Die deutschen Handballer sind nach einem wahnsinnigen Kampf inklusive Verlängerung ausgeschieden. Ein starker Andreas Wolff und treffsicherer Lukas Zerbe (8) reichen am Ende nicht und Portugal gewinnt mit 31:30 n.V. (13:9).
Es war einer dieser Handball-Krimis Nicht selten bringt ein Kopftreffer den Torhüter aus dem Spiel, im Fall von Andi Wolff bewirkte er das Gegenteil! Rui Silva trifft den deutschen Schlussmann frei im Gesicht (46.) und stachelte den 33-Jährigen in der Schlussphase damit ordentlich an. Mehrere Schüssen wehrte der Kieler ab und sorgte dafür, dass Deutschland in die Verlängerung kam. Dort wurde der “Big Bad Wolf” zum Matchwinner für das DHB-Team.
Um den Flow der selbstbewussten Portugiesen von Beginn an zu stoppen, setzte Bundestrainer Alfred Gislason mit Andi Wolff auf den erfahreneren Schlussmann im deutschen Tor. ARD-Experte Dominik Klein forderte bereits vor dem Anpfiff, dass es vor allem auf die Körpersprache der deutschen Handballer ankommen wird – den Portugiesen zu zeigen: “Hier könnt ihr eure Spielerein nicht machen!”
Deutsches Team ohne Durschlagskraft im Angriff
Zu Beginn waren es aber vor allem diese “Spielerein”, die die deutsche Abwehr nicht in den Griff bekam. Immer wieder kam Kreisläufer Victor Iturriza nach schönen Pass-Stafetten der Nebenmänner frei zum Wurf (0:2). Wenigstens der im Vorlauf angesprochene Vorteil auf der Torhüterposition bestätigte sich früh. Mit fünf Paraden wurde der Mann vom THW Kiel direkt ein wichtiger Faktor in der Partie. Aber auch Diogo Marques im Tor der Portugiesen startete gut und konnte in der 6. Minute erstmals von Renārs Uščins (1:2) bewzungen werden.
“Jetzt brauchen wir Durchschlagskraft”, brachte Jogi Bitter das Manko (17% Abschlussquote) im deutschen Spiel treffend auf den Punkt. Für diese Durschlagskraft brachte Gislason den zuletzt erkrankten Juri Knorr ins Spiel (1:5), das zweite deutsche Tor erzielte aber erneut Uščins. Weiter voll in der Partie war Andi Wolff, der in der 11. Minute gegen Areia vom Siebenmeterpunkt zur Stelle war.
Wolff hält Deutschland mit Paraden im Spiel
Auch in der Folge überzeugte Wolff mit spektakulären Paraden (15.). Der 33-Jährige hielt das DHB-Team mit zwischenzeitlich 50% Fangquote quasi im Alleingang im Spiel. Vorne konnten die Deutschen vor allem Treffer über Siebenmeter erzielten, aus dem gebundenen Spiel lief wenig zusammen. Nach einem 3:0-Lauf zum 6:7 (19.) schien die Mannschaft auch emotional endlich im Spiel angekommen zu sein. Doch das Momentum wehrte nur kurz. Luís Frade stellte mit zwei Toren in Überzahl die alte Drei-Tore-Führung wieder her – mit 9:13 ging es sogar in die Kabine.
Die Ansprache des Bundestrainer in der Pause schien gefruchtet zu haben. Nach nur sechs Treffern aus dem gebundenen Spiel heraus, erzielten Knorr und Köster gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wichtige Treffer (11:14). In der 34. Minute erlitt die portugiesische Defensive dann einen herben Dämpfer. Luís Frade erwischte Uščins im Gesicht und erhielt folgerichtig die rote Karte. “Könnte ein Gamechanger sein!”, kommentiert Weltmeister Johannes Bitter die Szene.
Deutscher 4:0-Lauf bringt erste Führung
Das vierte Tor von Kapitän Golla stellte den Anschluss wieder her – 16:17 nach einem deutschen 5:2-Lauf (41.). “Die wissen nicht mehr was sie machen sollen”, gab Gislason seinem Team in der Auszeit (43.) mit. Der treffsichere Zerbe glich in der 45. Minute per Strafwurf auf und brachte das deutsche Team wieder voll zurück in die Partie. Das empfanden die Portugiesen wohl auch so und schwächten sich mit unnötigen Zeitstrafen selbst. Lukas Zerbe (7/7) blieb eiskalt und traf in doppelten Unterzahlt zur Zwei-Tore-Führung der Deutschen (47.).
In der Schlussphase entwickelte sich ein wilder Schlagabtausch. Immer wieder war Wolff im deutschen Tor zur Stelle, aber vorne schlichen sich wieder leichte Fehler in das Offensivspiel ein. In der 52. Minute war dann das DHB-Team in doppelter Unterzahl, sofort nahm Gislason die Auszeit und mahnte: “Jetzt müssen wir richtig schlau sein!” Schlau war vor allem Regisseur Juri Knorr, der im Zeitspiel einen wichtigen Treffen erzielte (23:22). Portugal kämpfte sich aber zurück und rettete sich in Überzahl in die Verlängerung, weil die deutsche Offensive im letzten Angriff keinen Wurf mehr zustande brachte.
Portugal rettet sich in die Verlängerung
Die eröffnete Juri Knorr mit seinem siebten Treffer. Auf der Gegenseite erwischte auch Francisco Costa einen Sahnetag und glich mit seinem achten Treffer erneut aus (27:27). Der bis dahin glücklose Martim Costa brachte Portugal mit einem Doppelschlag sogar mit zwei Toren in Front, ehe Zerbe per Strafwurf verkürzen konnte (63.). Mit der 20 Parade eröffnete Wolff die zweite Halbzeit der Verlängerung – Zerbe verwandelte eiskalt (29:29).