Gelsenkirchen. Raymond Opszalski arbeitet seit 25 Jahren als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Gelsenkirchen. Dafür gab es jetzt diese Auszeichnung.
- Seit 25 Jahren wirkt Raymond Opszalski an lebensnahen Urteilsfindungen mit
- NRW-Justizminister Benjamin Limbach zeichnet Ehrenamtler aus
- Opszalski ist Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes Metall Emscher Lippe – sein Rat wird geschätzt
Mal ist es die Sozialarbeiterin oder der Vorarbeiter im Betrieb, mal ein Mitarbeiter in der Chefetage. Wer heute als ehrenamtlicher Richter in Gerichtssälen sitzt und mit Urteile fällt, der kommt aus der Praxis und weiß, wie das berufliche Leben abläuft. Raymond Opszalski versucht seit 25 Jahren, an gerechten Urteilsentscheidungen mitzuwirken. Jetzt hat ihn NRW-Justizminister Benjamin Limbach für sein Engagement und besondere Verdienste ausgezeichnet. In Gelsenkirchen überreichte ihm die Direktorin des Arbeitsgerichts, Renate Schreckling-Kreuz, zusätzlich die Urkunde und die Ehrennadel in Bronze.
Zwei Ehrenamtliche stehen dem Kammervorsitzenden gleichberechtigt zur Seite
Nicht jedem bietet sich die Möglichkeit, vor Gericht an Urteilen mitzuwirken. In der Regel schlagen Gewerkschaften oder Verbandsvertreter Personen für das Ehrenamt vor. Beim Arbeitsgericht stehen grundsätzlich der oder dem Kammervorsitzenden zwei Ehrenamtliche gleichberechtigt zur Seite. Einer vertritt die Arbeitgeber, der andere die Arbeitnehmerseite. Ziel der Mitwirkung ehrenamtlicher Richterinnen und Richter bei Arbeitsgerichten ist es unter anderem, eine bürgernahe und ausgewogene Rechtsprechung zu erreichen. Der Staat erhofft sich durch die Gleichstellung der Ehrenamtlichen, eine lebensnahe Rechtsprechung zu erreichen.
Raymond Opszalski ist als Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes Metall Emscher Lippe bestens mit dem Arbeitsleben vertraut. Zuvor war er Chef beim Stahlseil-Spezialisten Bridon in Schalke. Auch wenn Opszalski von der Arbeitgeberseite vorgeschlagen worden ist, sieht er sich als unabhängiger Richter bei Streitigkeiten vor dem Arbeitsgericht. „Ich bin zur Neutralität verpflichtet, muss bei Entscheidungen immer abwägen.“ Die Sozialpartnerschaft ist ihm wichtig. Auf dem Weg zu einem Urteil oder einer Einigung der streitenden Parteien hat sich bei ihm ein Leitsatz festgesetzt: „Wir müssen einen Weg finden, dem Menschen die Zukunft nicht zu verbauen.“
Zur absoluten Neutralität verpflichtet
Dabei musste er oft mit sich ringen, keine juristische Hilfe angeboten zu haben, wenn eine klagende Partei schlecht vertreten wurde und deshalb verloren hat. Als Richter darf er allenfalls Hinweise geben, aber keine Rechtsberatung. Auch als ehrenamtlicher Richter ist er zur absoluten Neutralität verpflichtet. Seine berufliche Erfahrung hilft ihm, bei der Suche nach möglichen Lösungen der Kammervorsitzenden zusätzliche Einblicke zu verschaffen. Die schätzen seinen Rat und die Fachkompetenz.
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Am Arbeitsgericht in Gelsenkirchen lobt er die Sachlichkeit, die bei den Terminen meistens von beiden Seiten ausginge. Er hat festgestellt, dass Arbeitnehmer häufiger emotionaler reagierten als Arbeitgeber. Laut sei es hin und wieder auch geworden, wenn Kläger und Beklagte ihre Argumente austauschten. Kompromisse vorschlagen und Lösungen anbieten, dass sei die Aufgabe von Arbeitsgerichten, die in der Regel eine Einigung zwischen den Parteien anstreben. Raymond Opszalski wirbt für den ehrenamtlichen Einsatz als Richterin oder Richter. Auch von Vorgesetzten müsste die Aufgabe unterstützt werden. „Wir brauchen sie als Kontakt zu Menschen und deren Lebenswirklichkeit.“ Die habe er seit über 25 Jahren vor Gericht erlebt. Manchmal jedoch, so resümiert er, habe er sich gefragt, ob manches Urteil nicht nur rechtens, sondern auch gerecht war.
Daten und Fakten zum Ehrenamt
Ehrenamtliche Richterinnen und Richter werden für fünf Jahre gewählt. Vorgeschlagen werden sie häufig von Gewerkschaften und Arbeitgebern. Sie müssen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, volljährig und nicht vorbestraft sein. Ein Wahlausschuss aus Richtern, Vertretern der Landesregierung und Vertrauensleuten wählt die vorgeschlagenen Kandidaten