Nachdem Berichte darüber aufgetaucht sind, dass Ubisoft das Team vom tollen, aber wenig erfolgreichen Prince of Persia: The Lost Crown auflösen wird, kritisierte einer der Leads von Baldur’s Gate 3 die Strategie des Publishers scharf.
Wer kritisiert Ubisoft und warum genau? Michael Douse ist der Director of Publishing bei Larian Studios und bekannt dafür, bestimmte Problemfelder innerhalb der Games-Branche offen zu bemängeln – etwa, wenn es um Massen-Entlassungen geht.
In seinen aktuellen Posts auf X kommentiert der Lead hinter der Veröffentlichung von Baldur’s Gate 3 eine Meldung rund um die Auflösung des Teams von Ubisoft, das an Prince of Persia: The Lost Crown gearbeitet hatte. Was dort passiert, sei aus seiner Sicht auf die „kaputte Strategie“ des französischen Publishers zurückzuführen.
Hier einer der Trailer zu Prince of Persia: The Lost Crown:
Der Fokus aufs Abo ist ein Fehler
Wie begründet Michael Douse seine Kritik? Prince of Persia: The Lost Crown ist ein tolles Spiel, das auf metacritic.com über alle Plattformen hinweg im Durchschnitt auf 85 bis 87 kommt und sich auch auf Steam ein „Sehr positiv“ verdient (bei 83 Prozent positiven Rezensionen).
Dass das neue Prince of Persia trotz seiner Qualität kein finanzieller Erfolg ist, liegt laut Michael Douse an Ubisofts Priorisierung des eigenen Abo-Diensts Ubisoft+. Ein Fehler sei es gewesen, so der Publishing-Experte, The Lost Crown erst sieben Monate nach dem Release auf Steam zu bringen.
Wäre es auf Steam erschienen, wäre es nicht nur ein Markterfolg gewesen, sondern es würde wahrscheinlich auch eine Fortsetzung geben, weil das Team so stark ist. Das ist eine völlig falsche Strategie. Das Schwierigste ist es, ein 85+ Spiel zu entwickeln – es ist viel, viel einfacher, es zu veröffentlichen. Es sollte einfach nicht so gemacht werden, wie es gemacht wurde.
Michael Douse auf X
Ein Problem von Ubisoft+ sei dabei gewesen, dass der letzte bemerkenswerte Blockbuster für das Abo wohl Far Cry 6 aus dem Jahr 2021 gewesen ist. Spätere Titel wie Avatar oder Assassin’s Creed Mirage wären indes hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Als Prince of Persia: The Lost Crown Anfang 2024 bei Ubisoft+ gelandet ist, dürfte der Abo-Stand laut Douse daher auf einem Tiefpunkt gewesen sein.
Für den Publishing-Lead von Larian ist klar, dass man die eigene Plattform- beziehungsweise Abo-Strategie nicht über die Verkaufszahlen stellen darf. Wenn man das tut, sei das gleichermaßen schlecht für Entwickler und Spieler.
Wenn die Aussage „Gamer sollten sich daran gewöhnen, ihre Spiele nicht zu besitzen“ aufgrund einer bestimmten Veröffentlichungsstrategie (Abo über Verkäufe) wahr ist, dann ist auch die Aussage „Entwickler müssen sich daran gewöhnen, keine Jobs zu haben, wenn sie ein von der Kritik gefeiertes Spiel machen“ (Plattformstrategie über Titelverkäufe) wahr, und das ist einfach nicht vernünftig – selbst aus geschäftlicher Sicht.
Michael Douse auf X
Laut des bekannten Branchen-Insiders Tom Henderson (via insider-gaming.com) soll sich Prince of Persia: The Lost Crown bis zum 23. Oktober 2024 übrigens etwa eine Million Mal verkauft haben. In einem Bericht von eurogamer.net heißt es, dass Ubisoft weiterhin darum bemüht sei, das Spiel in die Hand von noch mehr Gamern zu bekommen, etwa über den Mac-Release im Winter.
Die Ubisoft-Verantwortlichen selbst scheinen Teile der Kritik von Michael Douse übrigens ähnlich zu sehen. Zumindest soll Assassin’s Creed Shadows im Februar 2025 ab Tag 1 über Steam verfügbar sein – das gab’s bei einem Ubisoft-Spiel seit 2019 nicht mehr. Mehr dazu erfahrt ihr hier: Ubisoft gibt bei Star Wars Outlaws seinen eigenen Launcher auf, kriecht zurück zu Steam – Lief es so schlecht?