Droht zum 1. Januar 2027 eine unangenehme Überraschung? Das neue EU-Emissionshandelssystem könnte die Preise für Verbraucher auf ungeahnte Höhen treiben. Die EU könnte aber für Entlastung sorgen – denn ihr steht ein wahrer Geldregen bevor.
Der 1. Januar 2027 wird für Millionen Deutsche ein Datum, an dem es richtig teuer werden kann. Denn an diesem Tag geht der national organisierte Emissionshandel für die Bereich Verkehr und Gebäude in den europäischen Handel (ETS II) über. Was nach langweiliger Bürokratie klingt, hat potenziell weitreichende Konsequenzen.
Bereits jetzt müssen etwa die Produzenten von Heizöl oder Benzin und Diesel einen CO2-Preis entrichten, wenn sie ihre Güter in Deutschland verkaufen wollen. Dieser Preis ist politisch festgelegt, derzeit liegt er bei 55 Euro pro Tonne.
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Das teuerste System der Welt
Im ETS II allerdings bestimmt ausschließlich der Markt den Preis: Wer CO2 ausstoßen möchte, muss eine gewisse Menge sogenannter Zertifikate kaufen. Aus Berechnungen und wissenschaftlichen Studien weiß man relativ exakt, wie viel CO2 die EU ausstoßen noch darf, um die Klimaziele zu erreichen. Diese Summe dient dann als Deckel für den Emissionshandel. Das heißt: Von den Zertifikaten gibt es genau so viele, dass die Klimaziele nicht überschritten werden. Die Zertifkate gehen also irgendwann zur Neige. Und je knapper die Zertifikate werden, desto teurer werden sie.
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Eine neue Analyse zeigt jetzt: Dieser Preis könnte sehr schnell sehr stark ansteigen. Bereits im Jahr 2030 könnte im europäischen Emissionssystem der Preis für eine Tonne CO2 bei 149 Euro liegen, heißt es in einem Marktausblick von BloombergNEF, der FOCUS online Earth vorliegt.
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Diese Kostensteigerungen werden vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa schultern müssen, heißt es in der Studie. Im Straßenverkehr könnten die Kosten dadurch um 22 bis 27 Prozent steigen, bei den Heizkosten für Privathaushalte gehen die Analysten sogar von einem Anstieg um 31 bis 41 Prozent aus. Vom “teuersten Emissionshandelsystem der Welt” spricht man bei Bloomberg. Eine Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende hatte bereits im Oktober 2023 von Preissteigerungen in Höhe von 38 Cent pro Liter Benzin gewarnt.
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Ab 2027 kann es also schmerzhaft werden für Verbraucherinnen und Verbraucher – aber, auch das hält die Bloomberg-Analyse fest: Der Schmerz wird nicht von Dauer sein. “Um die ambitionierten Klimaziele der EU zu erreichen, braucht es das Engagement aller Sektoren”, sagt Bloomberg-Analystin Emma Coker. “Unsere Prognosen zeigen einen deutlichen Anstieg bei den CO2-Preisen ab 2027 voraus, was direkte Auswirkungen auf Verbraucherinnen und Verbraucher haben wird. Aber der kurzfristige Schmerz wird sich lindern, sobald frühe Emissionsreduktionen sowie weitere Preisstürze bei klimafreundlichen Lösungen wie Elektroautos und Wärmepumpen ab 2030 greifen werden.”
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Geldregen für die EU
Anders formuliert: Grüne Technologien werden laut der Analyse schon bald so günstig sein, dass sie auch preislich wesentlich attraktiver sein werden als Verbrennerautos und Gasheizungen. Und in der schmerzhaften Übergangsphase bis dorthin könnte auch die EU helfen: Die werde durch den Emissionshandel nämlich gewaltige Summen einnehmen, so die Expertinnen und Experten von Bloomberg.
“BloombergNEF geht davon aus, dass die Einnahmen durch den ETSII im Jahr 2035 bei mehr als 700 Milliarden Euro liegen werden”, sagt Coker zu FOCUS online Earth. “Dieses Geld wird dazu verwendet, um Infrastruktur zu stärken und soziale Folgen abzufedern.”
Und, fügt Coker hinzu: “Das Verwenden eines Kohlenstoffmarktes wie dem ETSII hält die Mitgliedsstaaten nicht von ab, zusätzliche Unterstützung bereitzustellen, um den Übergang zu begleiten.” Am Ende des Tages bestimmen aber die EU-Mitgliedsstaaten, ob sie den Emissionshandel in dieser Form beibehalten wollen: Im Jahr 2028 steht turnusmäßig eine Revision an.