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Die Commerzbank plant einen umfangreichen Stellenabbau, bei dem bis zu 4.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Dies betrifft rund zehn Prozent der derzeit 42.000 Mitarbeiter. Mit dieser Maßnahme will das Unternehmen Kosten senken und seine Unabhängigkeit wahren – insbesondere angesichts der Übernahmeambitionen der italienischen Großbank UniCredit.
Strategische Neuausrichtung
Seit Monaten arbeitet die neue Vorstandschefin Bettina Orlopp an einer Strategie, die den Wert der Bank für Investoren deutlicher machen soll. Die Commerzbank will damit beweisen, dass sie langfristig eigenständig bleiben kann. Angesichts des um 50 Prozent gestiegenen Aktienkurses seit dem ersten Übernahmeinteresse von UniCredit ist jedoch unklar, ob sich eine Übernahme auf Dauer abwenden lässt.

Die aktuelle Unternehmensstrategie reicht bis 2027 und wurde erstmals 2023 vorgestellt. Bereits im September 2023, nach den ersten Annäherungsversuchen von UniCredit, hatte die Commerzbank ihre finanziellen Ziele verschärft. Nun stehen weitere Anpassungen bevor.
Gezielter Stellenabbau und Digitalisierung
Der geplante Stellenabbau soll schrittweise und sozialverträglich erfolgen. Viele der betroffenen Mitarbeiter könnten durch Vorruhestandsregelungen ausscheiden. Zudem sollen verstärkte Investitionen in Technologie die Bank effizienter aufstellen. Diese Maßnahmen sollen helfen, tiefgreifendere Kürzungen zu vermeiden, die im Falle einer Übernahme durch UniCredit drohen könnten.
Gewerkschaften und der Betriebsrat warnen jedoch vor gravierenden Folgen für die Beschäftigten. Ein massiver Jobabbau könne nicht nur soziale Härten mit sich bringen, sondern auch die Arbeitsprozesse innerhalb der Bank destabilisieren.
Widerstand gegen UniCredit
UniCredit-Chef Andrea Orcel hatte bereits 2023 mit seinem offenen Interesse an der Commerzbank für Aufsehen gesorgt. Die italienische Großbank kontrolliert direkt 9,5 Prozent der Commerzbank-Aktien und hat sich über Finanzinstrumente Zugriff auf weitere 18,5 Prozent gesichert. Damit übt UniCredit zunehmend Druck auf die deutsche Bank aus.
Die Bundesregierung und Arbeitnehmervertreter sprechen sich vehement gegen eine Übernahme aus. Auch politisch gibt es starke Gegenwehr. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein betonte vor führenden Finanzvertretern in Frankfurt: „Feindliche Übernahmen sind hier nicht willkommen. Niemand will das, was sie da gerade tun. Ziehen Sie sich zurück.“
Während sich einige Großinvestoren offen für Gespräche mit UniCredit zeigen, bleibt die Mehrheit der Entscheidungsträger skeptisch. Der politische und wirtschaftliche Widerstand gegen eine Übernahme ist nach wie vor groß.
Zukunftsperspektiven
Neben Sparmaßnahmen und Stellenabbau prüft die Commerzbank gezielte kleinere Übernahmen, um ihre Marktposition zu stärken. Anders als in anderen europäischen Ländern, wo große Bankenfusionen im Gange sind, setzt das Frankfurter Geldhaus jedoch eher auf gezielte Zukäufe.
Trotz des Stellenabbaus kann die Bank auf ein starkes Geschäftsjahr 2024 zurückblicken: Der Nettogewinn stieg um 20 Prozent auf ein Rekordniveau. Diese Entwicklung wird als Beweis für den erfolgreichen Konzernumbau gewertet. Dennoch bleibt offen, ob die Maßnahmen ausreichen, um die Unabhängigkeit der Commerzbank dauerhaft zu sichern.