Wer möchte nicht energiegeladen und mit einem guten Körpergefühl aufwachen? Hersteller von Saftkuren versprechen oft genau diesen Effekt. Ein Reset für den Körper – das klingt verlockend, nicht nur in der Fastenzeit.
Saftkuren gibt es als Fertigpackung, dann ist alles schon gemixt und mit einer Anleitung versehen, wann welche Variante dran ist. Oder man spart Geld und wirft den Entsafter selbst an, hat aber mehr Arbeit.
Doch was bringen die Vitaminspritzen dem Körper wirklich? Zwei Experten urteilen.
Wie funktioniert eine Saftkur?
Eine reine Saftkur – übrigens nicht zu verwechseln mit speziellem Heilfasten oder Detox-Produkten – dauert in der Regel zwei bis fünf Tage, maximal eine Woche.
„In dieser Zeit werden ausschließlich Obst- und Gemüsesäfte getrunken“, sagt Niklas Schwarz. Er ist Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). „Dazu kommen Tee, Wasser und Gemüsebrühe, auf feste Nahrung wird komplett verzichtet.“
Täglich gibt es drei bis sechs Portionen Saft, jeweils gemischt aus verschiedenen Obst- und Gemüsesorten. Eine Portion umfasst zwischen 250 und 500 Milliliter. „Die Gesamtmenge variiert zwischen einem und eineinhalb Litern“, sagt Schwarz.
Einsteigen kann man von heute auf morgen. Manche gönnen sich einen Tag vorher noch einmal alles, andere verzichten dann schon bewusst zum Beispiel auf Fleisch oder helles Mehl.
Wer sollte keine Saftkuren machen?
Generell sollten Menschen mit Vorerkrankungen eine solche Kur mit ihrem Arzt besprechen. Dazu gehören zum Beispiel Patienten mit Bluthochdruck, Leber-, Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen sowie Krebspatienten und Diabetiker, zählt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auf.
„Auch Schwangere und Stillende sollten nicht fasten“, sagt die Ökotrophologin. „Auch für ältere Menschen und Kinder ist es nicht geeignet, da sie einen hohen Nährstoffbedarf haben.“
Für gesunde Menschen ist eine Saftkur dagegen kein Problem. Aus Sicht der Experten kann sie der Einstieg in eine grundlegende Ernährungsumstellung sein. „Die Kur ist dann ein Startschuss, nach dem eine Ernährungsumstellung leichter fällt“, sagt Niklas Schwarz.
Ist eine Saftkur gesund?
„Die Säfte versorgen den Körper mit vielen Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen sowie Mineral- und Ballaststoffen“, sagt Antje Gahl. Außerdem entlasten die leicht verdaulichen Säfte den Darm. Ein besseres Körpergefühl sei allerdings eher subjektiv, sagt die Ernährungsexpertin. „Es ist schwierig, objektiv einen direkten Zusammenhang herzustellen.“
Gleichzeitig fehlt dem Körper bei einer Saftkur auch vieles: Eiweiß zum Beispiel und essentielle Fettsäuren. „Es ist in gewisser Weise eine einseitige Ernährung“, sagt Ökotrophologin Gahl.
Deshalb sei es wichtig, eine Saftkur nicht länger als eine Woche zu machen und die Portionen über den Tag zu verteilen, statt alles auf einmal zu trinken. „Sonst steigt der Blutzuckerspiegel relativ stark an und fällt auch schnell wieder ab.“ Das kann dann eher zu einem Energieloch als zu einem Energieschub führen.
Eignet sich eine Saftkur zum Abnehmen?
In der Regel verliere man mit einer einwöchigen Saftkur ein bis eineinhalb Kilo, je nach Ausgangslage sogar drei bis fünf Kilo, sagt Niklas Schwarz. „Das ist aber kein reines Fett, sondern ein großer Anteil Wasser, den man zu Beginn einer Diät immer verliert“, erklärt der Dozent. „Auch der wegfallende Magen-Darm-Inhalt führt zu einer Gewichtsabnahme, und durch das fehlende Eiweiß wird etwas Protein in der Muskulatur abgebaut.“
Entscheidend sei daher eine grundlegende Ernährungsumstellung nach einer Saftkur. „Wer danach weiter isst wie vorher, hat das Gewicht nach ein bis zwei Wochen wieder drauf“, sagt Schwarz.