Arthrose ist eine häufige Ursache für Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen, doch wie wird sie diagnostiziert? Wir erläutern die verschiedenen Methoden zur Erkennung dieser degenerativen Erkrankung und welche Symptome auf eine beginnende Arthrose hindeuten können.
Überblick der Diagnosen bei Arthrose
- Arzt-Patienten-Gespräch: Das Gespräch zwischen Arzt und Patient gibt erste Hinweise auf bestehende Gelenkbeschwerden und deren Verlauf.
- Körperliche Untersuchung: Untersuchung des Gelenks auf Schwellungen, Überwärmung und Beweglichkeit.
- Labortests: Blutuntersuchungen und Analyse der Gelenkflüssigkeit zur Bestimmung von Entzündungswerten und anderen spezifischen Markern.
- Bildgebende Verfahren: Einsatz von Röntgen, Ultraschall und MRT zur Darstellung von Knochenschäden und Weichteilstrukturen.
- Spezialisierte orthopädische Bildgebung: Dynamische Gang- und Bewegungsanalyse sowie Elektromyografie zur Ermittlung muskulärer Veränderungen.
- Differenzialdiagnose: Ausschluss anderer Krankheiten mit ähnlichen Symptomen durch umfassende Untersuchungen und Tests.
Arzt-Patienten-Gespräch
Das Patientengespräch ist der erste Schritt zur Diagnose von Arthrose. Dabei schildern die Patientinnen und Patienten ihre Beschwerden, wie lange diese bestehen und unter welchen Umständen sie auftreten. Wichtig ist auch die Erfassung der Krankengeschichte, etwa vorangegangene Verletzungen oder familiäre Häufung von Gelenkerkrankungen. Der Arzt fragt nach spezifischen Symptomen wie Schmerzen, Steifigkeit oder Schwellungen in den Gelenken und ob diese durch Bewegung oder in Ruhephasen auftreten. Die Anamnese kann bereits erste Hinweise auf eine vorliegende Arthrose geben und ist essenziell, um das weitere diagnostische Vorgehen zu planen.
Körperliche Untersuchung
In der körperlichen Untersuchung inspiziert der Arzt die betroffenen Gelenke auf äußere Anzeichen wie Schwellungen oder Deformitäten. Eine Überwärmung im Gelenkbereich kann auf eine aktivierte Arthrose mit entzündlichen Prozessen hinweisen. Durch spezifische Tests prüft der Arzt die Beweglichkeit und Stabilität der Gelenke sowie die Empfindlichkeit bei Druck. Besonders bei größeren Gelenken, wie Hüfte oder Knie, ist die Beobachtung des Gangbildes wertvoll, um funktionelle Einschränkungen genau zu bewerten. Die körperliche Untersuchung hilft, den Schweregrad der Arthrose zu bestimmen und andere mögliche Ursachen der Beschwerden auszuschließen.
Labortests
Labortests ergänzen die Diagnostik von Arthrose und dienen hauptsächlich der Differenzialdiagnose. Blutuntersuchungen können entzündliche Prozesse im Körper aufzeigen, die auf rheumatoide Arthritis oder andere entzündliche Gelenkerkrankungen hinweisen. Bestimmt werden unter anderem die Werte für c-reaktives Protein (CRP), Rheumafaktoren und die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Auch die Analyse der Gelenkflüssigkeit (Synovia) durch Punktion kann zur Diagnose beitragen, dies wird jedoch nur in Ausnahmefällen notwendig. Veränderungen in der Farbe, Konsistenz oder Zusammensetzung der Synovia geben Aufschluss über entzündliche oder degenerative Prozesse im Gelenk. Labortests sind somit wichtige Bausteine zur Abgrenzung von Arthrose gegenüber anderen Erkrankungen.
Bildgebende Verfahren
Bildgebende Verfahren sind zentrale Elemente der Arthrose-Diagnose. Im Röntgenbild zeigen sich typische Zeichen einer fortgeschrittenen Arthrose wie die Verengung des Gelenkspalts, Knochensporne und subchondrale Sklerosierung (Verdichtungen der Knochenstrukturen unterhalb des Knorpels). Der Ultraschall eignet sich besonders zur Darstellung von Weichteilstrukturen wie Schleimbeuteln oder Zysten und kann Flüssigkeitsansammlungen im Gelenkbereich sichtbar machen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) liefert detaillierte Bilder von Knorpel, Sehnen und Bändern und ist besonders hilfreich in frühen Stadien der Arthrose oder bei komplexen Fällen. Bei Bedarf ergänzen computertomographische Aufnahmen (CT) die Diagnostik, vor allem zur Analyse knöcherner Strukturen.
Spezialisierte orthopädische Bildgebung
In spezialisierten orthopädischen Kliniken kommen zusätzlich fortschrittliche bildgebende Verfahren zum Einsatz. Die dynamische Gang- und Bewegungsanalyse hilft, Störungen im Bewegungsablauf zu erkennen, die auf arthrotische Veränderungen in Sprung-, Knie- oder Hüftgelenken hinweisen. Die Elektromyografie (EMG) misst den Spannungszustand und die Aktivität der Muskeln in gelenknahen Bereichen. Diese Untersuchung ist besonders bei Arthrose der großen Gelenke aufschlussreich und gibt Hinweise auf muskuläre Anpassungen aufgrund von Schmerzen. Beide Verfahren bieten eine präzise Ergänzung zur klassischen Diagnostik und unterstützen die Planung individueller Therapiemaßnahmen.
Differenzialdiagnose
Die Differenzialdiagnose ist entscheidend, um Arthrose von anderen Krankheitsbildern mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen. Zu den Krankheiten, die ebenfalls Gelenkschmerzen verursachen können, gehören rheumatoide Arthritis, Gicht, bakterielle Infektionen, Osteoporose und Schilddrüsenunterfunktion. Hierzu bedarf es einer umfassenden klinischen Untersuchung sowie gezielter Labortests und bildgebender Verfahren. Eine sorgfältige Differenzialdiagnose verhindert Fehldiagnosen und stellt sicher, dass die Patientinnen und Patienten die optimale Therapie für ihre Beschwerden erhalten.
Medizinischer Spezialist
Dr. Matthias Liebl ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit umfassender klinischer Erfahrung. Nach seiner Ausbildung zum Rettungsassistenten studierte er Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und erlangte 2012 die Anerkennung als Facharzt. Er arbeitete zunächst als Oberarzt in einer Kreisklinik und wurde 2015 Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie eines städtischen Krankenhauses. Später praktizierte er drei Jahre in der eigenen orthopädischen Praxis in Nürnberg, aktuell ist er als Chefarzt in Südthüringen tätig. Dr. Liebl hat sich kontinuierlich weitergebildet und besitzt Zusatzbezeichnungen in Notfallmedizin, spezieller Unfallchirurgie und Röntgendiagnostik. Zudem ist er seit 2007 als leitender Notarzt aktiv.
Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Sie ersetzen keinesfalls eine fachärztliche Beratung. Bei Beschwerden, Fragen oder Unsicherheiten bezüglich des Themas Arthrose sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Nur eine qualifizierte medizinische Fachkraft kann eine fundierte Diagnose stellen und die geeignete Behandlung für Ihre spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse empfehlen.
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