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Handball-WM: Endspiel gegen Italien – aber Deutschland ist weiter auf der Suche

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Stand: 22.01.2025 01:59 Uhr

Beim 10-Tore-Debakel gegen Dänemark war nicht alles schlecht, doch die Suche der deutschen Handballer nach einer kompletten Teamleistung bei dieser WM geht weiter. Jetzt rennt die Zeit weg: Es kommt zum Endspiel gegen Italien.

Christian Hornung

Noch 60 Minuten Handball, dann kann alles vorbei sein. Obwohl das DHB-Team die drei Vorrunden-Partien für sich entschieden hat, bewirkt die 30:40-Klatsche gegen den alten und ziemlich sicher auch neuen Weltmeister eine dramatisch zugespitzte Ausgangslage: Am Donnerstag um 18 Uhr (Live-Ticker bei sportschau.de) würde eine Niederlage gegen die bisher so herzerfrischend auftretenden Italiener das sofortige Ende aller Medaillenträume bedeuten: Das Viertelfinale wäre außer Reichweite, die Fortsetzung des Turniers in Norwegen fände ohne Team Deutschland statt.

  • Hauptrunde, Gruppe I
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Ständig neue Baustellen

Zwar dürfte der Name Italien in dieser Sportart zunächst mal keine Angstgefühle bei einem Olympia-Silbermedaillengewinner vom vergangenen Sommer auslösen. Doch das kann eine fatale Fehleinschätzung sein. Zum einen spielen die “Azzurri” bislang ein fantastisches Turnier, haben in Windeseile ein ganzes Land hinter sich gebracht. Und auf der anderen Seite wirkt die Mannschaft von Alfred Gislason in Herning wie ein Bautrupp, der sobald er das eine Loch zugeschüttet hat, zwei andere wieder aufreißt.

Dabei gab es in allen vier Partien in der Jyske Bank Boxen in Herning ermutigende Ansätze – nur nie gleichzeitig: Mal hielt Andreas Wolff überragend, mal David Späth. Mal spielte Renārs Uščins groß auf, mal Julian Köster, vereinzelt auch Juri Knorr. Mal stand die Abwehr gut wie gegen Tschechien, wo nur 22 Gegentore zugelassen wurden. Diese Marke wurde gegen Dänemark schon zur Halbzeit (18:24) verfehlt.

Gislason vertraut Golla nicht mehr

Und der Bundestrainer ist weiter auf der Suche. Gegen Dänemark begann Alfred Gislason wieder mit seinem Hannover-Burgdorf-Block, baute auf Justus Fischer und Lukas Stutzke, setzte Kapitän Johannes Golla erneut auf die Bank. Dieser Plan missglückte völlig, Fischer und Stutzke wurden von den Dänen vorgeführt, als Golla kalt von der Bank kam, lief es bei ihm aber auch nicht.

Köster war nur offensiv ein Faktor (sechs Tore bei sieben Versuchen), lief defensiv wie seine Nebenleute aber ständig ins Leere und ließ sich herumschubsen. Peinlich: Eine Erfolgsquote von 74 Prozent aller Würfe hatte den Dänen bei dieser WM noch kein Gegner zugestanden, nicht mal Algerien. Noch grausamer aus deutscher Sicht war die Quote bei den Versuchen innerhalb der Neun-Meter-Zone: 87 Prozent der “clear shots” schlugen bei Späth und Wolff ein, die beide von der Abwehr komplett im Stich gelassen wurden.

Endlich ein Siebenmeter-Schütze gefunden

Immerhin: Einen Siebenmeter-Schützen hat Gislason im vierten Anlauf endlich gefunden. Timo Kastening verwandelte starke fünf seiner sechs Würfe vom Strich. Dagegen blieben die Anspiele an den Kreis eine Katastrophe: Vor allem Uščins fehlte diesmal jegliches Timing im Zusammenspiel mit seinen Kollegen, am Ende hatte er tatsächlich mehr Ballverluste (sechs) als Tore (fünf).

Auch Knorrs Auftritte bleiben rätselhaft unvollendet. Wieder kam er mit zwei schönen Treffern eigentlich gut in die Partie. Doch als Deutschland nach der Pause drauf und dran war, bei einem Vier-Tore-Rückstand ein Momentum aufzubauen und weiter heranzukommen, scheiterte er freistehend und warf kurz danach die Kugel völlig wild in den dänischen Abwehrblock (37. Minute/38.). Danach saß er wieder mal fast ausschließlich auf der Ersatzbank, allerdings soll der Spielmacher laut Gislason gesundheitlich “angeschlagen” gewesen sein.

“Kriegen nicht Abwehr und Angriff gleichzeitig hin”

Golla, der sich auch eklatante Fehlwürfe aus bester Position erlaubte, gab anschließend zu: “Angriff und Abwehr, wir kriegen irgendwie nicht beides gleichzeitig gut hin. Mit zehn Toren Unterschied zu verlieren, das fühlt sich extrem schlecht an.” Aber wie lange hält das schlechte Gefühl? Kann das deutsche Team die deftige Pleite so schnell abhaken, dass gegen Italien nichts mehr davon übrig ist?

Youngster Marko Grgic glaubt: ja. “Wir haben den Dänen einfach zu oft den roten Teppich in der Abwehr ausgerollt. Aber das hat überhaupt nichts mit Italien zu tun. Wir können das abhaken, ganz sicher.” Golla klingt da schon etwas vorsichtiger: “Ich kenne Italien nicht, habe noch nie gegen die gespielt. Wir müssen sie sehr gut analysieren. Klar ist aber auf jeden Fall, dass wir am Donnerstag in der Abwehr deutlich kompakter sein müssen.”

Gislason sieht auch Positives

Die Sportschau fragte auch Gislason, ob die Höhe der Niederlage Auswirkungen auf das Selbstvertrauen gegen Italien haben kann. Der Bundestrainer erinnerte zuerst an die positiven Aspekte der Spiels: “Es klingt blöd bei zehn Toren Abstand, aber im Angriff war vieles gut bei uns. 30 Tore gegen Dänemark muss man auch erstmal werfen, dazu haben ihre Keeper auch noch überragend gehalten.”

Die “vielen Fehler” und die “viel zu offene Abwehr” sprach Gislason allerdings auch an. Und sagte dann mit Blick auf Italien: “Es wird einfach ein komplett anders Spiel. Die haben eine sehr offensive Deckung, unterschätzen werden wir sie ganz sicher nicht. Aber die drei Aufgaben bei dieser WM, in denen wir der Favorit waren – die haben wir auch gelöst.”

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