Disney versucht, eine Klage wegen eines tödlichen Vorfalls in einem Restaurant abzuwehren. Der Konzern argumentiert, dass der Kläger durch ein Disney+-Abo auf sein Klagerecht verzichtet habe.
Tragischer Todesfall im Disney World Resort: Ein Restaurantbesuch endet tödlich für eine Ärztin mit Allergien. Nun wehrt sich Disney gegen eine Klage mit einer überraschenden Argumentation.
Tödliche Allergie im Themenpark
Der Disney-Konzern sieht sich mit einer ungewöhnlichen Klage konfrontiert und versucht diese mit einer kontroversen Argumentation abzuwehren. Im Zentrum steht der tragische Tod einer Frau nach einem Restaurantbesuch im Disney World Resort in Florida.
Der Vorfall ereignete sich am 5. Oktober 2023. Die 42-jährige Ärztin Kanokporn Tangsuan aus New York besuchte mit ihrem Ehemann Jeffrey Piccolo das Raglan Road Irish Pub, das zur Einkaufsmeile “Disney Springs” des Resorts gehört. Tangsuan litt an einer schweren Allergie gegen Nüsse und Milchprodukte.
Trotz mehrfacher Nachfragen beim Personal und Zusicherungen, dass die bestellten Speisen frei von Allergenen seien, erlitt die Frau kurz nach dem Essen einen anaphylaktischen Schock. Obwohl sie sich selbst noch eine Spritze gegen die allergische Reaktion setzte, verstarb sie wenig später im Krankenhaus. Eine Obduktion bestätigte erhöhte Werte von Nüssen und Milchprodukten in ihrem Körper.
Am 22. Februar 2024 reichte Piccolo Klage gegen den Disney-Konzern und den Restaurantbetreiber beim Bezirksgericht des 9. Gerichtsbezirks von Orange County, Florida, ein. Er fordert Schadensersatz in Höhe von mindestens 50.000 US-Dollar. Doch Disney versucht nun, die Klage mit einer überraschenden Begründung abzuwehren.
Disneys kreative Verteidigung
Der Konzern argumentiert, dass Piccolo am 29. November 2019 ein kostenloses Probeabonnement für den Streamingdienst Disney+ abgeschlossen habe. In den damaligen Nutzungsbedingungen sei festgelegt worden, dass Streitigkeiten mit dem Unternehmen nicht vor Gericht, sondern in einem Schiedsverfahren geklärt werden müssten.
Disney beruft sich dabei auf eine Klausel, die “alle Streitigkeiten” zwischen Nutzern und dem Unternehmen umfassen soll – unabhängig davon, ob diese mit dem Streamingdienst zusammenhängen oder nicht.
Die betreffende Passage in den Nutzungsbedingungen lautet:
Sie und Disney stimmen zu, alle Streitigkeiten (einschließlich aller damit zusammenhängenden Streitigkeiten, an denen The Walt Disney Company, ihre Tochtergesellschaften oder ihre verbundenen Unternehmen beteiligt sind) durch ein verbindliches individuelles Schiedsverfahren zu lösen.
Disney+ AGB
Diese Klausel soll laut Disney für “alle Streitigkeiten, Handlungen oder sonstigen Kontroversen zwischen Ihnen und uns in Bezug auf den Disney+ Dienst, den ESPN+ Dienst oder diesen Vertrag” gelten, “unabhängig davon, ob diese auf vergangenen, gegenwärtigen oder zukünftigen Ereignissen beruhen”.
Zusätzlich verweist Disney darauf, dass Piccolo über die “My Disney Experience”-App Tickets für den Epcot-Themenpark gekauft habe. Auch hier hätten die Nutzungsbedingungen der Website eine ähnliche Schiedsklausel enthalten.
Kritik an Disneys Vorgehen
Brian Denney, der Anwalt des Klägers, bezeichnet Disneys Argumentation als “absurd” und “so ungeheuerlich unvernünftig und unfair, dass es das juristische Gewissen schockiert”. Er kritisiert, dass Disney versuche, allen 150 Millionen Disney+-Abonnenten das Recht auf ein Gerichtsverfahren gegen den Konzern zu verwehren – selbst wenn der Fall nichts mit dem Streamingdienst zu tun habe.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen zum Verbraucherschutz und zur Reichweite von Nutzungsbedingungen auf. Kritiker sehen in Disneys Vorgehen den Versuch, den Fall vor eine möglicherweise konzernfreundlichere Schlichtungsinstanz zu bringen und damit die Rechte des Klägers zu beschneiden.
Opt-out und Disneys Stellungnahme
Es ist wichtig zu beachten, dass die Nutzungsbedingungen von Disney+ auch eine Opt-out-Möglichkeit für die Schiedsklausel vorsehen. Nutzer können innerhalb von 30 Tagen nach Abschluss des Abonnements schriftlich widersprechen. Allerdings ist fraglich, ob viele Nutzer diese Option wahrnehmen oder sich der möglichen Konsequenzen bewusst sind.
Disney selbst hat sich zum konkreten Vorwurf, alle Disney+-Nutzer von möglichen Rechtsstreitigkeiten auszuschließen, bislang nicht geäußert. Ein Konzernsprecher drückte jedoch Mitgefühl für die Familie aus: “Wir sind zutiefst betrübt über den Verlust der Familie und verstehen ihren Kummer.”
Gleichzeitig betonte er, dass das betroffene Restaurant weder Disney gehöre noch von Disney betrieben werde. Man verteidige sich lediglich gegen den Versuch, in die Klage gegen das Restaurant einbezogen zu werden.
Ausblick und Bedeutung
Für den 2. Oktober ist eine Anhörung beider Streitparteien vor dem Bezirksgericht des 9. Gerichtsbezirks von Orange County, Florida, angesetzt. Dort wird sich zeigen, ob das Gericht Disneys Argumentation folgt oder die Klage zulässt.
Der Fall verdeutlicht die oft übersehene Tragweite von Nutzungsbedingungen, denen Verbraucher bei Online-Diensten zustimmen. Er könnte wegweisend dafür sein, wie weit Unternehmen die Rechte ihrer Kunden durch solche Vereinbarungen einschränken dürfen.
Zudem wirft er die Frage auf, ob es zulässig ist, dass Unternehmen Streitigkeiten, die in keinem Zusammenhang mit ihren digitalen Diensten stehen, durch Nutzungsbedingungen dieser Dienste regeln können.
Was denkt ihr über Disneys Vorgehen in diesem Fall? Haltet ihr es für vertretbar, dass Nutzungsbedingungen eines Streaming-Dienstes so weitreichende Konsequenzen haben könnten? Lasst uns eure Meinungen in den Kommentaren lesen!
Zusammenfassung
- Disney wehrt sich gegen Klage nach tödlichem Restaurantbesuch
- Argumentation basiert auf Disney+-Nutzungsbedingungen
- Klage eingereicht am 22. Februar 2024, fordert Schadensersatz
- Schiedsklausel in AGB soll alle Streitigkeiten umfassen
- Kritik an Versuch, Gerichtsverfahren zu umgehen
- Anhörung der Streitparteien am 2. Oktober
- Fall könnte Reichweite von Nutzungsbedingungen klären