Mercedes muss den Rotstift ansetzen: Die Verkaufszahlen in China schwächeln und haben dem Unternehmen einen Gewinneinbruch eingebracht. Sind jetzt Stellen in Gefahr?
Der Autobauer Mercedes-Benz hat seinen Sparkurs präzisiert, nachdem das Geschäft zuletzt geschwächelt hatte. „In den kommenden Jahren werden wir unsere Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken“, bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage. Konkrete Details zu den Einsparmaßnahmen ließ sie allerdings offen. Auch Fragen zu möglichen Stellenstreichungen wurden bislang nicht beantwortet.
Wirtschaftliche Lage erzwingt Effizienzsteigerungen
Die Einschnitte begründet das Unternehmen mit den schwierigen Rahmenbedingungen in der Autoindustrie. „Die weltweite Wirtschaftslage bleibt extrem volatil. Nur durch eine nachhaltige Steigerung der Effizienz bleibt man finanziell stark und handlungsfähig.“ Frühere Sparmaßnahmen, insbesondere bei den Fixkosten, hätten Mercedes bereits in eine gute Ausgangsposition gebracht. „Diesen Weg setzen wir unaufgeregt, aber äußerst konsequent fort“, hieß es weiter.
Kündigungen sollen vorerst ausbleiben
Einem Bericht der „ Stuttgarter Zeitung “ und der „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge wurde das Management bei einer Konferenz über die verschärften Sparmaßnahmen informiert. Konkrete Entscheidungen oder Maßnahmen wurden dabei jedoch nicht vorgestellt. Wichtig für die Belegschaft: Mercedes betonte, dass die Beschäftigungssicherung für die meisten Mitarbeitenden in Deutschland weiterhin Bestand hat. Die sogenannte „Zusi 2030“-Vereinbarung schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 grundsätzlich aus.
Mit den neuen Einsparzielen versucht Mercedes-Benz, sich gegen die Herausforderungen der Branche zu wappnen, ohne dabei grundlegende Vereinbarungen mit der Belegschaft zu gefährden. Wie genau die Kostensenkungen realisiert werden, bleibt allerdings vorerst unklar.
Deutlicher Umsatzrückgang
Mercedes-Benz hat für das dritte Quartal einen deutlichen Rückgang bei den Gewinnen gemeldet. Das Konzernergebnis fiel im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro, während der Umsatz um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro zurückging. „Diese Ergebnisse entsprechen nicht unseren Ansprüchen“, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm Ende Oktober. Er kündigte an, künftig noch stärker auf Kosten und Effizienz zu achten. „Wir werden jeden Stein umdrehen“, so Wilhelm.
China als Problemzone
Besonders schwierig gestaltet sich die Lage in China. Dort verzeichnen die hochpreisigen Modelle von Mercedes, die bislang als Zugpferde galten, unerwartet schwache Verkaufszahlen. Besserung scheint kurzfristig nicht in Sicht. Gerade diese Fahrzeuge bilden jedoch das Rückgrat der Strategie von Konzernchef Ola Källenius, der in den vergangenen Jahren mit hochpreisigen Modellen Rekordgewinne erzielen konnte. Die derzeitige Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik hat jedoch selbst wohlhabende Kundinnen und Kunden vorsichtiger werden lassen.
Zudem wird Mercedes in China zunehmend von heimischen Autobauern bedrängt. Diese gewinnen Marktanteile und erhöhen den Druck auf die deutschen Hersteller. China, lange ein Garant für Wachstum in der Automobilbranche, stellt die Schwaben nun vor erhebliche Herausforderungen. Die Kombination aus Kaufzurückhaltung und starker Konkurrenz erschwert es, an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen.
Wie der Konzern auf diese Entwicklungen reagieren will, bleibt spannend – klar ist jedoch, dass der Fokus auf Effizienz und Kostensenkungen weiter verstärkt wird.
Von dpa