Praxistest Smart #3 Brabus: Brabus und Smart machen das E-Auto zur schicken Taschenrakete
FOCUS online testet den Smart #3. Über den Namen des SUV-Coupés lässt sich streiten, nicht aber über die Leistung der Brabus-Variante. Wie viel Spaß der neue Smart macht – und wo er patzt.
„Vor Ihnen liegt eine Rechtsspurzusammenführung – bitte fahren Sie vorsichtig“, quäkt es aus dem Lautsprecher. Dieser Smart weckt in jeder Hinsicht Emotionen in mir. Eigentlich böse, wenn ich mit den negativen anfange. Aber die Sprechfreudigkeit dieses Navis nervt – und wird schnell auf stumm geschaltet.
Eigentlich sollte jeder froh sein, wenn die Technik auf mögliche Gefahren aufmerksam macht. Und wenn eine Rechtsabbiegerspur in die aktuelle Fahrspur einmündet, ist ein Hinweis sinnvoll. Aber wissen Sie, wie oft eine Rechtsabbiegespur in eine Linksabbiegespur mündet? Sehr oft.
Smart #3: Die Technik kann schon mal nerven
Auch die Fahrerüberwachungskamera ist eine Sache für sich. Oberhalb der Lenkradnabe verrichtet sie ihren Dienst, meldet sich bei der kleinsten Gelegenheit mit „Hinweis: Aufmerksam fahren“ oder „Müdigkeit erkannt, Pause machen“ – auch wenn ich erst fünf Minuten unterwegs bin. Die Kamera zur Fahrerüberwachung habe ich in Gedanken mit einem Tuch verdeckt. Als ich einmal mit der Hand drüber fuhr, hieß es sofort „Fahrerüberwachungskamera blockiert“. Das klingt nach Bevormundung.
Apropos gewöhnungsbedürftig: Auch akustische Reize werden hier anders umgesetzt. Fahre ich auf der Autobahn 121 statt 120 oder in der Stadt 53 statt 50, ertönt sofort ein „Pac-Man“-Geräusch, das mich auf mein Fehlverhalten aufmerksam macht. Auch der Blinker klingt im Stil der 80er Jahre – und zwar lauter, als wenn ich die Warnblinkanlage einschalte.
Wer jetzt erst einmal abgeschreckt ist: Der Smart #3 Brabus ist durchaus ein Auto, das in vielen Bereichen zu gefallen weiß. Hier hat sich das Gemeinschaftsprojekt von Mercedes und Geely ausgezahlt.
Der Smart #3 in Zahlen
- Länge: 4,40 Meter, Breite: 1,84 Meter, Höhe: 1,56 Meter
- Antrieb: Zwei Elektromotoren, 315 kW (428 PS) Gesamtleistung, Allradantrieb
- Beschleunigung: 0-100 km/h in 3,7 Sekunden
- Abgeregelt bei 180 km/h
- Reichweite: Ca. 400 Kilometer (WLTP)
- Verbrauch: Smart schreibt von einem kombinierten Stromverbrauch von 17,6 kWh/100 km – Innenstadt 12,8, Stadtrand 12,3, Landstraße 15,3 und Autobahn 22,0 kWh/100 km
- Platzangebot: 5 Sitze, 370 Liter Kofferraumvolumen
- Sonderausstattung: Brabus-spezifische Designelemente, Sportsitze, hochwertiges Infotainmentsystem
- Autonomes Fahren: Teilautonome Fahrfunktionen (Level 2+)
- Preis: Ab 38.490 Euro, Brabus ab 50.990 Euro
Fahrverhalten und Fahrleistungen
Der Smart #3 Brabus positioniert sich als sportlicher Elektro-Crossover, der die Agilität eines Stadtautos mit der Leistung eines Sportwagens verbindet. Dank zweier Elektromotoren – einer an jeder Achse – verfügt der #3 Brabus über eine Gesamtleistung von 315 kW (428 PS). Diese Kraft kann nur durch den Allradantrieb effizient auf die Straße gebracht werden, was aber durchaus gelingt und zu einer beachtlichen Beschleunigung führt: Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in nur 3,7 Sekunden erledigt. Wer das einmal erleben will, sollte nicht Eco, Komfort oder Sport als Fahrmodus wählen, sondern „Brabus“. Und dann geht’s los.
Aber auch der normale Smart ist mehr als schnell – mit seinen 272 PS erreicht er Tempo 100 in 5,8 Sekunden. Das maximale Drehmoment beträgt hier 343 Nm, beim Brabus sind es satte 584 Nm.
Das Fahrverhalten des Smart #3 Brabus ist geprägt von einer direkten Lenkung und einem straffen Fahrwerk, das auch bei dynamischer Kurvenfahrt für Stabilität sorgt. Die elektronische Fahrwerksregelung passt sich den Straßenverhältnissen an, so dass der Crossover sowohl in der Stadt als auch auf kurvigen Landstraßen eine gute Figur macht. Trotz der sportlichen Auslegung bleibt der Fahrkomfort nicht auf der Strecke, das Fahrwerk ist keineswegs zu hart abgestimmt.
Cockpit und Extras
Das Cockpit des Smart #3 Brabus gefällt. Die Brabus-spezifischen Sportsitze bieten nicht nur exzellenten Seitenhalt, sondern sind auch hochwertig verarbeitet und mit Leder sowie Alcantara bezogen. Die roten Ziernähte und Brabus-Logos unterstreichen den sportlichen Anspruch des Fahrzeugs. Apropos rot: Auch die Sicherheitsgurte leuchten in dieser Farbe.
Zum Vergleich: der Smart #1
Das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad ist gut ablesbar und bietet eine Vielzahl von Anzeigeoptionen, darunter Navigationshinweise, Fahrdaten und Informationen zum Energieverbrauch. In der Mittelkonsole befindet sich ein großformatiges Touchscreen-Infotainmentsystem, das alle gängigen Funktionen wie Navigation, Mediensteuerung und Fahrzeugeinstellungen abdeckt. Die Integration von Smartphone-Apps über Apple CarPlay und Android Auto ist ebenfalls an Bord.
Sonderausstattung
Als Brabus-Modell ist der Smart #3 noch besser ausgestattet. Zu den Highlights zählen neben den bereits erwähnten Sportsitzen das Sportlenkrad mit Multifunktionstasten, Aluminiumpedale und ein Panorama-Glasdach, das für ein luftiges Raumgefühl sorgt. Die exklusive Lackierung und spezielle Brabus-Felgen in 19 Zoll runden den dynamischen Auftritt ab.
Auch bei den Fahrerassistenzsystemen lässt der Smart #3 Brabus keine Wünsche offen. Adaptive Geschwindigkeitsregelung, Spurhalteassistent und ein 360-Grad-Kamerasystem gehören zur Serienausstattung. Einschränkungen in der Praxis: Siehe oben.
Platzangebot und Kofferraum
Trotz seiner sportlichen Proportionen bietet der Smart #3 Brabus ausreichend Platz für bis zu fünf Personen. Die Sitzposition ist leicht erhöht, was nicht nur die Übersicht im Stadtverkehr verbessert, sondern auch den Einstieg erleichtert.
Die Rückbank bietet zwei Erwachsenen ausreichend Kopf- und Beinfreiheit, auch wenn sie auf langen Strecken etwas straffer gepolstert sein könnte.
Der Kofferraum fasst 370 Liter und ist damit ausreichend für den Alltag und kurze Wochenendausflüge. Durch Umklappen der Rücksitze lässt sich das Ladevolumen auf bis zu 1200 Liter erweitern.
Motoren und Verbrauch
Die beiden Elektromotoren des Smart #3 Brabus sorgen nicht nur für eine hohe Leistung, sondern auch für eine relativ hohe Effizienz. Der kombinierte Stromverbrauch liegt bei rund 18 kWh pro 100 Kilometer. Dank der 66-kWh-Batterie beträgt die Reichweite nach WLTP-Norm rund 400 Kilometer.
Auf einer „Spritsparrunde“ auf der Autobahn überzeugte der Brabus mit einem Verbrauch von 13,2 kWh, was ein sehr guter Wert ist. Den Kommentar des Auto-Redakteurs „Kein Kunststück, wenn man fast steht“ konnte ich mit dem Hinweis auf einen Stau entkräften. Drückt man allerdings etwas auf die Tube, schnellt der Verbrauch deutlich in die Höhe.
Im Alltag lässt sich der Smart #3 Brabus an einer Schnellladestation in rund 30 Minuten auf bis zu 80 Prozent aufladen. An einer herkömmlichen Wallbox dauert eine Vollladung etwa sieben bis acht Stunden.
Kosten
Jetzt wird’s leider happig: Der Einstiegspreis für den Smart #3 Brabus liegt bei knapp 51.000 Euro. Damit ist der sportliche Crossover im oberen Preissegment angesiedelt. Der „Pro“ startet bei 38.490 Euro, der „Pro +“ bei 43.490 Euro und der „Premium“ kostet ab 46.490 Euro. Als Sondermodell gibt es noch die „25th Anniversary Edition“ ab 46.989,99 Euro. Viel Geld für viel Leistung, auch angesichts der sportlichen Werte.
Hyundai bringt E-Auto für AMG-Prolls: Es hat 600 PS, eine Schaltung und ist laut
Konkurrenz
Der Smart #3 Brabus tritt in einem hart umkämpften Segment an. Zu den Konkurrenten zählen der (etwas größere) Tesla Model Y Performance, der Ford Mustang Mach-E GT und der Hyundai Ioniq 5 N. Alle diese Modelle bieten ähnliche Leistungsdaten und Preisstrukturen, unterscheiden sich aber in Design, Reichweite und technischer Ausstattung. Der Smart #3 Brabus weicht hier hier vor allem durch seine kompakteren Abmessungen und das Brabus-Design ab.
Fazit
Der Smart #3 Brabus vereint die Vorzüge eines kompakten Crossovers mit den Fahrleistungen eines Sportwagens. Allerdings muss man sich damit begnügen, nur bis Tempo 180 Sport zu treiben. Danach ist Schluss. Platzangebot und Komfort sind für den Alltag ausreichend, auch wenn der Kofferraum eher durchschnittlich ausfällt. Die Reichweite geht in Ordnung – auch wenn der Smart #1 etwas weiter kommt.
vt/