Berlin. Eine Haushaltshilfe legal anstellen? Macht kaum jemand. Eine neue Studie zeigt nun auf, welche Ausmaße die Schwarzarbeit angenommen hat.
Staubsaugen, wischen, putzen, eventuell auch die Einkäufe erledigen – rund vier Millionen Haushalte in Deutschland nehmen die Arbeit von Haushaltshilfen in Anspruch. Nur macht das kaum jemand legal. Zwar steigen die Umsätze seit Jahren stark an, die Zahl der angemeldeten Haushaltshilfen nimmt aber kontinuierlich ab. Die Schwarzarbeit dagegen floriert.
Zu diesem Schluss kommt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer Studie, die dieser Redaktion vorliegt. Demnach ist die Zahl der angemeldeten Haushaltshilfen im aktuellen Jahr um 4,5 Prozent auf rund 246.700 Beschäftigte gesunken. Die Umsätze bei illegal beschäftigten Haushaltshilfen seien dagegen um 15 Prozent auf über 11 Milliarden Euro gestiegen, schreiben die Studienautoren Dominik Enste und Christina Anger. Die Zahl der nicht angemeldeten Haushaltshilfen liege bei 91 Prozent.
Haushaltshilfen: Stundenlöhne schwanken laut Studie zwischen 15 und 25 Euro
Für die Untersuchung wurden jüngste Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) aus dem November genutzt und mit weiteren Statistiken verglichen. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung würden den SOEP-Daten zufolge 2,87 Millionen Haushalte in Deutschland regelmäßig und 1,15 Millionen Haushalte gelegentlich eine Haushaltshilfe beschäftigen. Offiziell gemeldet sind bei der Minijobzentrale aber lediglich 246.686 Minijobber. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind laut Bundesagentur für Arbeit lediglich 44.000 Haushaltshilfen.
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Haushalte mit Haushaltshilfe verfügen laut IW-Untersuchung über ein durchschnittliches monatliches Haushaltsnettoeinkommen von rund 4300 Euro und liegen damit deutlich über dem Gesamtschnitt (3200 Euro). Je nach Region, Berufserfahrung und Zuverlässigkeit schwanken die Stundenlöhne für Haushaltshilfen laut der Studie zwischen 15 und 25 Euro. In den vergangenen Jahren sind die Umsätze der illegalen Beschäftigung dabei deutlich gestiegen. Hätten sie 2020 noch bei rund sieben Milliarden Euro gewesen, seien es nun 11,4 Milliarden Euro. „Der Anteil des Umsatzes in der Schattenwirtschaft ist dabei in den letzten Jahren gestiegen und liegt 2024 schätzungsweise bei 85 Prozent“, heißt es in der Untersuchung.
IW-Ökonomen verweisen auf Gutscheinmodell
Die Studienautoren verweisen darauf, dass legale Beschäftigung durch eine Anmeldung bei der Minijobzentrale relativ unkompliziert möglich sei und dennoch wenig genutzt werde. „Der Privathaushalt wird oft nicht als regulärer Arbeitsort betrachtet: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder während des Urlaubs der Haushaltshilfe sind ungewohnte und oft ungewollte Verpflichtungen“, schlussfolgern die Ökonomen Enste und Anger.
Für viele Haushaltshilfen seien zudem Sozialversicherungsabgaben unattraktiv, der bürokratische Aufwand wirke zudem abschreckend. „Dies führt dazu, dass die Schattenwirtschaft in diesem Bereich weiterhin floriert.“ Als Vorbild-Modelle nennen die IW-Forscher Frankreich und Belgien, die mit Gutscheinmodellen die Preise subventionieren, sowie Finnland und Schweden, die steuerliche Anreize von bis zu 50 Prozent bieten würden.
Ursprünglich hatte auch die zerbrochene Ampel-Koalition ein Gutscheinmodell geplant gehabt. Geplant waren Gutscheine in Höhe von bis zu 2000 Euro für Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Menschen, die Angehörige pflegen. Zwar hatte man sich im Koalitionsvertrag auf ein Gutscheinmodell verständigt, es wurde aber nie eingeführt. Die Kosten für ein solches Modell beziffern die IW-Ökonomen nun auf bis zu 5 Milliarden Euro.