Elektrische Stimulation zeigt vielversprechende Ergebnisse bei spinaler Muskelatrophie – einer Erkrankung, bei der die Muskeln stetig schwächer werden, weil die Nerven im Rückenmark nicht mehr richtig arbeiten. Die Technik kann die Nervenfunktion wiederherstellen.
Rückenmark-Stimulation hilft Muskelschwund-Patienten
Die spinale Muskelatrophie (SMA) ist eine genetische Erkrankung, die zum Absterben von Motoneuronen führt, welche als spezialisierte Nervenzellen elektrische Signale vom Gehirn und Rückenmark zu den Muskeln übertragen und so Bewegungen steuern. Bisher gab es nur Therapien, die den Verlauf verlangsamen, aber nicht umkehren konnten. Die neue Methode setzt direkt an der Wurzel des Problems an: Sie stimuliert die sensorischen Rückenmarksnerven elektrisch, um die Kommunikation zwischen Nervensystem und Muskeln zu verbessern.
In einer Pilotstudie, über die Medical Xpress berichtet, wurden bei drei SMA-Patienten Elektroden im unteren Rückenbereich implantiert. Über 29 Tage erhielten sie regelmäßige Neurostimulationen. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Alle Teilnehmer zeigten Verbesserungen in der Muskelkraft, Ausdauer und Gehfähigkeit. Ein Patient berichtete sogar, dass er gegen Ende der Studie von zu Hause ohne Mühe zum Labor laufen konnte.
Die Forscher der Universität Pittsburgh erklären, wie die Behandlung wirkt: Durch die elektrischen Impulse werden bestimmte Nerven im Rückenmark angeregt. Das hilft dabei, noch funktionierende Nervenzellen besser arbeiten zu lassen und geschädigte Verbindungen teilweise wieder zu aktivieren. Dadurch können sich die Bewegungsfähigkeiten verbessern und die Symptome der Krankheit gelindert werden. Die Ergebnisse wurden in Nature unter der Überschrift “Erste Studie am Menschen zur Stimulation des zentralen Rückenmarks” veröffentlicht.
Breiter einsetzbar
Die Technik könnte über SMA hinaus Potenzial haben. Dr. Robert Friedlander, Mitautor der Studie, erklärt: “Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Neurostimulation nicht nur bei SMA, sondern auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie ALS oder Huntington eingesetzt werden könnte – vorausgesetzt, zukünftige Forschungen identifizieren die passenden Zielzellen.” Die Forscher planen bereits weitere klinische Studien, um die Langzeitwirksamkeit und Sicherheit der Methode zu testen.
Zusammenfassung
- Elektrische Rückenmarkstimulation zeigt Erfolg bei spinaler Muskelatrophie
- Technik verbessert Nervenfunktion und Kommunikation zu den Muskeln
- Pilotstudie: Drei Patienten erhielten 29 Tage lang Neurostimulationen
- Teilnehmer zeigten Verbesserungen in Muskelkraft, Ausdauer und Gehfähigkeit
- Methode regt Nerven an und reaktiviert geschädigte Verbindungen
- Potenzial für Einsatz bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen
- Weitere Studien zur Langzeitwirksamkeit und Sicherheit sind geplant
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