Ein vertraulicher Bericht des französischen Hochkommissars für Atomenergie dürfte ein herber Rückschlag für jene sein, die in der Kernkraft ein innovatives Zukunftskonzept vermuten. Davon ist in der Praxis nicht viel zu sehen.
Kaum Erfolgschancen
Der Bericht, der kürzlich der Regierung vorgelegt wurde, wirft ernste Zweifel an der Tragfähigkeit der meisten französischen Nuklear-Startups auf. Von den zwölf untersuchten Unternehmen hätten lediglich zwei bis vier überhaupt realistische Chancen, ihre Technologie bis zur Herstellung eines funktionierenden Reaktors weiterzuentwickeln, hieß es in dem Papier, das der Zeitschrift Le Point vorliegt.
Dies wäre ein herber Rückschlag für die ambitionierten Pläne des Präsidenten Emmanuel Macron im Rahmen der Strategie “France 2030”, die auf innovative kleine Reaktoren zur Stärkung der französischen Energieautonomie setzen wollte. Die Untersuchung, die von Vincent Berger geleitet und unter Mitwirkung von Experten der Universität Paris-Dauphine durchgeführt wurde, beleuchtet die Schwächen vieler Start-ups im Detail.
Sie kommt zu dem Schluss: Trotz beeindruckender Finanzierungsrunden, wie etwa den 400 Millionen Euro von Newcleo, scheitern viele Unternehmen an unüberwindbaren technischen Hürden. Besonders kritisch wird die Verfügbarkeit benötigter Materialien wie Plutonium eingeschätzt, deren derzeitige Produktionskapazitäten weit unter den Anforderungen der Konzepte liegen.
Erfolgversprechend erscheinen laut Bericht nur wenige Akteure, darunter Jimmy Energy und Calogena. Diese Startups konzentrieren sich auf Technologien zur Wärmeerzeugung und haben bereits wesentliche Sicherheitsprüfungen bestanden. Für den Großteil der Unternehmen zeichnen sich jedoch düstere Aussichten ab. Unrealistische Versprechungen und überambitionierte Geschäftspläne haben Zweifel an der Nachhaltigkeit vieler Projekte geweckt.
Harter Realitätscheck
Der Bericht stellt die Regierung vor ein Dilemma: Soll Frankreich weiterhin riskante und möglicherweise erfolglose Nuklearinitiativen finanzieren oder seine Investitionen auf langfristige Forschung konzentrieren, die ohne kurzfristige Ergebnisse auskommt? Diese Frage wird beim bevorstehenden Nuklearpolitischen Rat am 10. Dezember eine zentrale Rolle spielen.
Die Veröffentlichung des Berichts könnte den gesamten Nuklearmarkt in Frankreich ins Wanken bringen, insbesondere angesichts des Vertrauensverlusts bei Investoren. Für die Regierung ist die Erkenntnis aus dem Bericht ein bitterer Realitätscheck, der zeigt, wie weit die technischen Möglichkeiten vieler Startups von den ursprünglichen Zielen der Präsidentschaft entfernt sind.
Zusammenfassung
- Vertraulicher Bericht zweifelt an Zukunft französischer Nuklear-Startups
- Nur wenige Startups haben realistische Geschäftspläne
- Rückschlag für Macrons Pläne zur Stärkung der Energieautonomie
- Technische Hürden und Materialmangel behindern den Fortschritt vieler Projekte
- Jimmy Energy und Calogena zeigen als einzige Erfolg versprechende Ansätze
- Regierung steht vor Dilemma bezüglich weiterer Investitionen
- Nuklearpolitischer Rat am 10. Dezember 2024 wird Weichen stellen
Siehe auch: