Dreimal Milan, einmal Pedersen: Bislang gingen die Etappensiege nur über Lidl-Trek. Die Gesamtführung nicht mehr aus der Hand zu geben und die perfekte Woche zu schaffen, so lautet das Ziel für den letzten Renntag.
211 Kilometer und knapp 3.000 Höhenmeter – die heutige Etappe war nicht nur die längste seit dem Comeback der Deutschland Tour im Jahr 2018, sondern ohne Zweifel auch die härteste der diesjährigen Auflage. Am Ende des Tages gewann ein alter Bekannter, denn Jonathan Milan holte sich seinen dritten Etappensieg der Tour und damit den Vierten für Lidl-Trek. Sein Teamkollege, Mads Pedersen, bleibt zudem Erster der Gesamtwertung.
Die Königsetappe hat das Peloton nun hinter sich gebracht, der letzte Renntag wird allerdings ebenfalls kein Zuckerschlecken. Das Profil bleibt wellig und damit perfekt für die Ausreißer und Sprinter, denen das hügelige Terrain keine großen Probleme bereitet. Und wenn man die vergangenen vier Tage betrachtet, wird man auch auf der letzten Etappe kaum an Milan sowie Pedersen vorbeikommen.
Pedersen lässt Milan Vortritt
Die beiden Fahrer von Lidl-Trek sind es zumindest, die die Schlagzeilen der bisherigen Deutschland Tour bestimmen. Mit seinem Sieg auf der zweiten Etappe schlüpfte Pedersen in das seit diesem Jahr Blaue Trikot des Gesamtführenden, welches er trotz des schwierigen Profils heute immer noch sein Eigen nennen darf. Denn die großen Berge sind eigentlich nicht seins, daher lautete der Plan, Schadenskontrolle zu betreiben und Jonathan Milan im Zielsprint zum Tagessieg zu führen.
“Johnny ist ein besserer Sprinter als ich und derzeit der vielleicht beste Sprinter der Welt, deshalb hat es nur Sinn ergeben, dass ich für ihn anfahre”, so Pedersen auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. Es ist ein Geben und Nehmen, denn einen Tag zuvor musste Milan zugunsten von Pedersen zurückstecken.
Mads Pedersen bei der Siegerehrung
Milan in Topform bei Deutschland Tour
Dennoch durfte Milan in Villingen-Schwenningen bereits seinen dritten Etappenerfolg feiern. Erst holte sich der Italiener den Sieg im Prolog, dann gewann er in beeindruckender Manier die erste Etappe, als er sich mit zwei Radlängen im Sprint durchsetzte. Zwei Tage lang trug er außerdem das Blaue Trikot.
Milan reiste in Topform zur Deutschland Tour an, erst bei den Olympischen Spielen in Paris fuhr er zur Bronzemedaille im Bahnradvierer. Zuvor sicherte sich der Italiener drei Etappensiege und somit auch das Grüne Trikot des besten Sprinters beim Giro d’Italia. Nach dem Rennen in Heilbronn lobte er die Teamleistung von Lidl-Trek. “So ein Sieg ist nie einfach. Aber mit so einem Team wie diesem sieht es halt so aus”, so Milan im Sportschau-Interview.
Lidl-Trek in Bestbesetzung am Start
In der Tat nimmt Lidl-Trek in Bestbesetzung an der größten Rad-Rundfahrt hierzulande teil. Das liegt auch daran, dass das Rennen eine große Bedeutung für das US-amerikanische WorldTour-Team hat, wird man doch vom gleichen Sponsor wie die Deutschland Tour, nämlich Lidl, finanziert. Und bei einem Etappenprofil, welches hauptsächlich auf die Sprinter und Klassikliebhaber ausgelegt ist, ist man mit Milan und Pedersen nun einmal bestens aufgestellt.
Doch auch der Rest des Teams kann sich sehen lassen. So leistete Amanuel Ghebreigzabhier, seinerseits nationaler Zeitfahrmeister aus Eritrea sowie ein Spezialist für die großen Berge, wichtige Nachführarbeit, wenn mal wieder eine Ausreißergruppe davonzog. Und auch der Fünfte des Olympischen Straßenrennens in Paris, Toms Skujiņš, war immer an Ort und Stelle, um Attacken zu kontern.
Die perfekte Woche ist möglich
Kein Wunder also, dass Lidl-Trek mit viel Selbstbewusstsein an die Sache rangeht und schon vor dem Start der Deutschland Tour das Ziel ausrief, alle Etappen gewinnen zu wollen. “Es ist ja kein Geheimnis, dass wir ein starkes Team haben, also wollen wir auch jeden Tag den Sieg holen”, so Pedersen. Seit der Wiedereinführung des Rennens im Jahr 2018 ist dies noch keinem Team gelungen. Und hört man sich im Fahrerlager um, besteht zumindest am Gesamtsieg vom Straßen-Weltmeister von 2019 kein Zweifel.
Auch wenn diesen nur zwölf Sekunden vom derzeit Zweitplatzierten Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) sowie 19 Sekunden von Danny van Poppel (Red Bull-BORA-hansgrohe) trennen. “Wenn es morgen zu einem Sprint kommt, behalte ich mein Blaues Trikot und Johnny holt hoffentlich den Etappensieg”, sagt Pedersen. Das wäre das perfekte Szenario. “Wenn das eintritt, war es eine erfolgreiche Deutschland Tour für uns.”