 2021 positiv überrascht: In der teils tristen Innenstadt sorgten bunte Blumentöpfe für eine frische, farbenfrohe Neuerung. Vom Rathaus über die Kirchhellener Straße, den Altmarkt und von dort über die Hansastraße bis zum Kirchplatz: Das sogenannte „Bunte Band“, so anfangs der Plan, sollte nicht nur mehr Fröhlichkeit in die Fußgängerzone bringen, sondern vor allem mehr Grün. Am Ende kam es anders.
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„Städtisches Grün ist enorm wichtig für das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen in der Stadt“, erklärte Tilman Christian, heute Fachbereichsleiter vom Fachbereich Umwelt und Grün, nachdem die XXL-Blumentöpfe in der Stadt präsentiert wurden. Und der Effekt war anfangs spürbar: Die Freude bei den meisten Besucherinnen und Besuchern der Bottroper Innenstadt dürfte genauso groß gewesen sein wie bei Bienen, Hummeln und zahlreichen weiteren Insektenarten, die ein neues Zuhause in Stadtmitte fanden. Aber es gab auch immer wieder Diskussionen über die Bepflanzung, die vielen Passanten anfangs zu spärlich erschien.
Bepflanzung und Bewässerung verärgerten auch Geschäftsleute
Im Sommer 2022, rund ein Jahr nach Anschaffung, sah es dann aus Sicht vieler noch schlechter aus: Teils konnten Bepflanzung und Unkraut nicht wirklich mehr von einander getrennt werden, viele Töpfe waren lediglich noch mit Erde gefüllt. Statt sich zu ärgern, packten gleich vier Bottroper Geschäftsfrauen unvermittelt an: Irini Hubert, Wirtin der Dom Schänke, und Bettina Schwarzkopf, Filialleitung der Spielhalle neben der Kneipe, kümmerten sich kurzerhand um die Bepflanzung und Pflege des blauen Topfes vor der eigenen Tür am Kirchplatz. Auf der anderen Seite der Innenstadt dachten sich Annette Friedenstein und Bianca Schier vom Fotoatelier am Rathaus dasselbe: Sie bepflanzten einen großen Kübel an der Kirchhellener Straße. Auch der Fachbereich Umwelt und Grün reagierte. Thema durch? Nur für kurze Zeit.
Trockener Sommer erhitzt in Bottrop die Gemüter
Nach einem trockenen, heißen Sommer mussten viele Pflanzgefäße bereits im August, deutlich früher als geplant, ins Winterquartier. Viele Pflanzen waren bereits eingegangen, die letzten sollten gerettet werden. Vor dem erneuten Aufstellen wurden schließlich, damit die Pflanzen nicht nochmals verdursten müssen, nach Unterstützern gesucht, die eine regelmäßige Bewässerung garantieren wollten. Über 30 Baum- und Gießpaten boten Hilfe an.
Doch die gute Stimmung kippte nach kurzer Zeit erneut: Nachdem die Stadt den Plan der Initiative, Fächerpalmen und Olivenbäume zu pflanzen, kritisierte, zogen einige, darunter auch die stets bemühte Wirtin Hubert, ihr Angebot zurück: „Das Gestrüpp, das die Stadt pflanzt, pflege ich nicht“, teilte sie damals mit. Auf der Gastromeile, dem Start der langen Gladbecker Straße in der Fußgängerzone, kümmerte man sich indes unabhängig und besorgte eigene Töpfe – samt mediterranen Oliven.
Vandalismus in Bottrops Innenstadt ist ein Problem
Auch Störenfriede, häufig in Gruppen durch die Stadt schlendernde Jugendliche, hatten es auf die farbenfrohe Deko abgesehen: Immer wieder wurden sogar die schweren Riesen-Kübel umgestoßen, häufig gingen sie dabei zu Bruch. Zehn mittlere Töpfe sind bisher kaputt, wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage berichtet. Auch deshalb sind die meisten inzwischen aus dem Stadtbild verschwunden. Das Konzept der Solitärstandorte ohne Befestigung im Boden, so teilt die Stadtverwaltung mit, ist nicht aufgegangen: „Jeder Topf der umgeworfen wurde, musste in der Regel wieder neu bepflanzt werden.“
Insgesamt habe das Bunte Band, so wie es anfangs getauft wurde, die Stadt bereits 62.509,43 Euro gekostet – inklusive Anschaffung, Aufstellung, Bepflanzung und Pflege. Finanziert wurde das Projekt dabei über Mittel der Städtebauförderung.
So viele Töpfe sollen bald in Bottrops Innenstadt zurückkehren
Von 15 großen, 37 mittleren und vier kleinen Töpfen stehen auf dem Ernst-Wilczok-Platz am Rathaus und in der restlichen Innenstadt verteilt derzeit lediglich 18 Stück: 13 große, fünf mittlere. Sieben davon wurden schließlich doch mit Oliven bestückt – und begeistern seither Marktbesucher, die sie rund um den Kirchplatz und auf der Hochstraße entdecken. Und auch die restlichen Töpfe, die aktuell noch zur Reserve eingelagert sind, sollen bald wieder in die Innenstadt zurückkehren – zumindest ein Großteil.
Wie bereits auf dem Rathausplatz, auf dem man in der Vergangenheit eher seltener mit den Attacken der Vandalen rechnen musste, sollen die Töpfe dabei in Gruppen angeordnet werden. Das soll, so zumindest der Plan der Stadtverwaltung, vor allem die mittelgroßen Gefäße vor dem Umsturz schützen. Außer der vier kleinen Töpfe, die als mobile Kübel genutzt werden könnten, sollen zukünftig wieder alle verfügbaren Töpfe in die Innenstadt.
Bis dahin kann aber fleißig weiterdiskutiert werden: Erst 2025 sollen die neuen Standorte feststehen. Für die wird es dann auch keine Pflege-Paten mehr geben. Der Fachbereich Umwelt und Grün übernimmt den Part.