Wer zu viel sitzt, riskiert schleichend sein Gedächtnis. Studien zeigen einen beunruhigenden Zusammenhang.
Zwei Studien liefern alarmierende Erkenntnisse darüber, welche Faktoren das Risiko für Demenz erhöhen könnten. Die Untersuchungen zeigen, dass sowohl biologische Prozesse als auch der Lebensstil eine Rolle spielen. Laut einer Studie im Fachjournal General Psychiatry könnten verkürzte Telomere, kleine Schutzkappen an den Enden von Chromosomen, das Risiko für Demenz erhöhen. Eine weitere Untersuchung, veröffentlicht in JAMA, kommt zu dem Ergebnis, dass zu viel Sitzen ebenfalls problematisch sein könnte.
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Warum Altern das Gehirn verändert
Demenz ist eine Erkrankung, die mit einer Verschlechterung der Gehirnfunktion einhergeht. Besonders häufig tritt sie bei älteren Menschen auf. Eine der Hauptursachen für Alzheimer, eine Form von Demenz, ist die Ablagerung bestimmter Proteine im Gehirn. Doch auch auf genetischer Ebene scheinen Prozesse eine Rolle zu spielen.
Die Studie aus General Psychiatry hat sich mit der Länge der Telomere beschäftigt. Diese Schutzkappen an den Enden der Chromosomen sorgen dafür, dass bei Zellteilungen keine wichtigen Informationen verloren gehen. Mit dem Alter verkürzen sich jedoch die Telomere. Die Forscher analysierten Daten der UK Biobank und stellten fest, dass Menschen mit besonders kurzen Telomeren ein um 14 Prozent höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken. Das Risiko für Alzheimer war sogar um 28 Prozent erhöht.
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„LTL (Leukozyten-Telomerlänge) wirkt als Biomarker für Alterung, der mit dem Demenzrisiko in Verbindung steht“, erklären die Studien-Autoren laut Newsweek. Da die Telomerlänge größtenteils vererbt wird, könnten Menschen mit kürzeren Telomeren eine genetische Veranlagung für Demenz haben. Messungen dieser Telomere könnten daher helfen, frühzeitig Hinweise auf ein erhöhtes Risiko zu erkennen und Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren.
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Warum langes Sitzen das Gehirn gefährden könnte
Die zweite Studie in JAMA untersuchte den Zusammenhang zwischen einem sitzenden Lebensstil und Demenz. Dabei werteten die Forscher Bewegungsdaten, auch aus der UK Biobank aus, und stellten fest, dass Menschen über 60 Jahren, die mehr als zehn Stunden am Tag sitzen, ein deutlich erhöhtes Risiko für Demenz haben.
Wir waren überrascht, dass das Risiko rapide ansteigt, sobald die Sitzzeit zehn Stunden überschreitet.
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Wer weniger als zehn Stunden täglich sitzt, hat demnach kein signifikant erhöhtes Risiko. Doch wer zwölf Stunden oder mehr im Sitzen verbringt, hat ein um 63 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.
Die Forscher fanden heraus, dass es nicht darauf ankommt, wie diese Sitzzeit verteilt ist – entscheidend ist die Gesamtzeit. Selbst wenn jemand seine Sitzphasen regelmäßig unterbricht, bleibt das Risiko bestehen, wenn insgesamt mehr als zehn Stunden täglich im Sitzen verbracht werden. Ab diesem Punkt steigt das Demenzrisiko linear an. Besonders alarmierend: Bereits eine zusätzliche Stunde Sitzen nach zehn Stunden erhöht das Risiko spürbar.
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Bewegung als Schlüssel zur Gehirngesundheit
Viele Experten raten dazu, längeres Sitzen durch kurze Pausen zu unterbrechen, doch diese Studie stellt diese Annahme infrage. „Wir wollten wissen, ob es einen Unterschied macht, wenn Menschen ihre Sitzzeit häufiger unterbrechen. Doch als wir die Gesamtdauer des Sitzens berücksichtigten, zeigte sich: Es war nicht entscheidend, wie oft jemand aufstand – sondern wie lange insgesamt gesessen wurde“, sagt Studienautor David Raichlen.
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Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass ein insgesamt aktiver Lebensstil wichtiger ist als kurze Bewegungsphasen während des Tages. Wer sich zwar regelmäßig bewegt, aber dennoch die meiste Zeit im Sitzen verbringt, hat weiterhin ein erhöhtes Risiko. Dies deutet darauf hin, dass es nicht ausreicht, gelegentlich aufzustehen – vielmehr sollte die gesamte Zeit im Sitzen reduziert werden.
Warum Sitzen so gefährlich sein könnte
Warum genau Sitzen das Demenzrisiko erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Forscher vermuten, dass eine verminderte Durchblutung des Gehirns eine Rolle spielt. Auch ein Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte bestehen. „Unsere Studie hat nicht die zugrundeliegenden Mechanismen untersucht, aber zukünftige Forschungen werden sich mit diesen Fragen befassen“, sagt Raichlen.
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Es gibt Hinweise darauf, dass langes Sitzen Stoffwechselprozesse im Gehirn beeinträchtigen könnte. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein inaktiver Lebensstil zu einer geringeren Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gehirns führen könnte, was langfristig die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflusst. Zudem könnte eine anhaltend niedrige körperliche Aktivität Entzündungsprozesse im Körper fördern, die ebenfalls mit Demenz in Verbindung gebracht werden.
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Grenzen der Forschung und offene Fragen
Beide Studien liefern wertvolle Hinweise, haben aber auch Einschränkungen. Die Telomerlänge wurde nur einmalig gemessen, sodass nicht klar ist, ob ihre Veränderung im Laufe des Lebens eine Rolle spielt. Zudem wurden die Demenzdiagnosen aus elektronischen Gesundheitsakten entnommen. Das bedeutet, dass einige Fälle möglicherweise nicht erfasst wurden.
Da es sich um Beobachtungsstudien handelt, lassen sich keine eindeutigen Kausalzusammenhänge ziehen. Dennoch geben die Ergebnisse deutliche Hinweise darauf, dass sowohl genetische Faktoren als auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielen könnten. Experten fordern nun weitere Untersuchungen, um herauszufinden, wie sich das Risiko gezielt senken lässt.