Wie wird eine Fettleber diagnostiziert und was sind die Hauptursachen?
Eine Verfettung der Leber kann bei der Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane sehr einfach nachgewiesen werden. Wenn dann noch die Leberwerte im Blut erhöht sind, wird den Betroffenen gerne ein übermäßiger Alkoholkonsum vorgeworfen – das stimmt in den meisten Fällen nicht. Eine Fettleber tritt viel häufig bei ausgeprägtem Übergewicht und auch bei Typ-2-Diabetes auf.
Prof. Dr. Stephan Martin ist Internist, Endokrinologe und Diabetologe und ist Experte für Lebensstil-Änderungen. Er erhielt eine Reihe an renommierten Wissenschaftspreisen u.a. den Theodor-Frerichs-Preis. Im Jahr 2020 wurden seine Arbeiten zur telemedizinischen Diabetes-Betreuung mit dem Gesundheitspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. 2024 wurde ihm von Ministerpräsident Hendrik Wüst den Verdienstorden des Landes Nordrhein Westfahlen verliehen. Seit 2014 wird er jedes Jahr als einer der Top-Mediziner im Nachrichtenmagazin FOCUS ausgezeichnet.
Wie hängen Übergewicht und Fettleber zusammen?
Personen mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes produzieren zu viel von einem Hormon, das einen erheblichen Anteil an der Verfettung der Leber spielt: Es handelt sich um Insulin, das nicht nur dafür verantwortlich, die Blutzuckerspiegel im Blut zu senken, sondern zusätzlich die Fettverbrennung blockiert und die Fettablagerung fördert.
Das in der Bauchspeicheldrüse übermäßig produzierte Insulin gelangt dann direkt in die Leber – kein anderes Organ bekommt so viel Insulin ab, wie die Leber und blockiert hier die Fettverbrennung und fördert die Fettablagerung.
Welche Symptome weisen auf eine Fettleber hin?
Eine Fettleber tritt in der Regel völlig ohne Beschwerden auf, deshalb ist die Ultraschalluntersuchung und die Bestimmung der Leberwerte im Blut sehr wichtig. Sind Auffälligkeiten nachweisbar sollte zusätzlich die Festigkeit der Leber mit einer speziellen Untersuchung überprüft werden denn wenn die Leber härter wird ist das der direkte Weg in Richtung Leberzirrhose. Aktuell gibt es mehr Leberzirrhosen aufgrund von ausgeprägtem Übergewicht und Typ-2-Diabetes als durch vermehrten Alkoholkonsums.
Welche Rolle spielt Fasten bei der Bekämpfung von Fettleber und Übergewicht?
Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung der Fettleber ist die Gewichtsabnahme. Bei Personen, die zusätzlich einen Typ-2-Diabetes haben, bessert sich dadurch auch die erhöhten Blutzuckerwerte. Bei der Therapie mit den sogenannten Abnehmspritzen konnte gezeigt werden, dass sich die Fettleber komplett zurückbilden kann.
Aber es geht auch auf natürliche Weise: Wir haben in wissenschaftlichen Studien zeigen können, dass sich die Fettleber durch eine Ernährung zurückbildet, bei der Insulin-auslösende Lebensmittel gemieden werden. Wir sprechen von einer sogenannten „Low-Insulin-Ernährung“. Insulin wird zum einen durch Haushaltszucker ausgelöst, aber auch Milchzucker und Stärke, die in Brot, Nudeln, Kartoffeln und Reis enthalten ist, lässt die Insulinspiegel ansteigen. Aber auch Obst enthält viel Zucker, der sich auf die Insulinspiegel auswirkt.
Welche langfristigen Strategien empfehlen Experten zur Prävention einer Fettleber?
In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat man begonnen Nahrungsfette zu verteufeln und dadurch hat sich die Ernährung zu einer eher Kohlenhydrat-reichen und somit Insulin-auslösenden Kost entwickelt. Gleichzeitig bewegen sich die Menschen weniger und es ist bekannt, dass körperliche Aktivität erhöhte Insulinspiegel senkt. Um den weiteren Anstieg von Fettlebererkrankungen zu verhindern müssen wir uns wieder Fettreicher und Kohlenhydrat-ärmer ernähren und den Eiweißgehalt in der Nahrung erhöhen. Also: „back to the roots“.