DeLorean DMC: „Zurück in die Zukunft“ – ein Rätsel zum legendären Filmauto wurde nie gelöst
Mittwoch, 08.01.2025, 17:26
„Zurück in die Zukunft“ schlägt 1985, also vor genau 40 Jahren, ein wie ein Blitz und inspiriert sogar den US-Präsidenten. Den Teenie-Schwarm Michael J. Fox macht der Film zum Star und den Sportwagen DeLorean unsterblich. Ein Geheimnis aber bleibt bis heute.
„Mal schauen, ob die Kerle auch 150 schaffen!“ Marty McFly sitzt am 26. Oktober 1985 am Steuer eines DeLorean und gibt Vollgas. Ihm dicht auf den Fersen sind Terroristen in einem VW-Bus. Marty schaltet herunter, gibt dem Wagen nochmal die Sporen – und bei exakt 88 Meilen pro Stunde (142 km/h) passiert es: Der DeLorean wird von zuckenden Blitzen umhüllt und verschwindet – zurück bleiben nur Flammen auf dem Asphalt. Marty (gespielt von Michael J. Fox) hat soeben nicht ganz freiwillig als erster Mensch eine Zeitreise angetreten. Denn der DeLorean, in dem eigentlich der exzentrische Wissenschaftler Doc Brown in die Zukunft reisen wollte, ist eine Zeitmaschine.
So beginnt vor 40 Jahren ein Leinwand-Abenteuer, das sich letztlich über drei Filme erstrecken wird. Bevor Marty ins Jahr 2015, in ein alternatives 1985 (jeweils „Zurück in die Zukunft“ Teil 2) und zum Schluss in den Wilden Westen (“Zurück in die Zukunft” Teil 3) reist, landet er im ersten Film im Jahr 1955. Dort muss er seine Eltern zusammenbringen, damit es Marty im Jahr 1985 überhaupt geben wird. Denn seine Mutter hat sich 1955 ausgerechnet in ihn, ihren eigenen späteren Sohn, verliebt, den „Jungen aus der Zukunft“. Das Chaos beginnt und wird von Film zu Film turbulenter.
„Zurück in die Zukunft“ revolutionierte 1985 das Kino
Ein wesentlicher Handlungstreiber in jedem der drei Filme ist die Frage, wie Doc und Marty die Zeitmaschine zum Laufen bringen. Wir erinnern uns: Die 1.21 Gigawatt Strom, die den DeLorean mit seiner Edelstahl-Karosserie und dank „Flux-Kompensator“ durch die Zeit katapultieren, erfordern radioaktives Plutonium als Energiespender. Wobei man weder 1985 noch 1955 – das Jahr, in dem Martys Mentor „Doc“ Emmett Brown (Christopher Lloyd) die Zeitmaschine erfand – Plutonium „in jeder Apotheke kaufen kann“, wie der Doc gegenüber Marty mutmaßt.
Atomkraft? Ja, bitte! DeLorean brauchte Plutonium
Als genialer Wissenschaftler weiß der Professor eben, dass man mit Batterien oder Solarzellen keinen Blumentopf gewinnen kann, sondern für die Zukunft schon etwas mehr Power braucht. In einem ersten Entwurf des Films war sogar vorgesehen, dass die beiden Zeitreisenden in ein US-Militärlabor einbrechen, um sich Plutonium zu besorgen. Regisseur Robert Zemeckis entschied sich dann aber für eine noch dramatischere Lösung: Die beiden Abenteurer müssen während eines Gewitters die Energie eines Blitzes über ein Kabel in den DeLorean leiten. Die Zitterpartie gelingt in letzter Sekunde und Marty landet wieder im Jahr 1985.
Für den zweiten Teil der Filmreihe ist wenigstens das knifflige Plutonium-Problem gelöst. Denn Doc rüstet den DeLorean nach seiner Reise ins Jahr 2015 auf einen Kernfusions-Generator um. Überraschend kehrt er kurz nach Martys Heimkehr in das – sehr zum Positiven veränderte – 1985 zurück. Statt eines verbeulten Chevy Nova wie zu Beginn des Films fährt Martys Vater nun einen BMW 733i und Marty selbst einen schwer getunten Toyota SR5 Pickup. Doch er kann die ersehnte Fahrt zum See mit seiner Freundin Jennifer noch nicht antreten, denn Doc Brown hat eine neue Mission für Marty – im Jahr 2015.
Sogar Ronald Reagan war von „Zurück in die Zukunft“ fasziniert
Also schon wieder eine Zeitreise! Als der Wissenschaftler mit dem DeLorean aus Versehen die Mülltonnen in der Auffahrt der McFlys ummäht, muss er nur ein bisschen im Abfall wühlen, um neuen Treibstoff zu bekommen. Skurilles Detail am Rande: Der Deckel des Fusionsgenerators „Mr. Fusion“, in den Doc als Treibstoff ein paar vergammelte Bananenschalen und eine Dose Bier schüttet, war in Wirklichkeit eine elektrische Kaffeemühle des deutschen (heute französischen) Hausgeräte-Herstellers Krups.
Die größte Überraschung für die Kinobesucher kommt aber erst noch. Der DeLorean klappt nämlich plötzlich seine Räder ein und kann fliegen. Der Film nahm also vor 40 Jahren auch das Flugauto von heute schon vorweg. Den berühmten Kommentar dazu von Doc Brown – „Straßen? Wo wir hingehen, brauchen wir keine Straßen“ – fand der damalige US-Präsident Ronald Reagan so faszinierend, dass er ihn in eine seiner Reden einbauen ließ. Reagan war ein großer Fan des Films und soll sich köstlich darüber amüsiert haben, wie er darin veralbert wurde. Im Jahr 1955 kann sich Doc Brown nämlich nicht vorstellen, dass „dieser Schauspieler“ im Jahr 1985 US-Präsident sein würde, wie Marty ihm stolz berichtet.
Zeitsprung knapp über Autobahn-Richtgeschwindigkeit
Auch nach 40 Jahren haben die Filme wenig von ihrem Charme und Witz verloren. Und den DeLorean DMC, den Edelstahl-Sportwagen mit den Flügeltüren, machte der Streifen zur Legende. Dessen Konstrukteur John Z. DeLorean bedankte sich dafür einmal persönlich in einem Brief an den Regisseur und den Produzenten.
Doch wer die Kinofilme gesehen hat, bleibt bis heute an einem Rätsel hängen. Damit meinen wir nicht die Funktionsweise des Flux-Kompensators, der Reisen in die Zeit erst möglich macht. Dass der eben irgendwie funktioniert, nimmt man in einem Hollywood-Film einfach als gegeben hin. Aber während die Zeitmaschinen-Apparatur mit Kernenergie funktioniert – wie fährt eigentlich der Rest des Autos?
Wie funktionierte eigentlich die DeLorean-Zeitmaschine?
Denn damit der Flux-Kompensator sein Zeitsprung-Wunder vollbringen kann, muss der DeLorean erst einmal auf etwas über Autobahn-Richtgeschwindigkeit, nämlich 142 Kilometer pro Stunde (88 mph), beschleunigt werden. Und da wird es kompliziert. Zwei Szenen sind es vor allem, die Hardcore-Fans des Films (zu denen sich der Autor zählt) bis heute rätseln lassen:
- Im ersten Teil der „ZiZ“-Trilogie erklärt Doc Brown beim Zeitreise-Experiment auf dem nächtlichen Parkplatz der „Twin Pines Mall“, dass er zwar das Plutonium für die 1.21 Gigawatt Elektrizität benötigt, um den Zeitsprung einzuleiten. Er betont aber zum DeLorean: „Diese Kiste fährt elektrisch“. Den surrenden Elektro-Sound des Wagens hört man auch manchmal bei den Fahr-Szenen im Film. Doch als der Doc den Sportwagen ganz am Anfang die Laderampe seines Lastwagens herunterfährt, vernimmt man unverkennbar das Grollen eines Benzinmotors. Der echte DeLorean wurde von einem eher schmächtigen V6-Motor angetrieben. Beim Film halfen die Sound-Ingenieure etwas nach, damit es mehr nach V8 klang.
- Im dritten Teil der Serie wiederum, als die Zeitreise-Helden im Hill Valley des Wilden Westens im Jahr 1885 landen, werden eine kaputte Benzinleitung und ein defekter Zündverteiler zum Problem. Dazu der Doc: „Der DeLorean fährt mit Benzin – so war das schon immer.“ Das Problem: Die nächste Tankstelle liegt für Doc und Marty im Jahr 1885 noch in ferner Zukunft. Das Geschwindigkeits-Problem wird später ziemlich unkonventionell mit einer Dampflokomotive gelöst, die den DeLorean auf den Gleisen anschiebt.
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Hollywood hat den modernen Plug-In-Hybriden erfunden – aus Versehen
Mal elektrisch, dann plötzlich Benzin, weil es gerade zur Story passt – hat Hollywood bei der Logik also daneben gegriffen? Nicht unbedingt, wenn man die einzig mögliche Erklärung heranzieht, die selbst Regisseur Robert Zemeckis vor 40 Jahren nicht auf dem Schirm gehabt haben dürfte: Der DeLorean kann nur ein Plug-In-Hybrid gewesen sein.
Genau genommen eine Mischung aus Parallel-Hybrid – Elektro- und Benzinmotor können beide den Wagen allein antreiben, mit mehr Elektro-Power als bei einem nicht aufladbaren Hybrid wie dem Toyota Prius, wobei der E-Modus aber nicht genügend Power für die 140 km/h bereitstellt – und Serialm Hybrid (der Atomreaktor an Bord hat zwar keinen Zugriff auf die Antriebsachse, wird aber für den Zeitsprung benötigt). Das klingt Ihnen jetzt zu verwirrend? Kein Problem, würde Doc Brown sagen: „Sie müssen einfach vierdimensional denken!“
DeLorean erfüllte 1985 schon die Grenzwerte von 2020
Auch wenn man so manches Logik-Loch in der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie wohl niemals kitten kann, wäre damit zumindest das Motoren-Rätsel um den DeLorean geklärt. Wer hätte von einem genialen Erfinder wie dem Doc auch etwas anderes erwartet, als 1985 seiner Zeit weit voraus zu sein? Mit CO2-Grenzwerten hätte der DeLorean jedenfalls kein Problem gehabt: Atomkraft ist ohnehin CO2-frei und durch die Elektro-Benzin-Hybridlösung dürfte der rasante Flügeltürer locker die 95 Gramm pro Kilometer unterbieten. Nur die Feinstaub-Grenzwerte könnten durch den satten Gummiabrieb und den Feuerschweif beim Zeitsprung womöglich überschritten werden.
Die echte DeLorean-Story war ein Krimi
Übrigens: Wer sich für die Geschichte des echten DeLorean DMC interessiert, der darf sich eher auf einen Wirtschschaftskrimi mit Spionage-Elementen einstellen als auf einen Science Fiction-Film. Die Geschichte von John Z. DeLorean und seinem Traumauto wurde mehrfach verfilmt – aufgeschrieben haben wir Sie hier . Auch wenn der Wagen im echten Leben ein Flop wurde, so lebt das Auto dank seines Filmruhms bis heute weiter. Entweder als sorgfältig gepflegter Oldtimer oder Nachbau mit ein paar modernen Upgrades.
Wiedergeburt als Elektroauto DMC-EV ab 2025?
Und sogar ein ganz neuer DeLorean namens DMC-EV soll bald auf den Markt kommen . Das Antriebsproblem löst der Wagen diesmal konsequent – es ist ein reines Elektroauto. Das Fahrzeug verfügt über Allradantrieb durch vier Radnabenmotoren. Eine 70-Kilowattstunden-Batterie soll eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern ermöglichen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde gibt der Hersteller Lynx Motors mit unter vier Sekunden an. Die Stückzahl des DMC-EV ist limitiert, Interessierte können das Fahrzeug gegen eine Anzahlung von 2500 US-Dollar (rund 2250 Euro) reservieren. Die Auslieferungen sind für 2025 geplant. Das wäre dann pünktlich zum 40. Jubiläum des Films. Nur Straßen braucht der neue DeLorean noch – fliegen kann er leider nicht.