Berlin. Die Ukraine wirft Russland vor, chinesische Staatsbürger für den Krieg zu rekrutieren. Ein Chinese soll sogar dafür gezahlt haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, gezielt chinesische Staatsbürger für den Krieg gegen die Ukraine anzuwerben. Dabei handle es sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein systematisches Vorgehen, sagte Selenskyj. Nach Angaben aus Kiew wurden bislang 155 chinesische Kämpfer auf russischer Seite gezählt.
Selenskyj zufolge finde die Rekrutierung teilweise sogar auf dem Staatsgebiet Chinas statt. „Es ist kristallklar, dass dies keine isolierten Fälle, sondern systematische russische Bemühungen zur Rekrutierung von (chinesischen) Bürgern für den Krieg sind“, schrieb er in sozialen Netzwerken. Russland müsse daran gehindert werden, den Krieg weiter auszudehnen und in die Länge zu ziehen, forderte er.
Selenskyj: Russland rekrutiert Chinesen für den Krieg
Hintergrund der Vorwürfe ist auch der Fall eines kürzlich gefangen genommenen chinesischen Staatsbürgers. Nach Angaben des ukrainischen Militärs soll der Mann umgerechnet mehr als 3100 Euro gezahlt haben, um in die russische Armee aufgenommen zu werden. Laut Berichten sei er über Russland als Tourist eingereist und habe sich durch die Aussicht auf die russische Staatsbürgerschaft zum Kriegsdienst motivieren lassen. Seine Ausbildung habe er im besetzten ostukrainischen Gebiet Luhansk ohne Übersetzer absolviert – verständigt habe man sich mit Gesten und Handy-Übersetzungen. Bei Kämpfen in der Region Luhansk geriet er schließlich in ukrainische Gefangenschaft.
Moskau weist die Vorwürfe aus Kiew entschieden zurück. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von falschen Anschuldigungen. China sei ein „strategischer Partner, Freund und Genosse“ und nehme eine „ausgewogene Position“ im Ukraine-Krieg ein, sagte er laut russischen Nachrichtenagenturen. Auch China selbst dementierte eine Beteiligung eigener Bürger am Krieg. Die Regierung in Peking betonte, ihre Staatsbürger stets vor einer Teilnahme an bewaffneten Konflikten zu warnen.
China und Russland international in der Kritik
International steht China dennoch in der KritikRussland indirekt zu unterstützen – etwa durch den Export von für die Rüstungsindustrie wichtigen Gütern wie Drohnenbauteilen.
Russland wiederum wirbt Berichten zufolge nicht nur chinesische Staatsbürger an, sondern steht auch wegen des Einsatzes nordkoreanischer Soldaten in der Ukraine in der Kritik. Beide Kriegsparteien – sowohl Russland als auch die Ukraine – versuchen, mit finanziellen Anreizen Freiwillige aus dem Ausland für ihre Streitkräfte zu gewinnen.
EF/DPA