In 23 Wahlkreisen in Deutschland kommt der Gewinner nicht in den Bundestag. Moritz Oppelt (CDU) scheiterte im Wahlkreis Rhein-Neckar so knapp wie sonst keiner.
In Mannheim, Heidelberg und im Wahlkreis Rhein-Neckar ziehen die jeweiligen Gewinnerinnen und Gewinner der CDU nicht in den Bundestag ein. Sie sind drei von insgesamt sechs Abgeordneten in Baden-Württemberg, denen es so geht. Besonders hart trifft es Moritz Oppelt. Nach eigener Aussage ist er “der 631. Abgeordnete” – doch den gibt es gar nicht, denn der neue Bundestag hat durch die Wahlrechtsreform bekanntlich nur noch 630 Sitze.
Oppelt scheitert knapp: “Ich bin der 631.”
Oppelt erreichte damit sozusagen den Schattensitz. Den ersten Platz unter den Verlierern. Das liegt an der Wahlrechtsreform und gleichermaßen an der starken CDU in Baden-Württemberg. Allerdings befindet sich der Wahlkreis Rhein-Neckar – der, den Moritz Oppelt bereits 2021 für sich entscheiden konnte – am Rand des christdemokratischen Kernlands. Hier punkten die Kandidatinnen und Kandidaten nicht mehr ganz so souverän wie im Rest des Landes. Oppelt erreichte 34,4 Prozent der Erststimmen. Zu wenig. Er ist raus aus dem Deutschen Bundestag.
Wahlkreis Rhein-Neckar gewonnen – und dennoch verloren
“Man hat natürlich gemischte Gefühle”, sagt Oppelt im SWR Interview. Er könne sich freuen – auch weil er sechs Prozentpunkte in seinem Wahlkreis im Vergleich zur Wahl 2021 dazugewonnen habe. Dennoch kann Oppelt seinen Heimatwahlkreis jetzt nicht mehr auf Bundesebene repräsentieren. Die Vertreter der AfD und der SPD dagegen schon. Das gehöre zur Demokratie dazu, sagt Oppelt am Montag nüchtern.
Wenn ich richtig gerechnet habe, bin ich der erste, der es nicht geschafft hat.
Möglichkeit für die CDU in Baden-Württemberg nachzurücken
Oppelt ist wegen der Wahlrechtsreform, die zum ersten Mal greift, also raus aus dem Deutschen Bundestag. Denn nicht alle siegreichen Wahlkreis-Kandidaten ziehen automatisch in den Bundestag ein. Sie bekommen nur noch dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt. Eine Hintertür gibt es aber dennoch für Oppelt: Er wäre der erste Nachrücker. Das ist dann der Fall, wenn eine anderer CDU-Kandidat oder eine Kandidatin aus dem Bundestag ausscheiden würde. Allerdings sehe es aktuell nicht danach aus, sagt Oppelt.
Oppelt: “Entstehungsgeschichte der Reform erzeugt ungutes Gefühl”
Am Tag nach der Bundestagswahl blickt der 36-Jährige aber auch zurück auf die Entstehung der Wahlrechtsreform. “Es ist ursprünglich ein Vorschlag der AfD gewesen, (…) noch in der vorletzten Periode. Das Kappungswahlrecht wurde dann von der Ampel übernommen. Mit kleinen Änderungen.” Wenn man sich jetzt die angrenzenden Wahlkreise anschaue, also Mannheim und Heidelberg, “dann habe man dort gewonnen”, sei aber im Deutschen Bundestag nicht vertreten. Oppelt findet das schade. Für die CDU im Rhein-Neckar-Raum ist das ein bitteres Ergebnis, das unterstreicht auch Oppelt. Trotz des Wahlsieges auf Bundesebene.
Auf Leben nach der Politik vorbereitet
Für den Fall, dass er aus dem Bundestag ausscheidet, hatte sich der Volljurist Oppelt übrigens vorbereitet: Er werde wieder in seinem erlernten Beruf arbeiten. “Den Beruf habe ich sehr gerne ausgeübt, bevor ich in die Politik bin. Das werde ich jetzt auch wieder machen. Es gehört zur Demokratie dazu, dass man gewählt und auch wieder abgewählt werden kann.”