Kardiologe Ulf Landmesser kennt die Risikofaktoren genau, die jeder herunterfahren kann. So lassen sich viele Herzinfarkte vermeiden. Worauf es ankommt: frühzeitig erkennen und gegensteuern.
Für ein gesundes Herz braucht es gesunde Gefäße. Nur so kann das Blut ungehindert fließen und alle Organe optimal versorgen. Bremsen oder versperren Blutgerinnsel den Weg, schadet es dem Herzen – früher oder später. Eine Arteriosklerose in den Herzkranzgefäßen, umgangssprachlich Arterienverkalkung, ist die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt.
Arteriosklerose vermeiden, heißt daher auch das Herzinfarkt-Risiko senken. Darüber hinaus gibt es viele weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und sie sind nach wie vor die Todesursache Nummer eins in Deutschland.
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Um einen Herzinfarkt zu vermeiden, sollte jeder diese Werte kennen
„Das Besondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, dass sie meist eine relativ lange Vorlaufzeit haben, bis sie zu Problemen oder im schlimmsten Fall zum Tod führen“, sagt Ulf Landmesser, Leiter der Klinik für Kardiologie an der Berliner Charité, im Gespräch mit FOCUS Online. Doch es gibt mittlerweile gut untersuchte Risikofaktoren.
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Wer die wichtigsten davon für seine Herz-Gesundheit kennt, kann sie auch gezielt angehen und sein Herzinfarkt-Risiko senken. Dazu zählen:
- Blutdruck: Denn Bluthochdruck ist eine sehr häufige Ursache für Herzerkrankungen. Der Kardiologie-Professor erklärt: „Je früher er behandelt wird, umso besser lassen sich Schäden für das Herz-Kreislauf-System vermeiden.“
- Atherogene Lipoproteine, nämlich bestimmte Formen des Cholesterins und zwar das LDL-Cholesterin: Ist der Wert dauerhaft zu hoch, kann das Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen (Plaques) fördern. Zudem ist ein Blick auf das Lipoprotein (a) sinnvoll. Es ist vor allem genetisch bestimmt. Die damit zusammenhängende Krankheit Hyperlipoproteinanämie (a) ist eine angeborene Fettstoffwechselstörung, die mit einem Herzinfarkt-Risiko verbunden sein kann. Weiterhin die Triglycerid-reichen Lipoproteine die auch durch den Lebensstil beeinflusst werden können.
- Genetische Faktoren : Es ist wichtig, die Familiengeschichte zu kennen, betont Landmesser. Wenn hier jemand dabei ist, der schon früh einen Herzinfarkt hatte, einen Schlaganfall erlitten oder Diabetes hat, sollte man hellhörig werden. Dann kann das Risiko erhöht sein, dass man auch betroffen ist.
- Diabetes : Erhöhte Blutzuckerwerte und die mit dem Diabetes verbundenen Stoffwechselveränderungen schädigen langfristig die Blutgefäße.
„Das sind alles Risikofaktoren, die wir heutzutage gut behandeln können“, erklärt Landmesser. „Je früher man gegensteuert, umso besser.“
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Dazu kommt, dass in den vergangenen Jahren die Rolle von Entzündungen immer besser untersucht wurde. „Anhaltende Entzündungen stellen ebenfalls einen Risikofaktor für einen Herzinfarkt dar“, berichtet der Herz-Professor. So zeigte etwa die Behandlung mit einem Entzündungshemmer, der den Entzündungsmarker Interleukin-1 Beta bremste, in einer großen Studie mit Patienten nach Herzinfarkt gute Erfolge.
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Grundsätzlich haben Menschen mit chronisch-entzündlichen Krankheiten wie rheumatoider Arthritis ein höheres Herzinfarkt-Risiko . Für sie sei es daher besonders wichtig, die genannten Herzgefahren frühzeitig gut zu behandeln.
Schon ab 40 Jahren: Diese Checks empfiehlt der Kardiologe
Um die erwähnten Risikofaktoren frühzeitig zu identifizieren, rät der Charité-Experte genau zu untersuchen. Konkret heißt das: Schon ab 40 Jahren sollte jeder seine atherogenen Lipoproteine checken lassen, sprich das LDL-Cholesterin und bei entsprechender Familiengeschichte auch das Lipoprotein (a) .
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Zur Familiengeschichte gehört ebenso: Wenn etwa der Vater mit 40 einen Herzinfarkt hatte, muss man natürlich noch genauer auf die Risikofaktoren schauen. Blutdruck checken ist ganz wichtig. Ebenso den Blutzuckerspiegel, um Diabetes rechtzeitig zu erkennen.
Darüber hinaus hält der Herz-Professor auch eine Plaque-Bildgebung für sinnvoll, wenn Unsicherheit bezüglich des kardiovaskulären Risikos besteht. Gerade dann, wenn jemand anhand anderer Risikofaktoren eine mittlere Gefährdung feststelle und es darum gehe, wie behandelt werden solle, wäre es ein gutes Instrument. Dabei könnten Herz-CTs (Computer-Tomographien) bei entsprechendem Verdacht inzwischen gut darstellen, ob die Herzgefäße bereits Schäden aufweisen, ob es Plaques gibt und ob diese gefährlich aussehen. Dies sei aber in Deutschland noch nicht breit im Einsatz.
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Der Check und ob sich bereits Plaque-Bildung zeigt, wird ab 50 Jahren noch wichtiger . Dann sollte auch ein Herzultraschall hinzukommen, um festzustellen, ob bereits Schäden am Herz vorhanden sind. Beispielsweise führt Bluthochdruck zu einer Verdickung des Herzmuskels (Hypertrophie). „Das möchte man vermeiden, weil es zu einer Versteifung des Herzens führen kann“, erklärt Landmesser. „Und damit zur Einschränkung der Herzleistung und -funktion.“
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Ab welchen Werten muss man genauer hinsehen?
Idealwerte:
- LDL-Cholesterin : unter 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter Blut), bei bereits vorliegender Erkrankung der Herzkranzgefäße unter 55 mg/dl
- Lipoprotein (a) : unter 30 mg/dl (Milligramm pro Deziliter Blut)
- Blutdruck : unter 140 (systolisch) und unter 90 (diastolisch)
- Diabetes : Nüchternblutzucker unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Nüchternwerte zwischen 100 und 125 mg/dl weisen auf einen Prädiabetes hin, eine Diabetes-Vorstufe.
Beim LDL-Cholesterin hängt es sehr davon ab, ob man bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hat oder nicht. „Ideal ist es, wenn der Wert um 100 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) gehalten werden kann oder niedriger, wenn noch keine Herzkranzgefäßerkrankung vorliegt“, erläutert Landmesser. „Wenn jemand einen Wert von 190 Milligramm pro Deziliter oder mehr erreicht, ist das ein Hinweis auf eine familiäre Hypercholesterinämie.“ In so einem Fall ist häufig ein Defekt des LDL-Rezeptors die Ursache. Das sollte unbedingt behandelt werden.
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„Liegt der Wert zwischen 100 und 190 wird man immer zunächst versuchen, den Wert über die Ernährung zu verbessern“, erklärt der Kardiologe zur Therapie. „Zudem schauen wir, ob es bereits Anzeichen für eine Herzerkrankung gibt wie etwa Plaques in den Gefäßen.“
Zur herzgesunden Ernährung sollten viel Gemüse und Obst auf dem Speiseplan stehen, ballaststoffreiche Vollkornprodukte sowie Fisch.
Braucht es eine medikamentöse Behandlung, kommt ein Statin zum Einsatz. Die Dosierung passen Kardiologen an das Herz-Kreislauf-Risiko insgesamt an.
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Zu hoch, zu niedrig? Das ist der optimale Blutdruckwert
Üblicherweise wird der Blutdruck durch zwei Werte angegeben – beispielsweise 110 zu 80 (systolisch zu diastolisch).
Der systolische Wert zeigt, mit welchem Druck Blut vom Herz in den Körper gepresst wird. Der diastolische Wert misst den Blutdruck, während das Herz sich wieder mit Blut auffüllt, also zwischen zwei Herzschlägen.
Den Blutdruck messen die Geräte in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule. Die Abkürzung dafür ist mmHg. Sie bezeichnet den Druck, der nötig ist, um flüssiges Quecksilber in einem Rohr um einen Millimeter anzuheben.
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- Mediziner in Deutschland sprechen von Bluthochdruck (Hypertonie) ab einem Wert höher als 140 mmHg .
- Sinkt der Blutdruck unter 105 mmHg handelt es sich um Blutniederdruck (Hypotonie) .
- Wann optimal gilt ein Blutdruckwert von unter 140 (systolisch) und unter 90 (diastolisch).
Drei Schlüssel, um Herztode zu verhindern
Die Medizin muss sich in Zukunft viel mehr auf die Gesunderhaltung fokussieren. „Momentan richten wir uns sehr stark auf die Krankheitsbehandlung aus und häufig weniger intensiv auf die Prävention. Dieser Fokus muss sich ändern“, fordert Landmesser. Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen könne man unheimlich viel durch Vorsorge erreichen.
Im Wesentlichen gehörten dazu drei Aspekte:
1. Frühzeitiges Erkennen der Risikofaktoren.
2. Frühzeitiges Erkennen von sich anbahnenden Gefahren – wenn jemand beispielsweise bereits Plaques hat, aber noch keinen Herzinfarkt erlitten, muss er intensiv präventiv behandelt werden.
3. Genetik – um Menschen mit erhöhtem (familiären) Risiko zu identifizieren.
Die Vision für die Zukunft müsse dem Herz-Professor zufolge sein: „Risikofaktoren behandeln, bevor sie zu Komplikationen führen – und das ganz individuell.“