San Francisco. Bisher zeigten infizierte Menschen nur milde Symptome. Im Bundesstaat Louisiana muss nun eine Person im Krankenhaus behandelt werden.
Bei der größten je dokumentierten Vogelgrippewelle in den USA stecken sich derzeit auch immer mehr Menschen mit dem Virus H5N1 an – sie zeigten bislang nur milde Symptome. Jetzt ist im Bundesstaat Louisiana aber erstmals ein Mensch mit einem schweren Fall von Vogelgrippe zur Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Wie die Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mitteilte, handelt es sich um den ersten schweren Fall der Viruserkrankung in den Vereinigten Staaten. Der Patient hatte zuvor offenbar Kontakt mit kranken und toten Vögeln. Eine Genanalyse habe dann ergeben, dass er mit dem H5N1-Virus infiziert wurde, hieß es weiter.
Der Patient leide derzeit an einer schweren Atemwegserkrankung im Zusammenhang mit H5N1 und befinde sich in „kritischem Zustand“. Die Person sei über 65 Jahre alt und habe Vorerkrankungen, die ihr Risiko für Grippekomplikationen erhöhen, teilte das Gesundheitsministerium von Louisiana dem US-Sender CNN weiter mit.
Vogelgrippe verbreitet sich im Westen der USA
Dieselbe Virus-Variante habe im nordwestlichen Bundesstaat Washington sowie im benachbarten Kanada bereits zu Infektionen bei Menschen geführt. Sie sei aber von jener zu unterscheiden, die in mehreren Zuchten von Milchkühen und Vögeln im Westen der USA entdeckt worden seien.
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Nach Angaben der Behörde wurden in den USA seit April nunmehr 61 Infektionen mit dem Vogelgrippevirus beim Menschen festgestellt. Laut CDC sei aber nach wie vor keine Übertragung von Mensch zu Mensch festgestellt worden. Der nun in Louisiana aufgetretene Fall ändere daher auch nichts an der Einschätzung des aktuellen Risikos durch die Vogelgrippe für die öffentliche Gesundheit. Diese werde weiter als gering eingestuft.
Nur eine Mutation trennt die Vogelgrippe vom Menschen
Ob es noch lange dabei bleibt, ist jedoch fraglich. Wie kalifornische Forscher in einer aktuellen Studie aus dem Wissenschaftsmagazin „Science“ gezeigt haben, trennt nur noch eine einzelne Mutation des unter Rindern grassierenden Virus H5N1 vom Menschen.
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Die Wissenschaftler um Ting-Hui Lin vom Scripps Research Institute modifizierten das erste bekannte H5N1-Virus aus Rinderndas im Frühjahr dieses Jahres bei einem Menschen im Bundesstaat Texas nachgewiesen worden war. Dazu veränderten sie die Bindungsstelle des Virus, mit dem es an die Zelloberfläche des Wirts andockt.
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Mit nur einer einzelnen Veränderung des sogenannten Hämagglutinin-Proteins sei es gelungen, die Bindungspräferenz des Virus auf menschliche Rezeptoren umzustellen. Der Erreger könnte in Zukunft also deutlich leichter Menschen infizieren.
Zuletzt steckte sich auch ein Jugendlicher an
Erstmals trat das hoch ansteckende H5N1-Virus der Klade 2.3.4.4b 2021 in Nordamerika auf. Es hat bereits eine Vielzahl von Wirten infiziert, darunter Vögel, Meeressäuger oder Katzen. 2024 hat sich das Virus erstmals unter Milchkühen in den USA ausgebreitet und wurde mittlerweile in mindestens 282 Betrieben in 14 Bundesstaaten nachgewiesen.
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Die bislang bestätigten Infektionen bei Menschen sind überwiegend mit den betroffenen Betrieben verbunden. So hatten sich die Erkrankten bei der direkten Arbeit mit Milchkühen angesteckt. Zuletzt infizierte sich aber auch ein Jugendlicher in British Columbia (Kanada). Die Infektionsquelle des Teenagers war zunächst unklar. Er hatte keinen Kontakt zu Wildvögeln oder Geflügel- und Rinderfarmen.
Das sind die Symptome einer Vogelgrippe
Bei einer Vogelgrippe-Infektion können bei Menschen schon nach fünf Tagen, gelegentlich aber auch erst nach bis 14 Tagen Symptome auftreten, die einer Grippe oder einem grippalen Infekt ähneln: hohes Fieber, Atemnot, Husten und Halsschmerzen. Jeder zweite Infizierte bekommt überdies Durchfall, teilweise auch mit Erbrechen.
In schwereren Fällen kann eine Lungenentzündung mit schwerer Atemnot so weit führen, dass das Organ versagt und damit für den Tod des Patienten sorgt. Die Sterblichkeitsraten sind tendenziell höher als bei einer gewöhnlichen Influenza, wenn auch mit großen Unterschieden in Abhängigkeit vom Virusstamm. Wie verbreitet H5N1 unter Menschen derzeit wirklich ist, lässt sich wegen lückenhafter Daten derzeit nicht zweifelsfrei sagen.