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Der Sohn weint Verbrenner-BMW nach – Conny sagt zum Tesla nur: „Leider geil“

Ein Relikt aus ihrer Verbrennervergangenheit steht bei Conny Beutter in der Einfahrt: ein kleines, französisches Cabrio. „Ich liebe Cabrios“, sagt sie. Sie hat den Kleinwagen seit 15 Jahren und kann sich schwer trennen. Ihr Mann nennt das: Tradition statt Vernunft. Und Conny Beutter muss schon auch kichern. So schön das Cabrio ist, zuletzt wares vor allem ein Stehzeug, denn die 53-Jährige aus Mössingen (Landkreis Tübingen) hat sich anderweitig verliebt: ins Elektroauto. Und obschon Conny Beutter inzwischen in einem Fanclub für E-Autofahrerinnen ist, hatte das Ganze keinen glatten Start.

Ihr Lebensgefährte hatte sich abendelang hineingefuchst ins Thema, Videos geschaut, Berichte gelesen. Sie habe das fast schon genervt, erzählt Conny Beutter. Als er seinen ersten Tesla bestellte, „war ich nicht begeistert“. Und auch der Sohn habe dem BMW damals nachgeheult. Als ihr Lebensfährte sie dann das erste Mal ans Steuer gelassen hatte, erzählt sie, da musste sie eingestehen: „Leider geil.“

Beim Tanken riecht’s nicht

Es hat sofort Klick gemacht – und sie ihre Meinung geändert. Und daher rät sie jedem und natürlich vor allem jeder, es einfach auszuprobieren. Eine Testfahrt im Autohaus, bei Nachbarn oder Freunden. Das Fahrgefühl sei ein ganz anderes, diese Ruhe. Und beim Tanken „riecht’s nicht. Außerdem liegt mir die Umwelt am Herzen“, sagt sie. „Die Frage ist ja, wo kommt die Energie her.“ Dass der Treibstoff für die beiden E-Autos, die die Familie inzwischen hat, nun direkt von den Solarzellen auf dem Dach des Mössinger Hauses produziert werde, das sei doch toll. Sie müsse nicht mehr zur Tankstelle, „wenn ich im Homeoffice bin und das Auto hier steht, lädt es“.

Seit 2019 ist Conny Beutter bei den Electrified Women, den Frauen unter Strom. Sie haben sich zusammengetan, weil sie sich gern über E-Autos austauschen wollen, ohne sich doof vorzukommen. Außerdem seien die Themen schlicht andere. Während es bei Männern viel um Technik und Tempo gehe, fragen Frauen, welches E-Auto sich die Freundin mit drei Kindern kaufen soll oder welches E-Auto sich für einen Wohnwagen eignet.

Im Fanclub sind derzeit 80 Frauen

Conny Beutter ist eines von 80 Vereinsmitgliedern, über die gleichnamige Facebookgruppe tauschen sich aber noch viel mehr Frauen aus. Von der Fahranfängerin bis zur Oma, von der Mieterin bis zur Eigentümerin. Es geht dann auch um besonders schöne Routen. Eine hat die Familie aus Mössingen über den vergangenen Jahreswechsel ausprobiert: sie sind ans Nordkapp gefahren. Ein bisschen auch, um die Reichweite des Tesla zu testen. Und es habe alles wunderbar geklappt.

Auch wenn es Fans wie Conny Beutter aus Mössingen gibt, so will der E-Automarkt hierzulande nicht so richtig in Schwung kommen. Zwar gibt es einen gewissen Aufwärtstrend bei den Zulassungszahlen: Der E-Autoanteil lag im Januar bei gut zehn Prozent, im Mai bei 12,6 Prozent und im Juni bei 14,6 Prozent. Der Bestand an E-Fahrzeugen belief sich im April auf 1,5 Millionen – von 49 Millionen Fahrzeugen in Deutschland. Gemessen an dem Ziel der Ampel, 2030 insgesamt 15 Millionen E-Autos auf den Straßen zu haben, bleibt noch viel Luft nach oben.

Störgefühle wie die Reichweite

Dass die Antriebswende stockt, wird den hohen Preisen zugeschrieben. Obschon die Händler Rabatte anbieten, schrecken Kunden beim direkten Kostenvergleich eher zurück. Zumal es da auch noch Störgefühle wie die Reichweitenangst gibt. Reichweite ist vor allem bei kleineren Fahrzeugen ein Thema. Immerhin gibt es in Deutschland inzwischen 118.000 öffentliche Ladepunkte.

Conny Beutter sagt, auch wenn sie vom E-Auto überzeugt sei, sie würde das Thema keinem aufdrängen. „Ich bin eher der zurückhaltende Typ.“ Doch wenn jemand sie darauf anspricht, dann sieht er sicher diese Blitze in ihren Augen, und vielleicht drückt sie ihm den Schlüssel in die Hand. Wovor sie keine Bange mehr habe: vor Diskussionen mit den „Petrol Heads“, den Verbrennerliebhabern. Die Electrified Women stellen Standardantworten auf die gängigsten Behauptungen zur Verfügung. „Ich bin dadurch selbstbewusster geworden.“ Und sie ahnt es: Die Trennung vom Cabrio draußen, sie naht.

Austausch über E-Autos

Elektrisierte Frauen
Der Verein nur für Frauen ist eine Plattform für Austausch, Fragen, Tipps; die E-Auto-Frauen nehmen aber auch teil an Veranstaltungen wie beispielsweise der Bertha-Benz-Tour im September. Infos unter www.electrifiedwomen.de.

BW elektrisieren
Bereits seit 2010 treffen sich E-Autofans auf Einladung von Electrify BW. Die Stammtische in der Mäulesmühle auf den Fildern (Leinfelden) dienen dem lockeren Austausch; sie werden ergänzt durch Fachvorträge. Zu den monatlichen Treffen kommen nach eigenen Angaben inzwischen um die 100 Teilnehmer. Die Veranstaltungen sind kostenlos und offen für alle. Infos unter www.electrify-bw.de.

Von Judith A. Sägesser

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