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    Gräber in Gefahr – Geschichte droht zu verschwinden

    Essen. Über Jahrhunderte hinweg wurden die menschlichen Überreste auf Spitzbergen vom Permafrost geschützt. Nun ist ihre Zukunft ungewiss.

    Lange galt der Permafrost als schützende Hülle für die Überreste der Walfängerdie seit dem 17. Jahrhundert in den eisigen Weiten Spitzbergens ruhen. Doch die steigenden Temperaturen in der Arktis bringen dieses Gleichgewicht ins Wanken. Die einst gefrorenen Böden tauen auf, die Erosion setzt ein, und mit ihr droht ein unwiederbringlicher Verlust. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen vor einer dringenden Aufgabe: die Spuren der Vergangenheit sichern, bevor es zu spät ist.

    Wissenschaftler auf Spitzbergen warnen: Was hinter dem Projekt „Skeletons in the Closet“ steckt

    Die Walfänger-Gräber gehören zu den ältesten und gleichzeitig am stärksten gefährdeten Kulturdenkmälern der Arktis. Über Jahrhunderte schützte der Permafrost die Überreste der Seefahrer vor Verfall, doch nun setzt das schmelzende Eis die Gräber einer zerstörerischen Kettenreaktion aus: Natürliche Gesteinsabtragung, mikrobieller Zerfall und extreme Wetterbedingungen greifen sie unaufhaltsam an. Besonders die Küstenerosion – verstärkt durch steigende Temperaturen, zunehmende Stürme und den Rückgang des Meereseises – verschärft die Lage.

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    Bereits in den letzten vier Jahrzehnten haben Klimaveränderungen zu heftigeren Stürmen, mehr Niederschlag und einem rapiden Verlust von Küstengebieten geführt. Nun wollen Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsprojektes „Skeletons in the Closet“ die bereits entstandenen Schäden dokumentieren und die Grabstätten genauer untersuchen, bevor es zu spät ist. „Die Gräber stellen eine einzigartige archäologische Ressource dar, die anderswo, weder in Europa noch im Rest der Welt, selten erhalten ist“, erklärte Projektleiterin und Archäologin am norwegischen Institut für Kulturerbeforschung (NIKU), Lise Loktu, in einer Mitteilung.

    Ein in Leinen gekleideter Leichnam in einem Holzsarg.

    Die Gräber der Walfänger von Spitzbergen erlauben Archäologen wertvolle Einblicke in eine vergangene Epoche.
    © Sysselmesteren på Svalbard / NIKU | Lise Loktu

    Die Überreste der begrabenen Walfänger liefern uns faszinierende Details über das Leben der europäischen Seefahrer im 17. und 18. Jahrhundert und gelten somit als ein wichtiges Zeugnis der europäischen Geschichte. Mehrere Ausgrabungen, die Ende letzten Jahrhunderts durchgeführt wurden, legten nahe, dass viele der Walfänger häufig an Unterernährung und Krankheiten litten. Die häufigste Todesursache war den Analysen zufolge der Vitamin C Mangel.

    Forscher sprechen Klartext: Welches Wissen zusammen mit den Gräbern verschwinden wird

    Doch es ist längst nicht alles, was die Knochenuntersuchungen zeigten. Deutliche Abnutzungsspuren lassen darauf schließen, dass die Seefahrer bereits in jungen Jahren schwere körperliche Arbeit verrichten mussten.

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    Die Wissenschaftler befürchten das Schlimmste: Die Grabstätten könnten in wenigen Jahren vollständig verschwinden – was weitreichende Folgen für die Forschung haben dürfte. „Die Gräber auf Spitzbergen verfallen jetzt schneller und werden durch Erosion nach und nach ins Meer gespült. Es geht hier darum, Wissen zu bewahren, das sonst für immer verloren gehen würde; Wissen, das wir nirgendwo anders finden können“, betonte Loktu. Die Forscher setzen nun alles daran, die letzten Spuren der Walfänger zu retten.

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