Spaß am Stromern: Billig-Strom statt Verbotswahn – China hat die bessere Elektroauto-Psychologie
Benzin in China ist viel günstiger als in Deutschland, doch Strom ist noch einmal drastisch billiger. Warum die Chinesen so auf E-Autos stehen und wie Deutschland sich mit seiner ideologischen Energie- und Verbotspolitik selbst ein Bein stellt – ein Gastkommentar.
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Während meines Aufenthalts in China entdeckte ich den wohl wichtigsten Grund, warum die Emobilität dort deutlich schneller vorankommt als bei uns. „Ich fahre 400 Kilometer für etwa 20 Yuan Stromkosten“ berichtete mir vor einigen Tagen mein chinesischer Fahrer. Das sind umgerechnet unter 3 Euro. „Ich lade nachts, da ist es billiger. Eine Kilowattstunde kostet mich dann etwa 0,4 Yuan“, schildert er mir weiter. Das sind weniger als 5 Cent.
Unfassbar günstige Elektroautos in China
„Mein Wagen kostet nur etwa 130.000 Yuan. Wir normalen Menschen kaufen jetzt alle Elektroautos. Verbrenner sind etwas für Reiche!“ erklärt der Fahrer. Das sind unter 17.000 Euro für sein Elektroauto.
Über den Gastautor
Professor Dr. Florian Becker ist Diplom-Psychologe und Autor des Buches
„Positive Psychologie – Wege zu Erfolg, Resilienz und Glück“. Er forschte und lehrte lange an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, ist im Vorstand der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft und hat eine Professur an der Technischen Hochschule Rosenheim. In Beratungsprojekten und Vorträgen zeigt er, wie Psychologie Menschen effektiver und glücklicher macht, wie Menschen Motivation entfesseln und Resilienz aufbauen.
Tatsächlich kostet der Liter Benzin in China etwas über einem Euro. Obwohl viel preiswerter als in Deutschland, ist das nicht mehr wettbewerbsfähig mit dem enorm günstigen Strompreis. Gleichzeitig sind Elektroautos in China derart günstig, dass die EU sich jetzt mit Zöllen gegen Importe wehrt, da europäische Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig sind.
Unangenehme Fragen in Deutschland
Das alles macht mich nachdenklich und wirft drängende Fragen auf:
- Wieso sind Elektroautos bei uns eher etwas für Reiche, wenn wir sie doch nach dem Willen der Politik kaufen sollen? Zudem werden wir die teuren Fahrzeuge wohl nicht mehr so erfolgreich exportieren können wie unsere Verbrenner.
- Wieso kostet Strom bei uns etwa acht mal mehr (!) als in Chinawenn wir ihn doch alle nutzen sollen zum Heizen und Fahren? Ein international für eine Industrienation wettbewerbsfähiger Preis würde auch die Deindustrialisierung in vielen Bereichen stoppen, die unseren Wohlstand abschmilzt. Auch beim Zukunftsthema Künstliche Intelligenz (KI) zeichnet sich ab, dass das Training, die Rechenzentren, der kontinuierliche Betrieb und die Skalierung Unmengen an Strom verbrauchen. Trauriger Fakt: Mit dem aktuellen Strompreis hat Deutschland dabei offenbar jetzt schon verloren.
- China wird oft als autoritärer Staat bezeichnet. Bei der Elektromobilität allerdings geht man dort den „weichen“ Weg der Motivation, macht Elektroautos und Strom also attraktiv und wettbewerbsfähig. Letztlich ein marktwirtschaftlicher Ansatz des besseren Angebotes. Die Menschen kaufen jetzt gerne Elektroautos oder zumindest teilelektrische Fahrzeuge. Rund 50 Prozent der Neuwagen sind bereits elektrifiziert – etwas über die Hälfte davon vollelektrisch, der Rest Plug-In-Hybride mit einer Kombination aus Elektro- und Benzinmotor.
Motivation und Kostenvorteile statt Verbrenner-Verbot
Bei uns arbeitet man bei der „Energiewende“ hingegen mit Steuern, CO2-Abgaben und„Heizungsverboten“. Erste Stimmen fordern sogar, dass Verbrenner auf bestimmten Spuren nicht mehr fahren dürfen. Der „dunkle“ Weg der Motivation mit Druck, Verboten, Strafen und Zwang. Letztlich düstere planwirtschaftliche Instrumente. Passt das zusammen mit unserem Selbstverständnis als Land?
Der amerikanische Autobauer Ford setzt ab sofort nicht mehr auf vollelektrische SUVs. Das Unternehmen will nun verstärkt auf Hybride setzen. Mit dem kostspieligen Strategiewechsel will Ford langfristig Geld sparen.
Fehlende Logik bei der Energiewende in Deutschland
Bei mir hinterlässt das Gespräch mit meinem Fahrer ein ungutes Gefühl, dass in Deutschland sehr viel falsch gelaufen ist und läuft bei der Energiewende und der sogenannten Transformation.
Logisch wäre eher folgende Reihenfolge bei einer Energiewende:
- Schritt 1: Die Regierung macht ihre Hausaufgaben und stellt international wettbewerbsfähigen, sauberen und günstigen Strom für Verbraucher und Industrie zur Verfügung. Bedeutet: unter 15 Cent je Kilowattstunde für Verbraucher, unter 10 Cent für die Industrie. Das wäre immer noch einiges mehr als in anderen Ländern. Auch das Thema Netzkapazität und Ladeinfrastruktur gehört zu den Hausaufgaben der Politik.
- Schritt 2: Menschen kaufen dann aufgrund der attraktiven Strompreise und Verfügbarkeit der Lade-Infrastruktur gerne Elektroautos und sie heizen voller Freude elektrisch. So funktioniert Marktwirtschaft. Verbote, Zwang, Strafen und Instrumente „schwarzer Pädagogik“ sind dann überflüssig. Und ich finde, das stünde unserem Land auch wesentlich besser zu Gesicht.
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Verbrenner wird künstlich unattraktiv gemacht
Wie aber agiert man stattdessen? Man versucht, den Verbrenner künstlich unattraktiv zu machen – statt Elektroautos attraktiv. Kann es sein, dass man in Deutschland mit Gewalt den zweiten Schritt beim Bürger erzwingen will – weil man den ersten selbst nicht gebacken bekommt? Das wäre doch wirklich traurig und auch gegen jede ökonomische Vernunft. Höchste Zeit, dass die Politik beim E-Auto ihre Strategie ändert.