Der Ökonom Joseph Stiglitz kritisiert in einem Interview die Rolle von Plattformen wie Facebook und X bei der Verbreitung von Falschinformationen.
Wer ist der Nobelpreisträger? Joseph Stiglitz ist ein US-amerikanischer Ökonom und war bis 2000 Chefökonom der Weltbank und Wirtschaftsberater des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. In seinen Werken befasst er sich mit den Schattenseiten, aber auch den Chancen der Globalisierung.
2001 wurde Stiglitz mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. In einem Interview mit El Mundo warnt er vor einer entstehenden Oligarchie in den USA und kritisiert die Rolle von Elon Musk und Mark Zuckerberg bei der Verbreitung von Desinformation.
Stiglitz sieht in Social Media ein Werkzeug zur Massen-Manipulation. Für andere ist es eine Einkommensquelle:
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Musk und Zuckerberg wollen die Information kontrollieren
Stiglitz wirft Elon Musk und Mark Zuckerberg vor, die Informations-Ökonomie kontrollieren zu wollen. Sie hätten mehr Reichtum als die Superreichen der Vergangenheit und bessere Werkzeuge, die Gesellschaft zu beeinflussen – und genau das täten sie auf eine gefährliche Art und Weise.
Der Ökonom meint, Musk und Zuckerberg hätten erkannt, dass es keine Wahrheit gebe. Sie könnten mehr Geld damit verdienen, Desinformationen zu verbreiten, also würden sie das tun. Er wirft den Tech-Milliardären einen Mangel an moralischen Werten vor.
. Musk und Zuckerberg haben wie Joseph Goebbels, Hitlers Propagandaminister, zugegeben, dass es so etwas wie Wahrheit nicht gibt. Sie sagen, dass sie keine Inhalte moderieren werden und wenn sie mehr Geld verdienen können, werden sie es tun. Sie können mehr Geld verdienen, indem sie Fehlinformationen über Impfstoffe verbreiten, und das tun sie auch. Sie haben keine moralischen Werte und verfügen über mehr Propagandamittel als die Nazis.
Gleichzeitig hätten sie mit ihren Plattformen Facebook und X effektive Mittel für Propaganda: „Sie haben all das Wissen über Psychologie und Verhaltens-Wirtschaft, und all die Werkzeuge der künstlichen Intelligent“, so Stiglitz.
Damit hätten sie mehr Propaganda-Werkzeuge als kommunistische oder nationalsozialistische Regimes.
Facebook schafft Fakten-Check in den USA ab
Was sagt Facebook selbst dazu? Auf Facebook heißt es zum Thema Faktenprüfung: Man engagiere sich gegen die Verbreitung von Fehlinformationen und würde in vielen Ländern mit externen Faktenprüfern zusammenarbeiten.
Im Januar 2025 verkündete Facebook jedoch, dieses System in den USA einzustellen. Stattdessen will man dort auf ein Community-basiertes Programm umsteigen, das zukünftig auch auf andere Länder ausgeweitet werden soll.
Experten fürchten jedoch, dass durch dieses System künftig insgesamt weniger verifizierte Inhalte zur Verfügung stehen werden. Mehr Informationen dazu findet ihr auf ZDF.
Wie sieht es auf X aus? Auf X gibt man zwar an, eine informierte Welt schaffen zu wollen, gleichzeitig heißt es aber auch, dass man nur im äußersten Fall eingreifen und den Nutzern lieber zusätzlichen Kontext zur Verfügung stellen wolle. Da in dem Statement jedoch noch von „Twitter“ die Rede ist, dürfte es sich um einen älteren Post handeln.
In einem Post aus dem Januar 2025 wird der Fokus auf „Authentizität“ gelegt: Man erlaube keine Aktivität, welche versuche, die Plattform oder ihre Dienste durch unauthentische Accounts, Verhalten oder Inhalte zu manipulieren oder zu stören (via X).
Die Plattformen wollen sich also nach Möglichkeit aus den Inhalten raushalten. Stiglitz auf der anderen Seite ist ein Verfechter für mehr Regulierung in den Sozialen Netzwerken. Schließlich gebe es in anderen Formen der Medien strenge Standards und eine Art soziale Verantwortung. “Das einzige Gesetz für Soziale Netzwerke ist, dass sie jeden Müll beherbergen können”, so der Ökonom.