- Im Video: Achtung: Salz ist viel gefährlicher für den Körper als bislang gedacht
Salz lastet seit Jahren ein schlechter Ruf an. Konsumieren wir zu viel davon, können Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenschäden die Folge sein. „Der Salzkonsum, den wir haben, der beschädigt die Gefäße, der beschädigt die Organe“, erklärt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Deswegen verzichtet er seit Jahren auf zugesetztes Salz.
Allerdings kann Salz gleichzeitig auch Leben retten – das suggeriert zumindest eine neue Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und weiterer deutscher Institutionen, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler entdeckten, dass Salz die körpereigene Immunabwehr gegen Krebs stärken kann.
Deutsche Forscher erforschen Wirksamkeit von Kochsalz bei Behandlung von Krebs
In ihrer Untersuchung sahen sich die Forscher um Christina Zielinski die sogenannten T-Zellen an. Das sind weiße Blutkörperchen, die mit Viren infizierte körpereigene Zellen erkennen und töten. Krebszellen können sie jedoch nicht zerstören, da die T-Zellen gewissermaßen blind sind für Tumorzellen. Das ist zum Teil auch der Fall, wenn T-Zellen außerhalb des Körpers zu diesem Zwecke genetisch verändert und wieder in den Körper übertragen werden (adoptive T-Zell-Therapie). Die Wissenschaftler erforschten deshalb, wie sich dieses Problem überwinden lässt.
Hierfür legten sie Zellkulturen mit T-Zellen an, die sie mit Salz vorbehandelt und dann mit Tumoren kultiviert hatten. Diese T-Zellen wurden dann Mäusen gespritzt.
Natriumchlorid kann Abwehrkraft von Anti-Tumorzellen verbessern
Dabei fanden sie heraus, dass Natriumionen, die ein Bestandteil von Natriumchlorid (Salz) sind, die Abwehrkraft der T-Zellen verbessern können. So kämpften die T-Zellen besonders stark gegen Tumoren, wenn sie eine erhöhte Natriumkonzentration aufwiesen. Das war im Mausversuch zum Beispiel bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse der Fall.
Die Natriumionen steigerten demnach die Stoffwechselaktivität der T-Zellen und gaben ihnen mehr Energie. „Das Salz schützt die T-Zellen außerdem vor zu schneller Erschöpfung“, sagte Chang-Feng Chu, Erstautor der Studie, in einer Pressemitteilung . „Das ist wichtig, weil erschöpfte T-Zellen nach und nach ihre Fähigkeit verlieren, Krebszellen zu bekämpfen.“
Aber: Krebspatienten sollten nicht mehr Salz konsumieren
Ausgehend von ihren Ergebnissen raten die Forscher, Natriumchlorid in Zukunft häufiger „als einen positiven Regulator für die ,Killer-Funktion’ von T-Zellen“ zu verwenden. Dabei gehe es nicht darum, dass die Krebspatienten mehr Salz zu sich nehmen sollen. „Eine extrem salzreiche Diät können wir nicht einfach auf den Menschen übertragen, weil dies negative Folgen für das Herz-Kreislaufsystem hätte“, erklären die Forschenden. Das Risiko für andere Schäden im Körper wäre zu hoch.
Stattdessen können T-Zellen außerhalb des Körpers mit einer hohen Salzkonzentration behandelt und schließlich dem Patienten wieder zugeführt werden – mit dem Ziel, Krebszellen besser zu erkennen und zu zerstören.
„Gewöhnliches Kochsalz könnte also adoptiv übertragene T-Zellen im Kampf gegen Krebs und möglicherweise auch gegen Infektionskrankheiten unterstützen, die eine Abwehr infizierter Zellen erfordern“, resümieren die Forscher.
Um eine vorbeugende Krebswirkung ging es in der Studie nicht. Forscher raten in keinem Fall zu einer salzreichen Ernährung, um Krebs vorzubeugen.